Schluesselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens
Zusammenspiel der Geschlechter unverzichtbar. Viele junge Frauen unterschätzen jedoch noch immer, wie viel Anstrengung nötig ist, um nach einem gelungenen Berufseinstieg in Führungsetagen Fuà zu fassen.
Deshalb appelliere ich an alle Frauen, in ihrem Leben nicht nur für andere Verantwortung zu übernehmen, sondern sich stets auch der Verantwortung für sich selbst bewusst zu sein. Da ist sowohl das Engagement der Unternehmen gefragt als auch das Umdenken in unser aller Köpfen.
MIGRATION UND INTEGRATION ALS HERAUSFORDERUNG
Meine Freundin Yue-Sai Kan, eine sowohl in China als auch im Westen bekannte Autorin und Unternehmerin 101 , hat mir einmal gesagt: »Ihr Europäer seid nicht neugierig genug.« Dieser Satz hat mich sehr nachdenklich gemacht. Was ist es, das uns Europäer in vielem lähmt oder uns glauben lässt, wir wüssten alles besser? Warum fühlen wir uns Menschen aus anderen Kulturkreisen häufig sogar überlegen? Ist das nur fehlende Neugierde? Oder steckt dahinter auch der Hochmut der alten abendländischen Kultur, der uns satt macht und uns so das Tor zu neuen Einsichten verschlieÃt?
Wie oft habe ich erlebt, dass ich mit meiner Neugierde auf andere Menschen und andere Kulturen die Geduld meiner Begleiter strapazierte. Nicht alle Menschen lassen sich mit gleicher Begeisterung auf das ein, was ihnen fremd erscheint. Begegnungen und Erlebnisse mit anderen Kulturkreisen können anstrengend sein, bereichernd sind sie allemal. Denn sie öffnen unseren Blick und lehren uns, die Dinge des Lebens mit anderen Augen zu sehen. In der Vielfalt der Perspektiven liegt eine ungeheure Chance. Und diese Chance lässt sich nicht nur auf Reisen in andere Länder und Kontinente entdecken. Diese Chance ist mit Händen zu greifen, sie befindet sich mitten unter uns, sie ist ein Teil unseres Lebens geworden, wenn wir nur wach genug sind, diese Möglichkeiten wahrzunehmen. 102
Die deutsche Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Angesichts der demografischen Entwicklung ist die Integration von Zuwanderern keine Minderheitenfrage mehr. Die Zukunftsfähigkeit unserer älter werdenden Gesellschaft hängt entscheidend davon ab, ob es uns gelingt, Menschen unterschiedlicher Herkunft, verschiedenartiger kultureller Prägungen und von unterschiedlichem sozialem Status zu integrieren.
Heute haben rund 20 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen einen Migrationshintergrund. Dieser Anteil wird aufgrund der unterschiedlichen Geburtenzahlen noch wachsen. Wir brauchen deshalb eine Gesellschaft, die Veränderungen als Chance begreift und unterschiedliche Sichtweisen akzeptiert. Denn Deutschland ist in den kommenden Jahren dringend auf Zuwanderung angewiesen. Wirtschaftskrisen erschweren das nötige Umdenken. Die Herausforderung unserer Gesellschaft besteht darin, trotz bestehender sozialer Spannungen das Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft zu gestalten. Mir persönlich ist das ein groÃes Anliegen, dem ich in vielen Gesprächen und Diskussionen nachgehe.
Die Bertelsmann Stiftung hat hierzu einen eigenen Schwerpunkt entwickelt und bietet eine Vielzahl von Projekten, Studien und MaÃnahmen für eine erfolgreiche Integrationspolitik an. 103 Die Zukunft unserer Demokratie ist auf die lebendige Umsetzung von gesellschaftsverbindenden Werten wie Toleranz, Gemeinschaftssinn und Bürgerengagement angewiesen. Dazu müssen entsprechende Gestaltungsmodelle gefördert werden. Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir Bildungsprogramme entwickelt, die helfen, auf individueller Ebene entsprechende Haltungen zu fördern. Die langjährige Tabuisierung der
Einwanderungssituation in Deutschland hat eine ausländerfeindliche Einstellung in der Bevölkerung begünstigt. Dem gilt es, mit aller Kraft entgegenzuwirken.
Mittlerweile ist das Problem in der Politik angekommen. Integration wird nun als Schlüsselaufgabe verstanden, die über die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft entscheidet. Doch noch immer gibt es viel zu tun und zu verändern. Es kann nicht sein, dass eine Ãrztin aus Bulgarien hier als Krankenschwester arbeiten muss und ein Ingenieur aus Kenia als Taxifahrer tätig ist, um zu überleben. In einer Umfrage zu Demokratie und Integration in Deutschland 104 hat die Bertelsmann Stiftung zeigen können, dass die Zuwanderer sich mehrheitlich zur Demokratie bekennen: 70 Prozent
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