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Schluß mit cool (German Edition)

Schluß mit cool (German Edition)

Titel: Schluß mit cool (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C Boyle
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Oberweite nicht so ausgemergelt – und dann erkannte er deutlich die Startnummer, 23, und er blickte Paula ins Gesicht. Sie war noch fünfzig Meter entfernt, aber er sah die Zähigkeit in ihren Augen und das schmale, gefrorene Lächeln von Triumph und Überlegenheit. Sie war dabei, zu gewinnen. Sie war dabei, Zinny Bauer und Jill Eisen und alle diese lächerlichen Sportskanonen zu schlagen, die sich da hinter ihr den Berg hinauf- und die Asphaltstraßen entlangquälten. Es war ihr großer Moment, das war es.
    Doch dann, und er dachte gar nicht weiter darüber nach, trat er vor, mitten auf die Straße, wo sie ihn sehen konnte, und streckte ihr den Becher entgegen. Er hörte ihre Füße mit hartem, unbarmherzigem Klatschen auf den Boden einhämmern, er sah das eisige Kräuseln eines Lächelns und ihren kalten, triumphierenden Blick. Und einen ganz kurzen, flüchtigen Augenblick lang spürte er die Berührung ihrer Hand, als sie den Becher entgegennahm.

Babymörder
    Als ich zum zweitenmal aus der Reha kam, gab es ein paar Komplikationen mit der Justiz, und der Richter – ein alter Saftsack, der aussah, als hätte man ihn soeben aus dem Politbüro gefeuert – fällte das Urteil, ich müßte einen Bürgen nennen. Ich hatte nämlich eine Zeitlang ungedeckte Schecks in Umlauf gebracht, als meine Geldmittel alle für den Stoff draufgingen, den man in der Glaspfeife raucht, aber da ich bis auf ein paar Verkehrsdelikte und einmal Drogenbesitz mit Fünfzehn keine Vorstrafen hatte, erkannte das Gericht auf mildernde Umstände. Ob ich jemanden hätte, der sich für mich einsetzen würde, fragte mein Anwalt, jemanden mit vermögendem Hintergrund? Ja, Philip, sagte ich, mein Bruder Philip. Der ist Arzt.
    Also Philip. Er lebte in Detroit, einer Stadt, in der ich noch nie war, einer Stadt, in der es im Winter richtig kalt wird und wo die einzigen Palmen hinter Glas im Botanischen Garten stehen. Das würde eine Umstellung werden, allerdings. Aber eine Umstellung sollte es ja sein, und dem Richter gefiel der Gedanke, daß er mich in Pasadena nie mehr sehen müßte, daß ich in Philips Haus mit Philips Frau und meinen Neffen Josh und Jeff leben würde, ein Zimmer bei ihnen hätte und einer geregelten Erwerbstätigkeit nachginge, als Laborassistent in Philips gynäkologischer Klinik – für die fürstliche Summe von sechs Dollar fünfundzwanzig die Stunde.
    Also Philip. Er holte mich am Flughafen ab, sein achtunddreißigjähriges Gesicht so zerfurcht von unterdrücktem Kummer wie das unseres Vaters in dem Jahr vor seinem Tod. Die Haare gingen ihm aus, das sah ich sofort, und seine Brille war viel zu groß für sein Gesicht. Und dann seine Schuhe – er trug braune Wildledertreter, wahre Kähne, mit denen er im Rainbow Club auf dem Sunset Strip das halbe Publikum in die Flucht geschlagen hätte. Seit sechs Jahren hatte ich ihn nicht mehr gesehen, das heißt seit der Beerdigung, und ich hätte ihn auch kaum wiedererkannt, wären da nicht die Augen gewesen – sie waren genau wie meine, so blau und eiskalt wie diese Mineralwasserflaschen. »Mein kleiner Bruder«, sagte er und bemühte sich, ein Lächeln auf seine dünnen Fischlippen zu zaubern, während er mich anstarrte wie jemand, der eigentlich nicht zum Flughafen gekommen war, um seinen Pechvogel von Bruder abzuholen, ihn aber zu seinem Schrecken dort entdeckt hat.
    »Philip«, sagte ich und stellte meine beiden Reisetaschen ab, um ihn für eine Ganzkörperkontakt-Umarmung Brust an Brust samt großem Schultergeklopfe an mich zu ziehen, als würde ich mich freuen, ihn zu sehen. Aber ich freute mich nicht. Nicht besonders jedenfalls. Philip war zehn Jahre älter als ich, und zehn Jahre sind eine Menge, wenn man Kind ist. Als ich gerade seinen Namen sagen konnte, war er schon fast im College, und während ich meinem jugendlichen Elan mit Hilfe des Mustang-Oldtimers meines Vaters, einer ordentlichen Ladung Marihuana sowie einer Spraydose Hochglanzlack Ausdruck verlieh, beendete er sein Medizinstudium. Ich hatte ihn nie richtig gemocht, und ihm ging es wohl mit mir nicht anders, und als ich ihn dort auf dem Flughafen von Detroit umarmte, fragte ich mich, wie sich das wohl im Laufe der sechs Monate entwickeln würde, die mir der Richter aufgebrummt hatte, um mich von Anfechtungen fernzuhalten und meine Scheckschulden in voller Höhe abzuzahlen – oder die nächsten sechs Monate im Knast zu verbringen.
    »Guten Flug gehabt?« fragte Philip, als ich mit dem Umarmen fertig war.
    Ich trat

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