Schlüsselspiele für drei Paare
Welt?«
»Nein«, stotterte Eva. Sie begriff endlich, daß sie im Mittelpunkt einer Katastrophe stand. »Aber Friedrich …«
»Dein Friedrich ist weg!« schrie Ostra. »Begreif es endlich! Ruf seine Banken an … du wirst die Konten leer finden! Und Rita, das Luder, hat mir ein Vermögen gestohlen! Ich stehe da wie ein nackter Neger im Regen! O verdammt, verdammt!«
Eva sank auf die Couch und begann zu schluchzen. Das Gefühl, allein zu sein und nicht mehr im Geld zu schwimmen, erlebte sie zum erstenmal. Es war schrecklich für sie. Hinzu kam, daß sich Ostra völlig verändert hatte. Er war wie ein Tier.
»Es hat keinen Zweck zu heulen«, sagte er grob. »Hast du eine Rückflugkarte nach Zürich?«
»Ja, Peter.« Sie sah ihn voll neuer Hoffnung an.
»Dann flieg ab! Mit der nächsten Maschine. Starr mich nicht so an … ab zum Flugplatz!«
»Und du?«
»Ich werde verschwinden.«
»Ohne mich?«
»Was soll ich mit dir?«
»Ich liebe dich, Peter.«
»Das ist ja nicht zum Aushalten!« Ostra raufte sich die Haare. »Eva, Goldmädchen, nun begreif es doch: Es ist aus! Alles! Auch das Turnen im Bett. Es geht um meinen Kragen! Und um das, was darüber sitzt. Ich muß mich in Nebel auflösen, wie schon einmal vor zwanzig Jahren. Flieg nach Zürich, lach dir einen Millionär an und werde glücklich.«
»Peter!«
Eva sprang auf. Ihre Arme fuhren vor. Sie wollte Ostra umarmen, aber er schlug ihr grob die Hände herunter.
Nach Rom, dachte er. Sein Gehirn arbeitete wieder. Es klickte in ihm wie in einem Computer. In Rom gab es noch Freunde. Wer damals geholfen hat, hilft auch jetzt. Zunächst in den Vorderen Orient. Kairo vielleicht. Auch da gab es genug Freunde. Überall suchte man Spezialisten, wie es Fritz Ollenhoff einer war.
»Pack noch ein, was du brauchst!« rief Ostra und hob das Telefon hoch. »Ich rufe ein Taxi für dich. In zehn Minuten bist du weg.«
»Peter –« Sie hob wieder die Arme.
»Geh packen!« schrie Ostra.
Eva Volbert schwankte zur Treppe. Tränen gruben Bahnen durch ihr gepudertes Gesicht. Ein kleiner, trauriger Clown tappte durch den Raum. Ostra drehte die Nummer der Taxizentrale.
In diesem Augenblick klingelte es draußen.
Ostra ließ den Hörer fallen und griff in die Tasche. Auf der Treppe wandte sich Eva um und wollte zurückkommen.
»Hinauf!« zischte Ostra. »Und rühr dich nicht!«
An die große, gläserne Eingangstür klopfte jemand.
Laut, hart, energisch.
Der Kies im Garten knirschte. Ein Auto fuhr vor und bremste.
Und wieder klopfte und klingelte es zugleich. Gegen das dicke, undurchsichtige Glas hämmerte jemand mit der Faust.
Der Einbruch in die verlassene Villa in Bogenhausen, die beiden Fußspuren im Schnee, von der plötzlich eine verschwand, die Demolierung des Mobiliars, der Beweis, daß die Bibliothek und das kleine Fotolabor noch nach der Plombierung durch die Polizei benutzt wurden – dieses ganze Durcheinander, das scheinbar überhaupt keinen Sinn ergab, zwang Horst Singert, sein Mißtrauen beiseitezuschieben und Herbert Bruckmayer zu benachrichtigen.
Sein ungutes Gefühl gegen den Ministerialrat aus Bonn hatte sich nicht verflüchtigt. Wenn Singert gewußt hätte, was gerade in diesen Tagen zwischen Bonn, München, Hamburg und Washington geschah, welche Aufregung bei den Geheimdiensten herrschte, wie unerklärlich der Skandal war, daß geheimste Waffenteile der Bundeswehr aus einem vielfach gesicherten Bunker verschwanden und in Kisten für Tauchsieder auftauchten, und welche Rolle gerade Bruckmayer hierbei spielte – dann wären seine Fragen auf einen Schlag beantwortet worden. So aber ermittelten zwei Behörden aneinander vorbei. Der Hochmut der Geheimdienste, die in den kleinen Polizeibeamten nur beamtete Idioten sehen, rächte sich jetzt.
»Es hat keinen Zweck, um den Brei herumzuschleichen«, sagte Singert laut, als er seinen Bericht noch einmal durchgelesen hatte. »Wir müssen die hochnäsigen Kollegen aus Bonn und Köln einschalten. Ratzel – rufen Sie mal unseren Bruckmayer an. Er müßte um diese Zeit im Hotel sein.«
Es war gegen 10 Uhr morgens.
Im Hotel meldete sich der Chefportier. Er sah auf das Schlüsselbrett, der erste Blick, wenn nach jemandem gefragt wird. Hing der Schlüssel brav am Haken, war die Lage völlig klar.
»Bedaure«, sagte der Portier, der nicht wußte, wer anrief. »Der Ministerialrat ist nicht im Hause.«
»Nicht mehr oder noch nicht?« fragte Ratzel.
»Wer sind Sie?« Die Stimme des Portiers war kühl. Frager
Weitere Kostenlose Bücher