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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ja von früher, war immer etwas romantisch.«
    Volbert stolperte zum Kofferraum und holte zwei Spaten. Rita Camargo lehnte am Kühler und starrte in die Finsternis des Waldes. Jedes Wort, das Ostra jetzt sprach, war wie Gift, das sie innerlich zerfraß. Sie wußte, daß sie jetzt machtlos war. Sie hatte mitgeholfen, den Spionagering aufzuziehen. Sie hatte die Tonbänder eingestellt, die Fotos gemacht. Sie hatte Bruckmayer durch ihren Körper ausgeschaltet. Als sie merkte, daß sie ihn wirklich liebte, war es zu spät. Und nun begrub sie ihn auch noch. Mithilfe zum Mord. Aber sie dachte an später, als sie stumm zusah, wie Ostra und Volbert ihre Spaten schulterten, als gingen sie in fröhlicher Runde einen Schrebergarten umgraben. Hier in Deutschland war sie ein Nichts, aber drüben, in Südamerika, würde ihre Stunde kommen. Da galten andere Gesetze. Da kümmerte sich niemand darum, wenn man eines Tages zwischen Felsen eine Leiche fand, die man nicht mehr erkennen konnte. Man begrub sie. Ein Toter mehr. Madre de Dios – es gibt so viele Unbekannte auf der Welt.
    Warte, dachte sie und starrte Ostra an, der ihr vom Waldrand aus zuwinkte mitzukommen. Du kennst mich nicht. Du hast mich behandelt wie ein Handtuch, an dem du dich abtrocknen konntest. Du hast mich nie gekannt. Aber du sollst mich noch kennen, und das wird deine letzte Sekunde sein. Und das Staunen in deinen Augen wird zerplatzen wie ein Luftballon …
    Hundert Meter tief im Wald zeigte Ostra auf eine Stelle im Schnee. »Hier! Hier liegt er gut.« Der Wald war da lichter. Ein Windbruch hatte vor Jahren einen kahlen Kreis geschlagen, man hatte die geknickten Stämme abtransportiert, und dann hatte sich der Wald selbst ausgesät, aus den gesplitterten Stümpfen wuchsen neue Reiser, und der runde Kreis belebte sich mit kleinen Fichten. Die Narben der Natur wuchsen zu.
    Drei Stunden gruben Ostra und Volbert. Und auch hier zeigte sich, welche Kraft in Ostra steckte. Unermüdlich stach er in die harte Erde und warf die Schollen zur Seite. Ohne Müdigkeit grub er sich in die Tiefe, wie eine Maschine, die sich in die Erde fraß. Volbert machte öfter eine Pause. Er schwitzte, röchelnd pfiff sein Atem, ein paarmal griff er sich ans Herz.
    »Das machen die vielen Zigarren«, sagte Ostra. »Die Puste hast du dir verqualmt. Das hier ist die richtige Arbeit für dich. Das lüftet die vermieften Lungen aus.«
    Der Schnee rieselte lautlos auf sie hinab. Rita stand neben dem wachsenden Grab und träumte von der Zukunft. Es war eine schreckliche Zukunft. Mit der Grausamkeit ihrer indianischen Vorfahren, deren Blut jetzt wild in ihr rauschte, malte sie sich den Tod Ostras aus. Eine Kugel, das war zu wenig. Man mußte ihn niederschlagen, fesseln und dann zu einem Fluß bringen, wo es von Piranhas wimmelte. Handgroße Fische mit einem Gebiß aus rasiermesserscharfen Zähnen. Raubfische, die nichts leben ließen, was ins Wasser fiel. Die ein Schwein in Sekunden bis auf die Knochen abnagten.
    Und er, Ostra, würde am Ufer liegen, bei voller Besinnung, und das Gewimmel der Piranhas anstarren. Und dann würde sie einen Pfahl nehmen und ihn langsam, ganz langsam das Ufer hinabrollen, dem Fluß zu, den Piranhas entgegen, die sich zu schäumenden Haufen sammelten, als ahnten sie die blutige Beute. Und Ostra würde schreien und wimmern, um sein Leben betteln und heulen, an den Fesseln zerren und irrsinnig werden. Und sie würde ihn weiterrollen, wie einen sich windenden Wurm. Dann der letzte Stoß, ein Aufspritzen des Wassers, ein unmenschlicher Aufschrei … und das Wasser kochte plötzlich und wurde rot, und tausend gierige Mäuler schnappten zu …
    »Woran denkst du, Püppchen?« Ostra stieg aus dem Grab. Er schüttelte die Erde von seinen Schuhen.
    »An etwas Schönes.« Die Stimme Ritas war leidenschaftslos. »Ich habe Heimweh …«
    »Übermorgen fliegen wir, Schätzchen.«
    »Gott sei Dank.«
    Auch Volbert kletterte aus dem Grab. Er war so erschöpft, daß er wie betrunken hin und her schwankte. Er warf den Spaten weg, bückte sich und rieb sich das Gesicht mit frischem Schnee ein. »Ich bin am Ende«, stöhnte er. »Mein Herz ist ein Trommelwirbel.«
    Ostra ging um das Grab herum und fand es gut. Bruckmayer paßte genau hinein, ohne anzustoßen.
    »Er wird bequem liegen«, sagte er.
    »Mein Gott, laß diese schrecklichen Bemerkungen.« Volbert schnappte nach Luft wie ein gefangener Fisch. »Hast du überhaupt kein Gefühl?«
    »Da mußt du Rita fragen.«
    Ostra blinzelte ihr

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