Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schluß mit cool (German Edition)

Schluß mit cool (German Edition)

Titel: Schluß mit cool (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C Boyle
Vom Netzwerk:
Schwebe, und Edison bemühte sich, nicht darüber nachzudenken, was ihm am Strand geschehen war, aber es war sehr wohl da, nagte an ihm wie ein Kummer, und dann stand wieder der Barkeeper vor ihm. »Was ausgesucht?«
    »Ich glaube, ich...« begann Edison, doch in diesem Augenblick schwang die Tür auf und eine Frau mit einer wilden Mähne gebleichten Haars betrat die Bar und setzte sich auf einen Hocker drei Plätze weiter, »ich... ich weiß nicht, ich glaube, ich überleg’s mir noch.«
    Wer war sie? Er hatte sie schon in der Stadt gesehen, da war er sich sicher.
    »Hallo, Carlton«, sagte sie und winkte dem Barkeeper mit zwei Fingern zu, während sie sich gleichzeitig umdrehte, um der Kellnerin ein »Hallo, Elise« hinüberzuflöten. Indem sie sich wieder auf dem Hocker gerade hinsetzte, warf sie Edison einen langen kühlen, abschätzenden Blick zu und grüßte auch ihn. »Martini«, instruierte sie den Barkeeper, »drei Oliven, kalt, aber ohne Eis. Und gib mir ein Wasser dazu. Ich sterbe.«
    Sie war eine große Frau, ähnlich wie das Jeans-Model, das vor ein paar Jahren diesen alten Tatterkadaver von Millionär geheiratet hatte und dann vom Antlitz der Erde verschwand, groß, aber sexy, sehr sexy, und was sie hatte, zeigte sie her in ihrem engen schwarzen Top – und wie lange war es eigentlich her, daß Kim ihn verlassen hatte? Edison jedenfalls, dem das T-Shirt noch feucht auf dem Brustbein klebte, lächelte zurück.
    Die Unterhaltung begann er. Er war ihr schon irgendwo begegnet, oder? Ja, sie hatte eine Eigentumswohnung ein Stück die Straße runter. Ob sie öfter hierherkam? Achselzucken. Ihre Haarwurzeln waren schwarz, und beim Sprechen grub sie die Finger tief hinein, massierte sich nebenbei den Kopf. »Paarmal die Woche oder so.«
    »Ich heiße Edison«, sagte er und lächelte dabei, als meinte er es ehrlich, und das tat er auch. »Und du bist...?«
    »Ich bin Sukie.«
    »Cool«, sagte Edison, der jetzt in seinem Element war und lächelte, lächelte. »Hab noch nie eine Frau getroffen, die Sukie hieß. Ist das dein richtiger Name?«
    Sie fuhr sich mit den Fingern ins Haar und schüttelte heftig den Kopf, so daß die ganze aufgetürmte Pracht zum Leben erwachte. »Nein«, sagte sie.
    »Das ist ein Spitzname?«
    »Nein.«
    »Aha, du willst mir deinen richtigen Namen also nicht sagen?«
    Sie zuckte wieder die Achseln, eine elegante Geste ihrer breiten Schultern, die durch den gesamten Körper weiterbebte und erst in ihrem lässig wippenden Fußknöchel auslief. Sie trug einen blaugemusterten langen Baumwollrock und Sandalen. Ohrringe. Make-up. Und wie alt war sie? Fünfunddreißig, vermutete er. Fünfunddreißig und geschieden. »Und was ist mit dir?« fragte sie. »Was ist denn Edison für ein Name?«
    Jetzt war er am Ball. Er hob beide Arme und stellte die Handflächen zur Schau. »Mein Vater fand, ich sollte Erfinder werden. Aber vielleicht hast du trotzdem von mir gehört, von meiner Band, meine ich – ich hatte vor ein paar Jahren mal eine Band, die nach mir benannt war.«
    Sie zwinkerte nur kurz.
    » Edison Banks. Hast du je von ihnen gehört – also von uns? Anfang der Achtziger? Warner Brothers? Die ›Downtown- LP ‹?«
    Nein, sie hatte von gar nichts gehört.
    Na schön. Er wußte, wie er diese Tour spielen mußte, obwohl er etwas außer Übung war: zunächst ein kleiner Rückzieher – »Na ja, wir waren nicht wirklich groß, ich weiß nicht« –, und dann eine lockere Erwähnung der wahren Feuerkraft, die er aufbringen konnte: »Das war noch, bevor ich zum Fernsehen ging.«
    Aber die Situation schlug abrupt um, denn kurz bevor sie die Lippen zu einem Schmollmund wölben und »Fernsehen?« gurren konnte, flog lärmend die Tür auf, und die Sonne, die Straße und drei Typen in Anzügen kamen herein, alle sehr jung, mit Frisuren, die ihnen um die Ohren nachjagten, und Zähnen, die eigentlich auf Plakate für die Landesversammlung des Mundhygienikerverbands gehört hätten. Einer von ihnen nannte sich Lyle, wie sich später herausstellte, und als Sukie ihn eintreten sah, erstarrte sie für einen Sekundenbruchteil, doch Edison sah das, registrierte es und speicherte es ab.
    Das Gelärme am anderen Ende des Tresens verstummte, und Edison fragte sie, ob sie noch einen Drink wolle: »Nein«, sagte sie, »nein, ich denke, nicht. War aber nett, mit dir zu reden«, dabei rutschte sie bereits von ihrem Hocker und griff nach der Handtasche.
    »Wie wär’s mit einer Telefonnummer?« fragte er. »Wir

Weitere Kostenlose Bücher