Schlüsselherz (German Edition)
schwarzem Haar – vermutlich Mr Nathaniel Charles – Valender am Kragen fasste, ihn in die Aufrechte zerrte und ihm einen krachenden Kinnhaken verpasste. Valender keuchte, Cera entwich ein schriller Schrei. Mr Charles Geschrei übe r tönte alles.
„ Elender Schurke! Dich werd ich lehren, an meiner Tür zu la u schen! Das haben schon andere versucht, und die hab ich allesamt an meinen Zossen verfüttert!“
Valender begann sich aus seinem Griff zu befreien und wehrte e i nen zweiten Schlag ab. Der andere griff in einen Schirmständer, der dicht neben der Tür stand und knüppelte mit dem Silbergriff eines Spazierstocks nach Valenders Kopf, erwischte ihn aber nur an der Schulter. Valender packte den Stock, drehte ihn, sodass Mr Charles ihn loslassen musste, und warf ihn zu Boden. Er setzte an, etwas zu sagen, aber der Hausherr ließ ihn nicht zu Wort kommen. Wie ein Berserker drang er auf Valender ein und packte ihn mit beiden Hä n den an der Kehle.
„ Aufhören!“, befahl Cera in ihrer energischsten Stimme, aber sie wurde – mal wieder – ignoriert.
Valender bekam ein puterrotes Gesicht, und das wurde ihm offe n bar zu bunt. Er knurrte einen Fluch, gab die Defensivabwehr auf und griff an. Ein Schlag traf seinen Gegner in den Magen, ein rasch folgender unters Kinn. Mr Charles stöhnte und stürzte, dachte dabei aber nicht daran, Valender loszulassen, sodass sie gemeinsam zu B o den gingen. Irgendwer rappelte sich auf, der andere zerrte ihn wieder hinab. Völlig ineinander verkeilt stolperten sie durch den engen Flur in die angrenzende Halle, wo sie mehr Platz zum Ausholen hatten. Beide versuchten aufeinander einzuschlagen, strampelten, fluchten und zappelten, sodass Cera kaum mehr erkennen konnte, zu we l chem Mann welche Arme und Beine gehörten.
„ Sofort aufhören!“, wiederholte sie, aber sie hätte ebenso gut einer Litfaßsäule befehlen können, sich dünnzumachen . So krempelte sie ihre Ärmel hoch, griff zu einem großen, schwarzen Schirm, der im Ständer lehnte und beschloss, dieser albernen Schlägerei ein sofort i ges Ende zu bereiten.
Kapitel IX
Nathaniel blinzelte. Wo zur Hölle war er, warum zu Hölle war er, wo er war, und wer zur Hölle war dafür verantwortlich, dass er weder das eine noch das andere wusste? Die schwarze – die männliche – Mrs Charles schnupperte an seiner Nase, was ein Hinweis darauf sein musste, dass er sich zumindest in seinem eigenen Haus befand, auf dem Fußboden, wenn er das richtig sah. Opium? , überlegte er. Oder zu viel Whisky? Die rote Mrs Charles verlangte mit „Meh“ nach etwas Essbarem. Der klagende Laut schmerzte in seinem Kopf, was auf Absinth hindeutete. Sehr viel davon.
Nathaniel rieb sich das Gesicht und richtete sich auf. Sein Blick fiel auf einen Mann und eine weibliche Puppe, die wie arrangiert auf se i nem Sofa saßen und ihn musterten; die Püppi ein wenig betreten und der Kerl, als bedaure er zutiefst, dass Nathaniel schon wieder aufst e hen konnte. Die graue Mrs Charles schmiegte sich an die Seite des Mannes, ließ sich den Nacken kraulen und schnurrte in Ektase. Ve r räterisches Katzenpack!
„ Darf ich davon ausgehen“, überlegte Nathaniel laut, bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn die Situation beunruhigte, „dass es sich hier um eine Art Überfall handelt?“
Püppi schlug sich die Hand vor den Mund. Besaß sie die Nerven, über ihn zu grinsen? „Aber nein“, nuschelte sie hinter ihren Fingern. „Das ist alles nur ein Missverständnis.“
„ Missverständnis.“ Nathaniel betastete die hühnereigroße Beule an der Oberseite seines Schädels. „Ich habe also missverstanden, dass Sie in mein Haus eingedrungen sind und er“, er deutete auf den Mann, „mich niedergeschlagen hat, und dafür erwarten Sie nun mein Verständnis.“
Püppi – er musste sich eingestehen, dass sie eine sexy Püppi war – überlegte einen Moment und senkte dann die Hand, um ein Lächeln zu zeigen. „Nicht ganz. Wir sind nicht in Ihr Haus eingedrungen, sondern vielmehr gefallen, und nicht Mr Beazeley hat Sie niederg e schlagen, sondern ich.“ Sie deutete mit einem spitzen Zeigefinger auf Nathaniels Regenschirm, der verbogen auf dem Parkett lag. „Was Ihr Verständnis betrifft, liegen Sie richtig. Mein Name ist Cera.“
„ Lassen Sie mich eine Frage stellen, Cera.“ Nathaniel ging ein paar Schritte im Raum auf und ab. Püppi wartete geduldig. Ihr Begleiter sah aus, als wäre mit weiteren Prügeleien zu rechnen, wenn
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