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Schlüsselspiele für drei Paare

Schlüsselspiele für drei Paare

Titel: Schlüsselspiele für drei Paare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kaputt.«
    »Also gibt es noch einen Eingang.«
    »Rundherum ist alles zu. Zwei Kellereingänge versiegelt und unverletzt. Alle Fenster unversehrt.« Der Polizist sah den Kommissar voll Schadenfreude an. Nun beiß dir die Zähne aus, dachte er. Ihr von der Kripo habt immer die große Schnauze und kommt euch wie Genies vor.
    »Suchen!« sagte Singert trocken. »Suchen bis zur Vergasung! Verdammt, ich bin doch kein Idiot!«
    Aber sie fanden nichts. Wer konnte ahnen, daß vom Schuppen aus ein Kellergang ins Haus führte?
    Durch dicke Wände getrennt, hörte Julia Bentrob Geräusche und Klappern. Ein paarmal schrie sie laut, dann hieb sie mit einem abgerissenen Stuhlbein gegen die Mauern.
    Doch niemand hörte sie, denn im gleichen Augenblick klopften oben die suchenden Beamten alle Wände nach Geheimtüren ab. Wer hört da ein leises, kaum wahrnehmbares Pochen aus der Tiefe?
    Gegen Mittag brach Singert die Suche ab. Er war so wütend, daß niemand es wagte, ihn anzusprechen. »Mahlzeit!« sagte man bloß und machte, daß man möglichst schnell wegkam. Als letzter ging Singert und sah zu, wie Ratzel wieder die Tür mit mehreren Siegeln versah.
    »Ist das nicht zum Kotzen?« fragte Singert rauh und schlug den Mantelkragen hoch. Es schneite wieder.
    »Ja, Herr Kommissar.« Ratzel kontrollierte den Sitz der Siegel. »Es ist zum Kotzen. So etwas haben wir noch nie gehabt.«
    »Da haben Sie recht.« Singert humpelte durch den Schnee zu seinem Wagen. »Sonst wäre ich schon längst bei meinem Schwager in den Lebensmittelgroßhandel eingestiegen …«
    Sie fuhren über eine Stunde durch die Nacht. Schweigend. Keiner blickte den anderen an. Als es zu schneien begann, schaltete Ostra die Nebellampen an. Nur nicht auffallen. Eine Polizeikontrolle konnte zur Katastrophe werden.
    Neben Ostra, der den Wagen lenkte, saß Rita. Zusammengesunken, in ihrem herrlichen Ozelot, die Haare unter einer Wollmütze verborgen. Hinter Ostra kauerte Volbert in den Polstern wie ein kranker Affe. Er fror trotz seines Pelzmantels. Die Zähne klapperten aufeinander.
    Ostra hatte die Sitzordnung so verteilt. »Du kommst neben mich, Püppchen!« hatte er in der Garage gesagt, als man die Leiche Bruckmayers in dem großen Kofferraum bequem untergebracht hatte. »Da bist du sicher und machst keine Dummheiten. Du, Friedrich, auf den Rücksitz. Denk daran, daß ich die Pistole durchgeladen griffbereit habe. Reiß dich zusammen! In achtundvierzig Stunden ist alles vorbei. Da fliegen wir der Sonne des Pazifiks entgegen. Kinder, benehmt euch! Ohne Risiko kein Gewinn!«
    Zweimal wurde es kritisch auf der Fahrt. Außerhalb Grünwalds und bei Wolfratshausen begegneten sie Polizeistreifen. Langsam, es war wegen des Neuschnees sehr glatt auf der Chaussee, fuhren sie aneinander vorbei.
    »Vorsichtig, Kinder!« sagte Ostra deutlich durch die Zähne. »Reißt euch am Riemen! Es knallt ohne Warnung! Ihr habt jeder ein Leben zu verlieren – ich nichts mehr! Ich bin schon verurteilt. Und Rita weiß, wie wenig mir am Leben liegt, wenn es sinnlos geworden ist. Bedenkt also: Zuerst seid immer ihr dran!«
    Sie fuhren vorbei. Ostra grüßte sogar die Polizisten, und sie grüßten höflich, wie deutsche Beamte sind, zurück. Dann nahm sie wieder die Dunkelheit auf, das Schneetreiben, die Glätte der Straße, die Kälte. In einem Waldgebiet bog Ostra von der Straße ab, schaltete die Scheinwerfer aus und fuhr auf einem Holzeinschlagweg in die Tiefe des Waldes.
    Volbert drückte die Nase an die Scheibe. Ob er wollte oder nicht – er mußte Ostra bewundern. Der Kerl kann fahren, dachte er. Ich sehe nichts. Eine schwarze Wand prallt gegen uns. Aber der Kerl fährt unbeirrt in diese Schwärze hinein, als sei sie hell erleuchtet.
    Mitten im Wald hielt Ostra und schaltete das Standlicht an. Ruhig schwebten die dicken Schneeflocken vor dem schwachen Lichtschein auf den Waldboden. Völlige Stille war um sie, nur im Motor knackte die Wärme, auf die jetzt von außen die Kälte wirkte.
    Ostra stieg aus und dehnte sich. Er winkte Rita und Volbert und stapfte hin und her. »Ein schöner Platz«, sagte er. »Wir gehen noch hundert Meter in den tiefen Tann und heben dort die Grube aus.« Es klang alles so fröhlich und war doch von einer grauenhaften Ironie. »Ein romantischer Ort. Hohe Fichten, im Sommer ein duftender Humusboden. Oben der blaue Himmel, hier ein grüner Dom. Bruckmayer kann zufrieden sein. So schön liegt er in keinem städtischen Friedhof. Und Bruckmayer, oh, ich kenne ihn

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