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Schluß mit cool (German Edition)

Schluß mit cool (German Edition)

Titel: Schluß mit cool (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C Boyle
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was sie jetzt tat, zeigte sie massenhaft Zahnfleisch. »Es ist total beschissen.« Ein halber Takt Pause – das war ihre Technik. »Ich leide still für die Schönheit.«
    Hier wurde ich natürlich schlagartig galant und schmeichelzüngig und wollte ihr sagen, wie phantastisch es aussah, sie und ihr Haar und ihre Augen und – aber sie fiel mir ins Wort. »Du bist in Wahrheit doch sein Sohn, stimmt’s?« fragte sie.
    Gerade in diesem Moment gab es eine jähe Eruption von rüdem Gepolter am anderen Ende des Saals – irgendwelche Sportlertypen mit kahlgeschorenen Köpfen, die dafür sorgten, daß auch wirklich jeder ihr Kommen bemerkte –, was mir eine Minute Zeit schenkte, um mich zu sammeln, und natürlich auf meine Nudeln zu blasen und meine schwarze Strickmütze mit dem Yankees-Logo zum vierzehntenmal zurechtzurücken. Ich zuckte die Achseln. Sah ihr kurz in die Augen und dann wieder weg. »Ich möchte darüber wirklich nicht reden.«
    Aber sie war jetzt aufgestanden, die Leute starrten sie bereits an, und sie hatte diese Miene aufgesetzt, als hätte sie soeben im Lotto gewonnen oder den Urlaub für zwei in das luxuriöse Spermata Inn am Strand von Waikiki. »Ich fasse es nicht«, sagte sie, und ihre Stimme war so tief wie meine, eigentlich seltsam, aber mit einer wahrnehmbaren Kehligkeit und Resonanz, die sie deutlich feminin klingen ließ.
    Ich hielt mich an meinem Styroporteller mit heißen Nudeln fest, als könnte ihn mir jemand entreißen. Ein rascher Blick nach beiden Seiten beruhigte mich, denn die Leute ringsumher hatten das Interesse verloren und waren wieder mit ihren Tellern voll aufgewärmtem Gemüsefleisch, ihren Zeitungen und Cherry-Colas beschäftigt. Ich schenkte ihr ein mattes Lächeln.
    »Du bist also echt der Sohn von Tom McNeil, kein Scheiß?«
    »Ja«, sagte ich, und obwohl ich sie gern ansah, sie und ihre Brüste in dem hübschen Strickmaterial des blauen Thermounterhemds und ihren kleinen Mund und die Menagerie ihres Haars, und obwohl mir ihre Aktion im Kurs gefallen hatte, war meine Stimme eiskalt. »Und daneben führe ich auch noch ein ganz eigenes Leben.«
    Aber sie hörte mir nicht zu. »O mein Gott!« quietschte sie und achtete nicht auf meinen Sarkasmus und alles, was ich damit andeutete. Sie machte irgend etwas mit ihren Händen, ihrem Gesicht; ihr Haar rotierte hubschrauberartig um den Kopf. »Ich kann es nicht glauben. Er ist mein Held, er ist mein Gott. Ich will ein Kind von ihm!«
    Die Nudeln klebten mir im Mund wie nasses Konfetti. Ich hatte nicht den Mumm, sie darauf hinzuweisen, daß ich sein Kind war, im Guten wie im Bösen.
    Nicht daß ich ihn tatsächlich haßte – es war viel komplizierter, und ich denke mal, daß da auch viel freudianisches Zeug mit dabei war: die Art, wie er meine Mutter behandelte, die Tatsache, daß ich dreizehn war und meine eigenen Probleme hatte, als er zur Tür hinausspazierte wie ein gewaltiges Klischee und meine Mutter zusammenbrach, als hätten sich ihre Knochen plötzlich verflüssigt. Seitdem hatte ich ihn vielleicht drei-, viermal gesehen, und jedesmal mit irgendeiner Frau, massenhaft Geld in den Taschen und mit einem Gesicht, als hätte er gerade Hundekacke vom Gehsteig aufgeleckt. Was wollte er von mir? Was erhoffte er sich? Was meine beiden Geschwister betraf, so hatte er wenigstens gewartet, bis sie im College waren, immerhin waren sie schon aus dem Haus, als das Hackebeil herabfiel, aber was war mit mir? Ich durfte nämlich in der zehnten Klasse diese beschissene Kurzgeschichte lesen, wobei mich die Lehrerin anglotzte, als hätte ich der Klasse etwas mitzuteilen, irgendeine intime kleine Anekdote darüber, wie es war, mit einem Genie zusammenzuleben – beziehungsweise zusammengelebt zu haben. Und mir blieb es nicht erspart, sein Gesicht überall in den Zeitungen und Zeitschriften zu sehen, als er Blutsbande veröffentlicht hatte, seinen postmodernen Roman über den Untergang der Familie, in Komödienform noch dazu, und dann in den Interviews zu lesen, wie sehr seine Frau und seine Kinder ihn immer gehemmt und beengt hätten – als wären wir seine Zuchthauswärter gewesen oder so was. Als hätte ich ihn je gestört oder es auch nur gewagt, mich dem Allerheiligsten seines Arbeitszimmers im ersten Stock zu nähern, wo sein Genie in die Zeilen sickerte, um ihn darum zu bitten, mir beim Baseballspielen zuzusehen, sich auf die Tribüne zu setzen und mit den übrigen Eltern herumzupalavern. Ich nicht. Nein, ich war der pflichtgetreue Sohn

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