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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Abigail
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Kunstwerk, und auch wenn es sichtlich alt war, schien es, als hätten weder Krieg noch Katastr o phen ihm je etwas anhaben können. Die viktorianische Villa war aus cremefarbenen Backsteinen erbaut. Säulen stützten einen Balkon. Ein Torbogen aus dem gleichen Stein, der mit Rosen aus Messing und Kupfer geschmückt war, führte in den Garten. Die Fensterläden waren aus Messing, und die Dachpfannen aus Kupfer. Mit diesen Metallen war auch die Haustür kunstfertig beschlagen. Der Türgriff bestand aus einem Drehknauf in Form eines Zahnr a des. Ein solches Zahnrad – diesmal aber mannshoch – fand sich ebenfalls als Skul p tur im Garten, aufrecht stehend, während kleinere Zahnräder quer darüber lagen.
    „ Wenig Farben für einen Maler“, stellte Valender fest. Tatsächlich, er hatte recht. Alles war in seiner ursprünglichen Farbe belassen worden, nicht einmal die dekorativen Metallblumen in den Blume n kästen waren lackiert.
    „ Hören Sie das?“, fragte Cera und beide verharrten mucksmäu s chenstill. „Ich glaube, er spielt Musik ab. Man hört es nur ganz schwach.“
    „ Ja, aber da ist auch eine Stimme“, sagte Valender. „Entweder hat er Besuch oder er telefoniert.“
    „ Wer weiß, worüber er spricht.“ Cera wollte es in jedem Fall he r ausfinden. „Kommen Sie, Valender, wir klopfen. Und vorher …“
    „ Was hast du vor?“
    „ Wir lauschen an der Tür.“ Na, was hatte er denn gedacht? „Nur, damit wir sichergehen können, ihn nicht zu stören, natürlich.“
    „ Sicher“, kommentierte Valender spöttisch, aber er folgte ihr, leise und im Schatten des Heckenungetüms, um aus dem hell erleuchteten Haus nicht gesehen zu werden.
    Je näher sie kamen, desto deutlicher hörten sie die Musik – klass i sche Instrumentalmusik, von Klavierarpeggien dominiert. Valender hielt Cera am Arm fest.
    „ Die Fußmatte“, wisperte er und deutete zu Boden.
    „ Wirklich raffiniert.“ Sie war beeindruckt und dankbar für Vale n ders Aufmerksamkeit. Die Fußmatte bestand aus Hunderten von kleinen Glöckchen, die alle hell erklingen würden, wenn jemand drauftrat. Flüchtig berührte sie seinen Handrücken und nickte ihm zu.
    Die Männerstimme verstand Cera erst, als sie das Ohr an die Tür legte, wozu sie sich verrenken musste, weil sie die Fußmatte nicht berühren konnte. Nur Wortfetzen drangen zu ihr durch.
    „ Was sagt er?“, formte Valender mit den Lippen.
    Cera zuckte mit den Schultern. Mr Charles schien mit einer Mrs Charles zu diskutieren. Aber Moment mal … Mrs Charles? Es gab keine Mrs Charles – Mr Charles war Junggeselle, das hatte sie im KSS gelesen und eben noch von den Frauen bestätigt bekommen. Und wer redete seine Gattin denn auch noch mit Mrs an? Diese M o deerscheinung aus den 90ern war inzwischen völlig verpönt.
    „ Valender?“, hauchte sie, „vielleicht sollten wir ein anderes Mal wiederkommen. Ich glaube, seine Mutter ist zu Besuch.“
    „ Seine Mutter?“
    „ Pscht, nicht so laut!“
    Valender beugte sich vor und drückte ebenfalls das Ohr an die Tür. Sein Blick berührte ihre Lippen, sie glaubte , es zu fühlen. Seine Nase war keine zehn Zentimeter von ihrer entfernt. Sie spürte seinen Atem, wie er über ihre Haut strich, und hätte am liebsten die Augen geschlossen und den Moment in ihrem Speicher manifestiert, um ihn nie zu verlieren.
    „ Ich höre niemanden“, sagte er und sah ihr dabei unumwunden in die Augen. „Bis auf die Musik ist es mucksmäuschenstill.“
    „ Seltsam.“ Bei den Dschinns, mit ihrer Stimme war etwas nicht in Ordnung. Wie heiser sie plötzlich klang. Auf Valenders Stirn e r schien eine angespannte Falte. Er schloss die Augen und lauschte. Auch Cera versuchte sich auf die Geräusche zu konzentrieren, statt auf sein Gesicht – was gar nicht so einfach war, denn er hatte e r schwerenderweise ein sehr ansehenswertes G e sicht. Wie schade, dass es wohl nur die Droge war, die dieses interessierte Leuchten in se i nen Augen entzündet hatte. Sie presste ihre Wange gegen die ka l ten Messingbeschläge.
    „ Nichts zu machen“, sagte Valender und verzog enttäuscht die Lippen. „Ich höre kein Wort mehr. Vielleicht ist er …“
    Und dann kippten sie plötzlich beide nach vorn, stießen erst z u sammen und dann gemeinsam auf den Boden, denn die Tür war au f gerissen worden.
    „ Duuu!“, brüllte eine Männerstimme, und Cera musste, in ihren Rock verheddert, tatenlos mit ansehen, wie ein hochgewachsener Mann mit schulterlangem, wildem,

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