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Schluß mit cool (German Edition)

Schluß mit cool (German Edition)

Titel: Schluß mit cool (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C Boyle
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der gleichen Farbe. Von da, wo ich stand, zwei Meter hinter dem verschlossenen Tor, konnte ich ihr in den Ausschnitt sehen. Sie trug keinen BH . »Hallo«, sagte ich und schenkte ihr ein wachsames Kopfnicken und jene Andeutung eines Grinsens, wie ich sie für meine Kunden an der Theke übrig habe.
    »Oh, hal- loh «, gab sie zurück und verlieh dem Gruß eine Betonung, die besagte, daß sie überrascht und beeindruckt und jedenfalls sehr, sehr entgegenkommend war. »Ich bin Samantha. Ich wohne an der Ecke – das große weiße Haus mit den roten Zierkanten, wissen Sie?«
    Ich nickte. Einstweilen blieb ich unverbindlich. Sie sah gut aus – hübsch, mehr als hübsch sogar –, aber zu jung für mich, um auf mehr als nachbarschaftliche Weise an ihr interessiert zu sein, und wie gesagt, ich bin an sich schon nicht allzu nachbarschaftlich eingestellt.
    »Und Sie sind...?«
    »Hart«, sagte ich, »Hart Simpson«, dabei stemmte ich die Arme in die Hüften und fragte mich, ob sie wohl Körpersprache übersetzen konnte.
    Sie bewegte sich nicht, bis auf eine leise Veränderung der Haltung ihrer Hände, womit sie ihre Armreifen zum Klingeln brachte. Sie lächelte jetzt, ihre Augenbrauen gingen nach oben, weg von den plötzlich freigelegten weißen Zahnreihen. »Hart«, wiederholte sie, als wäre mein Name ein seltener Stein, den sie auf der Straße gefunden hatte und jetzt am Ärmel ihrer Bluse blank putzte. Und dann: »Hart, stören wir dich? Ich meine, stören wir dich wirklich so sehr?«
    Ich muß zugeben, die Frage überraschte mich einigermaßen. Ob sie mich störten? Bis vor dreißig Sekunden wußte ich ja nicht mal, daß es sie überhaupt gab – und wer war dieses wir , auf das sie sich bezog? »Wir?« fragte ich.
    Das Lächeln schwand, und sie betrachtete mich eine Zeitlang. »Dann bist du nicht der, der sich beschwert hat – oder einer von denen?«
    »Sie müssen mich mit jemandem verwechseln. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie da reden.«
    »Peep Hall«, sagte sie, »du weißt schon... www.peephall.com ?«
    Es war warm, mitten im Sommer, in der Luft lag der Duft von Rosmarin und Lavendel und das trockene Mentholaroma der Eukalyptusbäume. Ich spürte die Sonne auf dem Gesicht. Langsam schüttelte ich den Kopf.
    Sie rieb die Handflächen aneinander, als würde sie sie mit Wasser und Seife waschen, ließ den Blick schweifen und sah dann wieder mich an. »Es ist nichts Schmutziges«, redete sie weiter. »Es ist nicht so, daß wir ein schweinischer Nachtclub wären, wo ein Haufen taiwanischer Geschäftsleute uns Dollarscheine in den Tanga schiebt, und wir machen auch keinen Privat-Striptease auf dem Tisch oder so – eigentlich ziehen wir uns kaum noch richtig aus, weil das einfach zu blöd wird...«
    Ich hatte immer noch keinerlei Ahnung, worauf sie hinauswollte, aber allmählich gefiel mir, was sie da so erzählte. »Hör mal«, sagte ich und versuchte, mein Lächeln ein wenig lockerer erscheinen zu lassen, »hast du Lust, auf ein Bier oder ein Glas Wein oder so hereinzukommen?«
    Mein Haus – nicht das, in dem ich aufgewachsen bin, sondern dieses hier, das ich von meiner Großmutter geerbt habe – ist ein Schrein des Konventionellen, der Geschmack der vorigen Jahrhundertwende, und daneben auch eine Art Museum dessen, was mir meine Eltern bei ihrem Tod hinterlassen haben. Allzuviel von mir selbst findet sich da nicht, aber ich bin eben kein Freund radikaler Veränderungen, und die Möbel von Gustav Stickley, die Mica-Lampen und sogar die Aschenbecher und der übrige Trödel halten sich ganz gut, die sind so unvergänglich wie der Elefantenstab des Königs aus dem Dschungelbuch oder der mit Tutanchamun vergrabene Schatz. Ich lasse das Haus nicht verwahrlosen – die Bücher meiner Eltern vermischen sich auf den Einbauregalen mit meinen eigenen, die Teppiche liegen akkurat vor den Sofas und Stühlen, Tassen und Teller stehen ordentlich gestapelt in den Vitrinen –, aber besonders sauber ist es bei mir leider nicht. Fürs Staubwischen habe ich wenig übrig. Und der Staubsauger bleibt auch eher in der Ecke stehen. Die Toiletten hätten mal wieder eine Reinigung nötig. Und die Wand rechts und links vom Kamin ist von langen streifenförmigen uringelben Flecken gezeichnet, wo letztes Jahr Wasser durch den Schornstein eingesickert ist.
    »Nett hier«, säuselte Samantha, während ich ihr ein Bier hinhielt und sie ins Wohnzimmer führte, wo es dunkel und kühl war wie in einem Weinkeller, obwohl es draußen in

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