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Schlucht der Daemonen

Schlucht der Daemonen

Titel: Schlucht der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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Merkwürdi-ges entdeckt zu haben. Irgendein optischer Fehler war ihm ins Auge gesprungen. Es war so wie bei den Bilderrätseln, bei denen man herausfinden musste, was nicht stimmte oder nicht zusammenpasste. Aber Justus konnte im Moment beim besten Willen nicht sagen, was ihn am Anblick des Indianers störte, und er konnte ihn jetzt auch schlecht weiter neugierig mustern.
    Denn Kleiner Fuchs maß Justus nun seinerseits von Kopf bis Fuß. Misstrauisch tasteten sich seine Augen am Ersten Detektiv hinab und wieder hinauf, so als suchten sie nach irgendetwas.
    Doch plötzlich schüttelte der Indianer verächtlich den Kopf, führte danach unvermittelt seine andere Hand nach oben – und zerriss dann mit einer fast schon theatralischen Bewegung das Bild von Lady! Während die Schnipsel lautlos zu Boden segelten, drehte er sich mit einem leisen Rauschen seines Federschmucks um und verschwand.

Der Mond nähert sich der großen Schlange
    »Warum hat er das getan?« Bob war der Erste, der wieder Worte fand, nachdem der alte Kitanemuk entschwunden war.
    »Ist doch logisch!«, fuhr ihn Peter an, dessen Nervenkostüm im Moment äußerst angegriffen war. »Er ist sauer, weil wir das heilige Pferd eingefangen haben, und wollte es befreien!« Eine unverhohlene Kriegserklärung und kurz darauf ein mehr als übellauniger Indianer in vollem Ornat – und beladen mit einem wahrscheinlich schrecklichen Fluch! –, das war so ziemlich genau das, was der Zweite Detektiv unter allen Umständen hatte vermeiden wollen.
    »Eingefangen? Das Pferd?« Bob schaute seinen Freund verdutzt an.
    »Ja! Indianer glauben doch so ’n Zeug! Dass ein Foto die Seele eines Wesens einfängt – oder so!«
    »Du hast zu viele Western gesehen!«, vermutete Bob und zog die Stirn in Falten. »Ich glaube, dass die Indianer des 21. Jahrhunderts mittlerweile auch wissen, was ein Foto ist.«
    »Was weiß ich!«, regte sich Peter auf. »Jedenfalls war der ja wohl total wütend und geht jetzt sicher seine Kriegsbrüder holen! Und dann wimmelt es hier nur so vor grässlich schreienden Indianern, die alle unseren Skalp wollen! Von wegen Fuchsschwänze, die am Gürtel baumeln!«
    »Kleiner Fuchs ist von seinem Stamm verstoßen worden«, erinnerte ihn Donovan. Doch auch er wirkte sehr nachdenklich und angespannt.
    Peter stieß nur ein halb verächtliches, halb resignierendes »Pah!« aus, weil er auch nicht mehr wusste, was er jetzt sagen sollte.
    Erst jetzt wandte sich auch Justus um, der bis dahin dem alten Indianer nachdenklich hinterhergeschaut hatte, auch als der schon lange von der Bildfläche verschwunden war. Er hatte das Gespräch seiner Freunde daher nicht mitbekommen und machte auch ansonsten einen etwas verwirrten Eindruck, was aber im Moment niemandem weiter auffiel.
    »Ich bin mir sicher, dass wir Kleiner Fuchs vernachlässigen können, was unsere Unternehmung betrifft«, versuchte Donovan die erhitzten Gemüter weiter abzukühlen. »Er ist zwar bestimmt nicht begeistert über unsere Anwesenheit, aber er hat gewiss weder etwas mit dem Diebstahl von Lady zu tun noch wird er uns wirklich behindern bei unserem Vorhaben.«
    »Eben«, nuschelte Justus und brachte jetzt endlich seine Hand dorthin, wohin es sie schon die ganze Zeit zog – zur Unterlippe. Offenbar gab es etwas, worüber die beiden unbedingt nachdenken mussten.
    »Erster?« Peter wusste mit der Aussage von Justus allerdings nichts anzufangen und konnte sich im Augenblick auch nicht vorstellen, worüber Justus nachgrübelte.
    »Hm?«
    »Wolltest du uns etwas sagen?«
    »Nh, nh«, verneinte Justus, »ich dachte nur gerade laut.«
    »Ah so«, nickte Peter schwach und setzte ein Alles-wird-gut-Lächeln auf, bevor er zu Bob gewandt flüsterte: »Hoffentlich wird das jetzt nicht zur Gewohnheit, sonst müssen wir Just in Zukunft knebeln. Irgendwo dadrin –« – Peter zeigte vage auf Justus’ Kopf – »denkt es bei dem doch immer.«
    Bob kicherte. Vor seinem inneren Auge war ein dank eines Knebels nur noch gedämpft vor sich hin brabbelnder Justus erschienen und der dritte Detektiv ertappte sich dabei, dass er bei dieser Vorstellung kurzzeitig einen wohligen Anflug von Erleichterung verspürte.
    Nach einer kurzen Inspektion der Karte führte Donovan die kleine Gruppe weg vom Rastplatz, ritt um eine größere Felsformation herum und schlug dann den Weg Richtung Nordosten ein. Was sie da außer einer kargen Steppenlandschaft erwartete, die sich in einem staubigen Braun bis zum Horizont ausbreitete, wo sie

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