Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlucht der Daemonen

Schlucht der Daemonen

Titel: Schlucht der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
Vom Netzwerk:
den Strauchwald zurück Richtung Rastplatz. Dabei stierte jeder von ihnen immer angestrengt nach rechts und nach links, um nicht irgendwo eine verdächtige Bewegung, einen huschenden Schatten zu übersehen.
    Aber die Indianer benötigten gar keinen Hinterhalt.
    Sealer war als Erster aus dem Dickicht am Rande des Lagerplatzes getreten und er blieb so abrupt stehen, dass ihm erst Jones in den Rücken lief und dann ein Fragezeichen nach dem anderen auflief. Fast hätte Donovan Justus auch noch seinen Colt zwischen die Schulterblätter gebohrt.
    »Was ist los, Max? Geh weiter! Los, mach schon!«, nörgelte Jones.
    Aber Sealer stotterte nur irgendetwas Unverständliches vor sich hin und trat im Trippelschritt vorsichtig zur Seite. Und dann sahen auch die anderen, was ihn so jäh auf der Stelle hatte festfrieren lassen.
    »Ein Indi–«
    »…aner!«
    »In Kriegsbebemalung –«
    »… und mit Tomahawk!«
    Mitten auf der kleinen Fläche vor ihnen stand unbeweglich wie ein Monument ein uralter Indianer, der so grimmig dreinschaute, dass man in seinem von unzähligen Falten zerfurchten Gesicht die Augen kaum sehen konnte. Er trug ein farbenprächtiges Kostüm mit zahllosen Spangen, Schnallen und Troddeln und einen prächtigen Federschmuck auf dem Kopf. Beide Hände, die er vor der Brust gekreuzt hatte, umklammerten einen blitzenden Tomahawk.
    »Kleiner Fuchs! Das ist Kleiner Fuchs!«, flüsterte Donovan aufgeregt. »Seht doch! Die Fuchsschwänze, die von seinem Gürtel baumeln!«
    »Und wer ist Kleiner Fuchs?«, zischelte Justus, ohne den Kopf nach hinten zu drehen.
    »Ein Kitanemuk, aber ein Einsiedler. Er soll schon seit Urzeiten alleine hier draußen in der Wüste leben. Er wird zwar von seinen Stammesbrüdern mit allem Notwendigen versorgt, soll aber ansonsten keinen Kontakt zu ihnen haben. Es heißt, er habe irgendeinen Fluch auf sich geladen und wurde deswegen verstoßen!«
    »Einen Fluch?«, entfuhr es Peter. »Was meinen Sie mit Fluch?« Ein wutschäumender Indianer war ja schon schlimm genug, aber auch noch einer mit Fluch – grauenvoll!
    Donovan zuckte die Achseln zum Zeichen, dass er auch nichts Genaueres wusste.
    »Und was macht der hier bei uns im Lager?«, fragte Bob leise nach hinten.
    »Ich nehme an«, erwiderte Donovan, »er will schauen, was wir hier tun. Schließlich sind wir in sein Land eingedrungen … Zumindest wird er das so sehen.«
    »Ist er gefährlich?« Peter ließ die Augen nicht von dem offenbar äußerst verstimmten Indianer. »Er ist gefährlich, nicht wahr?«
    »Ich weiß es nicht!«, antwortete Donovan. »Er scheint jedenfalls nicht besonders erfreut über unseren Besuch zu sein.«
    »Ach!«, grunzte Peter.
    Justus ertappte seine Hand dabei, wie sie zur Unterlippe wandern wollte, hinderte sie aber daran, weil er nicht wusste, wie der Alte darauf reagieren würde. »Und er hat keinen Kontakt mehr zu seinen Stammesgenossen?«, erkundigte er sich dann noch einmal bei Donovan.
    »Das wird erzählt.«
    »Aber als Kitanemuk dürfte er doch auch mit den alten Sagen vertraut sein, oder?«
    »Das ist anzunehmen. Wieso?«
    Justus erwiderte darauf nichts, sondern nestelte vorsichtig in seiner Jackentasche herum. Plötzlich zog er das Foto von Lady daraus hervor und ging dann damit langsam auf den alten Indianer zu.
    »Justus! Was machst du? Bist du verrückt? Bleib hier!«, rief Peter und hielt seinen Freund am Ärmel fest, als der an ihm vorbeikam.
    Doch Justus schüttelte nur unwirsch den Kopf, machte seinen Arm frei und ging weiter.
    »Justus!«, versuchte es auch Bob noch einmal, aber der Erste Detektiv ignorierte ihn.
    Kleiner Fuchs zeigte während der ganzen Zeit, in der Justus im Zeitlupentempo auf ihn zuschlich, keinerlei Reaktion. Er stand wie versteinert da und nur schwache Reflexe in seinen Augen verrieten dem Ersten Detektiv, dass der Indianer ihn beobachtete.
    Endlich war Justus bei ihm angekommen und hob langsam seinen Arm, um ihm das Foto mit dem sagenumwobenen Pferd der Kitanemuk zu zeigen. Der Indianer senkte kaum merklich die Augen und griff sich dann in einer überraschend flinken Bewegung, die Justus vor Schreck einen Schritt zurücktaumeln ließ, das Bild. Doch der Alte ließ nur einen flüchtigen Blick über das Foto gleiten, hob plötzlich ruckartig seinen Kopf und stieß ein schnaubendes »Pah!« aus.
    Der Erste Detektiv hatte die Gelegenheit eigentlich nützen wollen, um sich den Einsiedler einmal etwas genauer anzusehen, und irgendwie hatte er auch so ein Gefühl, etwas

Weitere Kostenlose Bücher