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Schlucht der Daemonen

Schlucht der Daemonen

Titel: Schlucht der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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»Skalpträger nähern sich von Westen. Stop. Sind die, die heiliges Pferd zurückholen wollen. Stop. Brüder sollen sich –«
    »Peter!«
    »… sollen sich versammeln. Stop. Angriff –«
    »Peter! Jetzt krieg dich wieder ein!« Justus versuchte, seinen Freund vor der drohenden Panikattacke zu retten, aber Peter steigerte sich immer mehr in seinen Wahn hinein, die Rauchzeichen tatsächlich lesen zu können.
    »… Angriff, wenn sich Mond der großen Schlange nähert. Stop. Keine Gefangenen machen. Stop.«
    »Bist du jetzt fertig?«
    »Was soll es denn sonst heißen?«, fuhr Peter nun den Ersten Detektiv an. »Irgendwas in der Richtung heißt es sicher. Oder glaubst du, dass die sich nur gegenseitig zum Marterpfahlschnitzen einladen wollen? Nein, die haben –«
    Peter stockte augenblicklich der Atem. Das hatte er ja ganz vergessen! Marterpfähle! Indianer haben ja Marterpfähle!, schoss es ihm durch den Kopf. Die würden sie gar nicht sofort haarlos in die ewigen Jagdgründe befördern, sondern sie an ihre Folterpfähle binden, um sie dann ganz allmählich –
    »Vergiss es, Peter!« Justus wusste natürlich sofort, welch grausige Gedanken seinem Freund in diesem Moment durchs Hirn gejagt waren.
    »Was soll ich vergessen?«, keuchte Peter, ohne den Blick von den immer noch aufsteigenden Rauchwölkchen zu nehmen.
    »Na, Pfeilschießen, Tomahawkschleudern, Speerwerfen, Häuten, Blenden, Brennen – eben all das, was dir zum Thema Marterpfahl gerade so eingefallen sein dürfte.«
    Der Zweite Detektiv drehte sich langsam auf seinem Pferd um und schaute Justus aus schreckgeweiteten Augen an. »Weißt du, so genau habe ich mir das bisher noch gar nicht ausgemalt. Aber ich finde es unheimlich beruhigend, jetzt bis ins Detail zu wissen, was da auf mich zukommt. Ich danke dir, Justus, vielen Dank. Du weißt, wie man anderen Mut macht.«
    Auch Bob, der sich zunächst noch köstlich über Peters rege und leicht durchschaubare Fantasie amüsiert hatte, war mit einem Mal das Lachen im Halse stecken geblieben. Justus hatte mit seinen genauen Kenntnissen über indianische Foltermethoden Bilder in ihm heraufbeschworen, die auch ihm zum ersten Mal klarmachten, in welch gefährliche Situationen sie hier draußen geraten konnten. Und zu allem Überfluss fanden auch Donovan und seine Männer das alles nicht im Mindesten lustig, sondern schwiegen nur ernst und nachdenklich vor sich hin.

Der Überfall
    Gegen acht Uhr abends erreichten sie am Rande eines ausgetrockneten Flussbetts einen kleinen Platz, der halbkreisförmig von riesigen Felsblöcken umgeben war. Dahinter breitete sich eine von einzelnen dürren Büschen und absonderlich in sich verdrehten Kakteen bewachsene Senke aus. Donovan brachte Dancer sanft zum Stehen und beschloss, dass sie für heute genug geritten wären und dass dies der geeignete Platz für ein Nachtlager sei. Hier wären sie einigermaßen geschützt und hätten die Umgebung recht gut im Blick, zumal Vollmond sei und man in der wolkenlosen Nacht daher ausgezeichnet sehen könne.
    Die anderen nickten oder grummelten zustimmend. Auch Peter protestierte nicht. Er hatte es mittlerweile aufgegeben, den Rest der Gruppe zum Umkehren überreden zu wollen, nachdem er den ganzen Nachmittag erst auf Donovan und seine Männer und dann auf Justus und Bob eingeredet hatte.
    Doch Donovan wollte unter keinen Umständen klein beigeben und seine geliebte Lady den Indianern überlassen, und Justus appellierte wie meistens in solchen Situationen an ihre Detektivehre. Peter war das allerdings herzlich egal und er machte das seinem Freund auch in nicht gerade ausgewählten Worten klar. Viel mehr überzeugte ihn da schon Bobs Argument, dass sie ohne Donovan gar nicht zurückkönnten. Der müsste ja erst seine Männer verständigen, die wiederum Tage bräuchten, bis sie bei ihnen wären. Würden sie sich nun aber abseilen, so Bob, dann müssten sie sich alleine durch die Wüste bis in die nächstgelegene bewohnte Gegend durchschlagen, und wenn sie die verfehlten, würden sie noch tagelang durch diese Mondlandschaft reiten.
    Peter hatte daraufhin mehr oder weniger resigniert und sauer vor sich hin geschwiegen und den Rest des Nachmittags damit verbracht, die unheimlichen Bilder aus seinem Kopf zu verbannen, die sich immer wieder einschlichen.
    Insgesamt hatten sich nach dem Vorfall mit dem Indianer auf dem Hügel und den Rauchzeichen die Gemüter dann auch langsam wieder etwas beruhigt. Insbesondere weil danach der Ritt ohne weitere

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