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Schluß mit cool (German Edition)

Schluß mit cool (German Edition)

Titel: Schluß mit cool (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C Boyle
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deinen Sachen.«
    Darüber wirkte sie erfreut, ihr ein bißchen zu kleiner Mund hob sich zu etwas, das einem Lächeln ähnelte, dann trat sie auf mich zu und umfing mich mit ihrem Haar. Wir küßten uns. Das heißt, sie küßte mich, und ich erwiderte den Kuß, und dann hüpfte sie die zwei Schritte zum CD -Spieler und legte Berna Berne and the Angeline Sisters auf: ein langsames Wummern blecherner Trommeln und eine Orgel, die klang, als käme sie frisch aus der Auspuffwerkstatt, gefolgt von einem verwaschenen Gewirr hoher, halb hysterischer Stimmen. »Gefällt’s dir?« fragte sie.
    Was konnte ich da sagen? »Es ist anders«, sagte ich.
    Sie versicherte mir, es würde mir mit der Zeit gefallen, so wie alles, dem man auch nur eine kleine Chance gab, ließ eine ätzende Bemerkung über die banalen Posen der anderen Band fallen und lud mich dann in ihr Bett ein. »Aber nicht ausziehen«, sagte sie, »noch nicht.«
    Ich hatte um drei eine Psychologievorlesung, den ersten Termin dieses Semesters, und ich vermutete stark, daß ich ihn verpassen würde. Damit behielt ich recht. Victoria machte ein richtiges Ritual aus der Sache, ihre Kleider fielen mit dem masturbatorischen Getändel einer Strip-Show, wurden mal da, mal dort geöffnet, um diesen oder jenen Streifen Fleisch zu zeigen, strategisch zu entblößen. Ich entdeckte ihre Brüste eine nach der anderen, bewunderte das Tattoo auf ihrem Knöchel (ein spiegelverkehrtes S, das ihren Angaben zufolge bewies, daß sie die Reinkarnation eines altnordischen Skalden war) und sah, daß sie tatsächlich von Natur aus rothaarig war. Ihre Lippen waren trocken, ihre Zunge nicht zu bremsen, ihr Haar eine Begegnung mit dem Urtümlichen. Danach setzte sie sich auf, und ich entdeckte, daß ihre Brüste in verschiedene Richtungen zeigten, und das kam mir auf eine Weise menschlich vor, wie ich es gar nicht recht ausdrücken kann – es war etwas sehr Persönliches, als enthüllte sie mir ein Geheimnis, das noch viel vertraulicher war als der Sex selbst. Ich war berührt. Das gebe ich zu. Ich betrachtete diese ungleichen Brüste, und sie bedeuteten mir mehr als ihre Lippen und ihre Augen und das tiefe Gurren ihrer Stimme, wenn ihr wißt, was ich meine.
    »Also«, sagte sie und nahm einen Schluck Wasser aus dem Becher, den sie irgendwo unter dem chaotischen Stapel Bücher und Papiere neben der Matratze hervorgezaubert hatte, »wie soll ich dich nennen? Ich meine: Achates – stimmt’s – klingt ja eher komisch.«
    »Das war mein Vater«, sagte ich. »Eine von seinen bescheuerten Gespreiztheiten – wie hätte der große Dichter einen Sohn haben können, der Joe oder Evan oder Jim-Bob oder Dickie heißt?« Mein Kopf lag auf dem Kissen, mein Blick ging zur Decke empor. »Weißt du, was mein Name bedeutet? ›Treuer Gefährte‹, ist das noch zu fassen?«
    Sie schwieg einen Moment lang, die grauen Augen fixierten mich über dem Becherrand, ihre Brüste bekamen Grübchen in der Kälte. »Ja«, sagte sie dann, »ich versteh, was du meinst«, und zog sich die Decke bis an den Hals. »Aber wie nennen dich die Leute denn dann?«
    Ich starrte ausdruckslos ins Zimmer, glotzte ins Leere, und beim Ausatmen konnte ich meinen Atem sehen. Berna Berne and the Angeline Sisters waren immer noch am Werk, ließen die Rhythmusgruppe einheizen und ihre Stimmen aufjuchzen, daß man meinen könnte, jemand hätte ihnen die Kleider angezündet. »Mein Vater nennt mich Ake«, sagte ich schließlich, »oder jedenfalls hat er mich so genannt, als ich ihn noch kannte. Und falls du dich fragst, wie man das schreibt: Ake , mit k.«
    Victoria nahm dann nicht mehr an dem Literaturkurs der blonden Dichterin teil, aber ich wußte ja, wo sie wohnte, und man konnte ihr durch die Tundra wallendes Haar sowieso nicht übersehen. Ich besuchte sie zwei- oder dreimal die Woche, meistens am Wochenende. Wenn mir etwas schwer zu schaffen machte – das Leben, die Prüfungen, zuviel Whiskey oder Tequila, die zombiemäßige Stimme meiner Mutter am Telefon –, dann versank ich in der Höhle von Victorias Wohnung mit ihrem animalischen Odeur und den schrumpfenden Wänden, als wollte ich nie wieder hinausklettern, und es war ganz anders als der kalte, trockene Tunnel, der mir immer vor Augen trat, wenn ich an meinen Vater dachte. Genau das Gegenteil: Victorias Zimmer, mit Victoria darin, hatte etwas eindeutig Tropisches, ob man nun seinen Atem sehen konnte oder nicht. Ich entwickelte sogar eine gewisse Toleranz für die Angeline

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