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Schluß mit cool (German Edition)

Schluß mit cool (German Edition)

Titel: Schluß mit cool (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C Boyle
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sie für ihre Energie, für die sehnige triumphale Härte ihrer Schönheit und für ihre Kraft. Sie nahm weder Drogen noch Alkohol – fast nie jedenfalls, denn er hatte sie davon überzeugt, ein bis zwei Züge Marihuana zu rauchen, bevor sie sich liebten; und das entspannte sie jedesmal, öffnete ihre Poren, bis sie spürte, wie die Nervenenden durch die Haut traten, so daß Sex zwischen ihnen so war wie nichts, was sie je erlebt hatte, höchstens vielleicht das Durchlaufen des Zielbands am Ende eines Marathons.
    Es war halb acht an einem Freitagabend im August, die Sonne hing im Fenster wie ein Lampion, und Paula kam gerade nach einem zweistündigen Training für das Triathlon am Sonntag aus der Dusche, als das Telefon klingelte. Es meldete sich Jason, leise und verführerisch: »Hallo, Mausi«, raunte er in den Hörer wie ein obszöner Anrufer (er nannte sie immer »Mausi«, und das gefiel ihr, weil sie eben kein Mausi war und niemals eins sein würde – es war ein kleiner Insiderwitz, mit dem sich die beiden über die auf ihren Barhockern angewurzelten Höhlenmenschen neben ihm lustig machten). »Hör mal, ich hab gerade überlegt, ob du nicht eine Weile zu mir hier runter ins Clubber’s kommen möchtest. Klar, ich weiß, daß du deinen Schlaf brauchst und so, übermorgen ist dein großer Tag, und Zinny Bauer schläft sicher längst, aber wie wär’s trotzdem? Komm schon. Ich hab heute Geburtstag.«
    »Du hast Geburtstag? Ich dachte, der ist im Dezember?«
    Es entstand eine geisterhafte Pause, während der sie die üblichen verwaschenen Hintergrundgeräusche wahrnahm, betrunkene Stimmen, Schreie wie aus der Unterwelt, die gegeneinander anredenden Kommentatoren von sechs verschiedenen Spielen, die gleichzeitig auf den zwölf Großbildschirmen übertragen wurden, und über allem lag das schwache, aber unverdrossene Wummern der Musikbox. »Nein«, sagte er, »mein Geburtstag ist heute, am sechsundzwanzigsten August, wirklich. Keine Ahnung, wie du auf Dezember kommst... aber denk mal, Mausi, mußt du dir nicht ohnehin ordentlich Kohlenhydrate zuführen?«
    Das stimmte. Sie gab es zu. »Ja, ich wollte mir gerade Pfannkuchen und Nudeln mit ein bißchen Käsesauce machen«, sagte sie, »und dazu vielleicht eines dieser frischgebackenen Brote...«
    »Ich lade dich ins ›Pasta-Paradies‹ ein, Selbstbedienung, soviel du essen kannst – und ich schwöre dir, ich bring dich vor elf wieder nach Hause.« Leiser fügte er hinzu: »Und kein Sex, ich weiß – will dir ja keine Energie heraussaugen oder so.«
    Sie war nicht zimperlich, denn ihr Laufpensum jede Woche betrug fünfundsiebzig Kilometer, dazu kamen vierhundert auf dem Rad und sechshundert Längen Kraulen im Pool von Baños des Mar. Sie befand sich in der Bestform ihres Lebens, und die Veranstaltung am Sonntag war gar nichts, nicht einmal die Hälfte der Gesamtdistanz des wahren Jakob – des Ironman in Hawaii im Oktober. Sie war nicht zimperlich, denn sie hatte letztes Jahr in Hawaii als zweite der Frauengruppe und als vierundvierzigste insgesamt abgeschnitten und damit eintausenddreihundertfünfzig Mitbewerber geschlagen, darunter rund zwölfhundert Männer. Wie Jason. Nur durchtrainierter. Wesentlich durchtrainierter.
    Sie fuhr beim Clubber’s vor, um ihn abzuholen – er selbst fuhr nicht Auto, nicht seit dem letzten Führerscheinentzug wegen Trunkenheit –, bekam zwar problemlos einen Parkplatz, mußte aber drinnen den Zigarettenqualm und das leicht säuerliche Aroma von eingetrocknetem Erbrochenem erdulden, während er noch seinen Cocktail austrank und eine soeben vorgetragene Analyse der Chancen der Dodgers durch ein paar abstrakte Betrachtungen über die Blase an irgend jemandes Mittelfinger zum Schluß brachte. Ein Bursche, den sie Little Drake nannten, schlohweißes Haar mit Sechsunddreißig und dazu ein Gesicht, das Paula an einen dieser hängebäuchigen Nackthunde erinnerte, beugte sich in den Radius von Jasons gestikulierenden Händen vor, als hätte er noch nie im Leben derartige Weisheiten vernommen. Und Paula? Sie lehnte am Tresen, in Shorts und ärmellosem Oberteil aus Lycra, und nuckelte an dem Strohhalm, der in ihrem Mineralwasser steckte, während die Sportsfreunde verstohlen ihre Brust- und Rückenmuskulatur und die hammerharten Konturen ihrer kräftigen Beine bewunderten. Für sie war sie nur ein Mausi, aber das war ihr egal. Im Gegenteil, sie empfand bei dem Gedanken ein Leuchten der Lebendigkeit, ganz zu schweigen von dem Gefühl, all

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