Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schluessel zur Hoelle

Schluessel zur Hoelle

Titel: Schluessel zur Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
war ein auffälligerer Typ – ein großer, gefährlich aussehender Mann mit einem dichten Stoppelbart. Er hatte ein von Narben zerfurchtes, brutales Gesicht und kurzgeschnittenes Haar und trug eine Seemannsjacke und Stiefel.
      Er schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen und strich an der Mauer ein Streichholz an. »Hier hinunter, bitte, Mr. Chavasse«, sagte er.
    Chavasse ging langsam die Treppe hinunter. Unten auf dem Landungssteg drängte sich der kleine Mann an ihm vorbei, eilte voraus zur anderen Seite des Hauses und öffnete eine Tür in der dicken Mauer. Eine Steintreppe tauchte aus dem Dunkel auf. Chavasse folgte ihm. Der große Mann hielt sich ein paar Schritte hinter ihm.
      Der kleine Mann blieb auf einem Treppenabsatz stehen, öffnete eine weitere Tür und deutete mit dem Kopf darauf. Chavasse ging an ihm vorbei und trat ein. Der Raum enthielt einen Tisch und mehrere Stühle. An der einen Wand stand ein schmales Eisenbett.
      Am Tisch saß ein Mann und schrieb einen Brief. Er war klein und dunkelhaarig und trug einen makellosen Anzug aus leichtem blauen Kammgarn. Seine Haut hatte die Farbe feinen Leders, und mit seinem dünnen Backenbart sah er aus wie ein Conquistadore.
      Chavasse blieb, die Hände in den Hosentaschen, ein paar Schritte vor ihm stehen. Der Mann drehte den Kopf und sah ihn mit seinen schwarzen, glänzenden Augen an. Dann wandte er sich halb um und lächelte freundlich.
    »Oh, Mr. Chavasse – es ist mir ein Vergnügen, Sir.«
      Sein Englisch war fehlerlos und fast ohne Akzent. Chavasse musterte ihn. Er fand ihn ausgesprochen unsympathisch. Trotz seiner höflichen, liebenswürdigen Miene waren seine Augen kalt und erbarmungslos – die Augen eines Killers.
      »Ich kann das alles nicht besonders vergnüglich finden«, sagte Chavasse.
    Der kleine Mann lächelte.
      »Oh, das tut mir leid. Aber vielleicht gelingt es uns, Ihr Interesse zu wecken. Hätten Sie Lust, sich zehntausend Pfund zu verdienen?«
      Am anderen Ende des Tisches stand ein Tablett mit Flaschen und Gläsern. Chavasse ging gelassen darauf zu. Er merkte, wie der große Mann neben der Tür eine leichte Bewegung machte.
      Eine der Flaschen enthielt Smirnow, seinen Lieblingswodka. Er schenkte sich ein halbes Glas davon ein, ging zum Fenster und blickte, während er trank, auf die Stromboli hinunter, deren Umrisse verschwommen durch den Nebel zu sehen waren.
    »Nun?« fragte der kleine Mann.
    Chavasse drehte sich um. »Wie sieht’s denn jetzt in Tirana aus?«
      Der kleine Mann lächelte. »Eine sehr geschickte Fangfrage, Mr. Chavasse. Doch ich muß Sie enttäuschen. Ich bin seit fünf Jahren nicht in Tirana gewesen. Eine kleine Meinungsverschiedenheit mit dem gegenwärtigen Regime.« Er zog eine weiße Karte hervor und reichte sie Chavasse. »Meine Karte, Sir. Ich bin Adern Kapo, Vertreter von Alb-Tourist in Taranto.«
    »Unter anderem, vermute ich.«
      Kapo nahm eine Zigarette aus einer Dose und steckte sie in eine Spitze. »Man könnte mich als eine Art Mittelsmann bezeichnen. Die Leute kommen mit ihren Wünschen zu mir, und ich versuche sie zu erfüllen.«
    »Gegen Honorar?«
      »Selbstverständlich.« Er hielt Chavasse die Dose hin. »Zigarette?«
      Chavasse nahm eine. »Zehntausend Pfund sind ein Haufen Geld. Wie kommen Sie auf die Idee, daß ich daran interessiert sein könnte?«
      »Menschenkenntnis gehört zu meinem Geschäft, und Sie würden staunen, wie gut ich Sie kenne, mein Freund. Sie sind ein Mann, der sich an den Meistbietenden verkauft. Doch zur Sache. Die zehntausend Pfund könnten Sie sich sehr leicht verdienen. Meine Auftraggeber würden Ihnen diese Summe im voraus zahlen, wenn Sie sich bereiterklären, sie zu einem bestimmten Boot zu führen, das vor kurzem in den Bojanasümpfen in Nordalbanien gesunken ist. Sind Sie interessiert?«
      »Das Ganze klingt sehr verlockend, doch leider habe ich keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Ich bin sicher, Signorina Minetti hat Sie bereits eingehendst über die Sache informiert. Lassen wir doch das Theater, Mr. Chavasse. Nach den Informationen, die mir meine Auftraggeber zur Verfügung gestellt haben, wurde in einem Schlammloch an der Mündung des Bojanaflusses die Leiche eines italienischen Staatsbürgers, eines gewissen Marco Minetti, gefunden. Kurz zuvor war der Versuch unternommen worden, eine religiöse Reliquie von unschätzbarem Wert aus dem Land zu schmuggeln.«
    »Was Sie nicht sagen!«
      Kapo achtete nicht darauf.

Weitere Kostenlose Bücher