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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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nicht. Ich dachte, die beiden hätten keinen Kontakt
mehr. Was schließen Sie daraus?«
    »Dass die Beziehung, oder zumindest das Sprechen über die Beziehung,
immer noch aktuell war. Und wenn die Ak s ehirs davon Wind bekommen haben sollten … na ja, sie werden sich überlegt
haben, wie man dieses Thema ein für allemal aus der Welt schaffen könnte.«
    Frau Kaiser schwieg. Ihre Finger waren wieder zum Ausgangspunkt am
oberen Hinterkopf angelangt. Langsam strich sie mir von dort über den Nacken bis
zu den Schultern. »Klingt fast zu einfach«, sagte sie schließlich. »Sicher, vorstellbar
wäre es. Aber selbst bei Menschen wie dem alten Ak s ehir gibt es noch andere Möglichkeiten, Konflikte zu bereinigen, als
pure Gewalt.«
    »Was ist mit Gizems Mutter?«
    »Die hat nicht viel zu sagen. Zu putzen hat sie, das schon, irgendwo
muss das Geld ja herkommen. Vielleicht schafft sie es wenigstens, der jüngeren Schwester
eine bessere Perspektive zu geben.«
    »Hat Gizem denn eine so schlechte Perspektive? Ich meine, hier bei
Ihnen im Laden?«
    »Nein, das ist fürs Erste schon in Ordnung. Wobei sie andere Begabungen
hat. Wie sie zeichnet, was für ein Auge sie hat – Gizem könnte Designerin werden.
Und was meinen Sie, wie viele fertige Frisörinnen später in ihrem Beruf arbeiten?
Von den Türkinnen so gut wie keine.« Sie legte ihre Hände auf meine Schultern. »Ist
Ihr Wissensdurst vorerst befriedigt?«
    »Klingt nach der höflichsten Art eines Rausschmisses«, grinste ich.
    »Das nicht, Herr Koller. Allerdings kommen gleich neue Kunden. Mit
Termin. Und ich muss schauen, wo Gizem abgeblieben ist. Wenn Sie weitere Fragen
haben, rufen Sie mich an, ich gebe Ihnen meine Privatnummer. Vor einem warne ich
Sie allerdings: Bringen Sie mir meine Gizem nicht mit dem Mord in Verbindung, sonst
lernen Sie mich von einer anderen Seite kennen. Verstanden?«
    »Verstanden, ja«, gähnte ich. »Aber ob ich Ihnen das versprechen kann?«
    »Brauchen Sie nicht. Schließen Sie zum Abschluss der Massage bitte
die Augen.«
    Das tat ich. War ja eh schon wieder kurz vorm Einnicken. Frau Kaiser
hielt mir beide Handflächen vor die Ohren. Jegliches Geräusch verstummte, bis auf
das Rauschen meines eigenen Blutes. Alles war dunkel. Die Wärme ihrer Hände übertrug
sich auf meine Ohren, meinen Kopf, mein Denken. Ein Hoch auf die Japaner! Hätte
nie gedacht, dass die Gelbgesichter …
    Zack!
    Es tat fast so weh wie eine Ohrfeige – und es knallte auch ganz ähnlich.
Ich schreckte zusammen, riss die Augen auf und ließ sogar einen kleinen Schreckensschrei
hören. Dabei hatte Frau Kaiser bloß ihre Hände von meinen Ohrmuscheln genommen.
Dies allerdings mit Schmackes. Vorbei war’s mit der Entspannung!
    »Na, wieder wach?«, lachte sie und nahm mir den Umhang ab. »Bevor Sie
mir hier auf dem Stuhl einschlafen! Kommen Sie bitte nach vorn, dann sage ich Ihnen,
was Sie mir schuldig sind.«
    Irgendwie belämmert tappte ich hinter ihr her. Die drei übrigen Kundinnen
linsten unter ihren Klappen und Hauben hervor und nickten mir zu. Das Gerät von
Frau Johannsen begann zu piepsen; eine rote 1 blinkte auf. Die alte Dame mit den
Lockenwicklern hatte noch zwölf Minuten.
     

23
     
    Am Schlossblick herrschte reger Betrieb. Die Kaffeetrinker waren in
der Überzahl, aber ich entdeckte auch zwei wohlgenährte Jungs samt Mutter, die mit
Wonne in ihre Bockwurst bissen. Samstagsfrühstück eben. Geplauder hing in der Luft.
Ganz vorn an der Durchreiche stand Tischfußball-Kurt, heute in Begleitung seiner
Dackel und mit Ringen unter den Augen.
    »Du kommst mir gerade recht«, tönte er, als er mich sah. Dann fiel
ihm ein, dass wir nicht allein waren, und er verkniff sich weitere Bemerkungen.
Coppick und Hansen begrüßten mich schwanzwedelnd.
    »Kaffee?«, fragte Fred, die volle Kanne in der Hand.
    »Nein, danke. Erklär mir lieber, warum du mir Brutschs Nummer nicht
geben willst.«
    Fred stellte die Kaffeekanne zurück. Sein grauer Zopf schwang zur Seite.
»Ich glaube«, sagte er, »das verstehst du nicht.«
    »Das verstehe ich nicht? Woher willst du das wissen?«
    »Das weiß ich eben.«
    »Ach?«
    »Schon wie du fragst, Max.« Er strich sich über sein fliehendes Kinn.
»Nimm es mir nicht übel, aber deine Sätze kommen immer ein bisschen zu schnell.
Wie aus der Pistole geschossen.«
    »Das ist mein Erfolgsrezept.«
    »Nicht hier. Nicht bei Jungs wie dem Brutsch. Da muss man sich vorsichtig
rantasten, verstehst du? Fingerspitzengefühl beweisen.«
    »Red

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