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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zu. Wortlos wandte sich Rita ab und ging zum Wagen zurück. Sie lief immer schneller voraus … und als Ostra und Volbert endlich auch ankamen, hatte sie schon den Kofferraum geöffnet und sich hineingebeugt zu Bruckmayer.
    »Ich werde dich nie vergessen, Liebster«, hatte sie gesagt. Es war der letzte Abschied. Jetzt trat sie zurück und steckte die Hände in die Taschen des Mantels. Ostra sah sie kurz an.
    »Benimm dich nicht wie ein Kind, dem der Kanarienvogel gestorben ist«, sagte er rauh. »Mach das Licht aus, wenn wir ihn wegtragen.«
    Volbert schwankte noch immer. Das Erlebnis dieser Nacht grub sich in seine Seele ein, so wie man Buchstaben in einen Stamm schnitzt. Aber während die Bäume überlebten und vernarbten, glaubte er daran zu verbluten.
    »Gleich ist alles vorbei«, sagte Ostra ruhig. »Und es wird immer wieder Tag. Selbst die Sintflut hört einmal auf. Komm, Friedrich. Wieder die Füße. Jetzt geht es besser. Jetzt ist er steif.«
    Rita Camargo löschte das Standlicht. Im fahlen Widerschein des weißen Schnees tappten Ostra und Volbert zurück in den Wald. Zwischen ihnen, wie ein Brett, wippte der Körper Bruckmayers.
    In wenigen Minuten war alles vollendet. In einer Anwandlung von Pietät deckte Ostra dem toten Freund noch ein paar abgebrochene Fichtenzweige über das starre Gesicht, damit die Erde nicht unmittelbar darauf falle. Dann spuckte er in die Hände, gab Volbert einen Rippenstoß und begann, das Grab zuzuschaufeln. Ein paarmal stieg er in die Grube und stampfte die Erde fest. Dann, als der Boden wieder glatt war, legte er die vorher säuberlich abgestochene Humus- und Grasschicht wieder über das Grab und stampfte sie flach. Schon begann der Schnee, ein weißes Tuch des Friedens über das schreckliche Rechteck zu breiten.
    Ostra trat zurück vom Grab und schlug die Hände gegeneinander ab. »Will noch jemand beten?« fragte er.
    Volbert wandte sich ab und torkelte durch den Wald zum Wagen zurück. Rita blieb am Grab stehen.
    »Du?« fragte Ostra gedehnt. »Ausgerechnet du? Zur büßenden Magdalena hast du kein Talent.«
    »Ich werde eine Tanne pflanzen«, sagte sie leise.
    »Wie romantisch! Ewiges Gedenken! Wachse, du Stamm, mit seiner Kraft! Aber es ist eine gute Idee. Ich pflanze auch ein Bäumchen. Man kommt dann gar nicht auf den Gedanken, daß hier ein Grab sein könnte.«
    Und so taten sie es. Rita pflanzte ihre Tanne mit tiefer Liebe, und was niemand sah: Sie betete wirklich dabei. Ostra setzte einen Baum ans Fußende, wie ein Gärtner, der die letzte, noch freie Ecke seines Gartens verschönert.
    Dann gingen auch sie zum Wagen zurück, wo Volbert in den Polstern hockte und weinte.
    Stumm fuhren sie zurück nach München.
    Und der Schnee, der bis zum nächsten Abend fiel, verdeckte alle Spuren.
    Ostra schlief bis gegen Morgen. Tatsächlich, er konnte schlafen, ruhig, fest, zufrieden, als habe er ein gutes Werk getan. Rita hatte sich zum erstenmal seit Jahren geweigert, mit ihm ins Bett zu gehen. Seine körperliche Nähe erzeugte Brechreiz in ihr. »Auch gut«, sagte Ostra, ohne beleidigt zu sein. »Die Hungernden kommen von selbst zu den Trögen.« Er ging hinauf, legte sich unter die Daunendecke und schlief sofort ein.
    Wortlos saßen sich Rita Camargo und Volbert in der großen Wohnhalle gegenüber. Der Blutfleck auf dem Teppich war getrocknet und braun geworden. Aber es war ihnen, als liege Bruckmayer noch dort und atmete noch immer. Wenn sie unruhig herumwanderten, machten sie um den Blutfleck einen großen Bogen.
    Volbert beobachtete Rita scharf. Er hatte sich etwas erholt. Als sie wieder zu Hause waren, hatte er den Kopf unter die Dusche gesteckt, so, als sei er betrunken gewesen. Aber es half auch diesmal. Die Gedanken wurden klarer. Die Erregung ebbte ab, wenn auch das Grauen blieb. War es mit Rita ebenso? Volbert wartete, bis sie das erste Wort sprach. Er wußte nur eines sicher: Ostra war im Herzen Ritas gestorben.
    »Was hast du vor?« fragte sie, als das Schweigen zur Qual wurde. Mit zitternden Fingern mixte sie sich einen Cocktail an der Bar. »Du fliegst zu deiner Frau in die Schweiz?«
    »Nein.« Volbert atmete tief auf. »Ich habe zwei Flugkarten nach Rio de Janeiro bestellt. Für morgen. Abflug 9.17 Uhr von Riem. Über London.«
    »Nach Rio?« Die Augen Rita Camargos glänzten. »Rio ist eine wunderbare Stadt.«
    »Das habe ich mir auch sagen lassen.« Volbert setzte sich neben sie auf einen Barhocker. Seine Stimme schwankte etwas. »Alle Bankkonten sind

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