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Schlucht der Daemonen

Schlucht der Daemonen

Titel: Schlucht der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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im flirrenden Licht verschwamm, wusste jedoch keiner von ihnen.
    Die nächsten Stunden verliefen zunächst ohne weitere Vorkommnisse. Donovan versuchte, ein möglichst hohes Tempo anzuschlagen, aber mit Rücksicht auf die Pferde und auch auf die drei ??? war nur ab und zu ein kurzer Galopp drin. Zwar hätten sie im Trab sehr viel länger reiten können und wären so auch schneller vorangekommen, aber vor allem Justus wurde bei dieser unruhigen Gangart so erbarmungswürdig herumgeschleudert, dass man sich ausschließlich auf den Galopp verlegte.
     
    Peter und Bob hatten ihrerseits dagegen kaum noch Probleme auf ihren Pferden und versuchten sich schon in dem einen oder anderen Lenkmanöver. Vor allem Peter fand langsam Gefallen an der Sache, als ihm plötzlich ein fast betäubender Schreck durch die Glieder fuhr. Der Schock war so unvermittelt über ihn gekommen, dass er sogar beinahe von Snowflake gefallen wäre. Denn von einer Sekunde auf die andere war dort vorne auf der kleinen Anhöhe, auf die sie gerade zuritten, ein Reiter aufgetaucht.
    »Seht … seht ihr auch, was ich sehe?«, stammelte Peter.
    Aber die Frage war überflüssig, denn alle anderen starrten ebenfalls gebannt auf die kahle Kuppe, von der aus ihnen aus dem gleißenden Gegenlicht ein Mensch auf einem Pferd entgegenblickte. Und als der Reiter plötzlich sein Pferd herumriss, um auf der anderen Seite des Hügels hinunterzujagen, sahen sie alle ganz deutlich, wie die gezackte Silhouette eines prächtigen Federschmucks ihre Konturen ins fast weiße Licht schnitt.
    »War das wieder … Kleiner Fuchs?« Bobs Frage klang so, als bitte er inständig darum, dass irgendjemand ja sagte. Denn wenn das nicht Kleiner Fuchs war, überlegte Bob nervös, dann –
    »Ich weiß es nicht«, versetzte Donovan Bobs Hoffnungen einen herben Dämpfer. »Er könnte es gewesen sein, aber dann hätte er uns schnell und vor allem weiträumig umreiten müssen, um ungesehen zu überholen. Und ob er das getan hat …?«
    Dass er das bezweifelte, ließ der Cowboy unausgesprochen, aber keiner hatte genügend Optimismus, um das Gegenteil zu denken. Doch irgendwie wollte auch niemand den dann naheliegenden Gedanken aussprechen, dass das demnach eben ein anderer Kitanemuk gewesen sein musste. Einer, der wahrscheinlich kein Einsiedler war, der also vielleicht gleich seine Stammesbrüder zusammentrommelte, um sie über den momentanen Aufenthaltsort der Grabräuber zu informieren.
    Denn das auszusprechen, hätte bedeutet, dass man der Gefahr bewusst ins Auge hätte blicken müssen. Die dritte Feder ließ ja keinen Zweifel daran, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis man es mit den letzten Angehörigen eines Stammes zu tun bekam, die alles unternehmen würden, um eine Legende, um ihre Legende wahr werden zu lassen – und dass sie jeden aufhalten würden, der anderes im Sinn hatte.
    Aber auf eine seltsam naive Weise versuchte jeder diesen Gedanken so weit wie möglich zu verdrängen, auch wenn er fast greifbar in der flimmernden Luft lag. Sogar Justus suchte nahezu verbissen nach anderen Erklärungen für den Indianer auf dem Hügel und rechnete allen Ernstes im Stillen aus, wie schnell Kleiner Fuchs hätte reiten müssen, um sie ungesehen überholen zu können.
    Doch drei Minuten später ging auch dieser Hoffnungsstrohhalm in Flammen auf, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
    »Rauchzeichen!«, stieß Bob keuchend hervor. »Da vorne sind Rauchzeichen!«
    Als hingen sie alle an unsichtbaren Fäden zusammen, riss jeder im selben Moment seinen Kopf in die Richtung, die Bobs Finger vorgab. Und was sie dort sahen, ließ ihre mühsam unterdrückten Ängste und Befürchtungen mit solch einer Wucht über ihr Bewusstsein hereinbrechen, dass für Minuten keiner in der Lage war, ein Wort zu sagen.
    Gebannt starrten alle nur zum östlichen Horizont, wo in rhythmischen Abständen kleine graue Wölkchen zum Himmel stiegen. Jedem von ihnen war sofort völlig klar, dass der Rauch nicht von einem Feuer herrühren konnte. Ein Feuer hätte eine beständige und zusammenhängende Rauchfahne in den Himmel geschickt, aber nicht diese kleinen Wolken, die so aussahen, als paffte irgendwo da hinter dem Hügel ein Riese sein Pfeifchen.
    »Kann das jemand lesen?«, presste Bob schließlich tonlos hervor. »Sie vielleicht, Mr Donovan?«
    »Ist doch völlig klar, was das heißt«, regte sich Peter auf und in seiner Stimme lag dabei so viel Gewissheit, dass sogar Justus eine Gänsehaut den Rücken hinablief.

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