Schluss mit dem ewigen Aufschieben
muss mir erst einmal einen Kaffee holen und die Hausnews lesen.
C Gefühle: Angst (aus B 1), Ärger (aus B 2 und B 3), Hilflosigkeit (aus B 4)
Verhalten: Aufstehen und weggehen (aus B 5)
|186| Mit einer weiteren Frage, nämlich »Und wie finde ich das?«, können Sie einen wichtigen Schritt machen, hin zu den unausgesprochenen
Bewertungen Ihrer Gedanken:
B1 Ich hätte diese Sachen schon längst bearbeiten müssen. Ich kriege bestimmt jede Menge Ärger, wenn mein Chef erfährt, dass
ich diese vielen Sachen nicht erledigt habe.
Und das finde ich eine Schweinerei!
B2 Diese Kunden sind doch zu blöde, wegen jedem Mist zu schreiben.
Und jetzt muss ich mich mit diesem Mist herumärgern.
B3 Andere haben nicht die Hälfte von dem zu tun, was ich hier vor mir habe. Es ist ungerecht, dass ich so viel Arbeit habe.
Und das finde ich auch eine Schweinerei!
B4 Es ist einfach zu viel, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Und das finde ich fies, so überfordert zu werden!
B5 Ich muss mir erst einmal einen Kaffee holen und die Hausnews lesen.
Und das geschieht allen recht, den Kunden und dem Chef.
Dieser Nachtrag ermöglicht es Helmut zu sehen, dass im Grunde genommen alle seine Bewertungen der Situation und seiner Gedanken
auf eines hinauslaufen:
C Gefühle: ÄRGER, ÄRGER, ÄRGER!
Insofern ist sein Verhalten in perfekter Übereinstimmung mit diesem überwältigenden Gefühl: Er geht aus dem Felde und dreht
allen, die etwas von ihm wollen, eine lange Nase.
Als Nächstes stellt sich die Frage, wie Helmut seinen vielen Ärger und sein Ausweichverhalten findet. Ein zweites ABC enthält
die innere Stellungnahme zu seinem ersten ABC:
A Mein Ärger, mein Weggehen zum Kaffeetrinken und Zeitunglesen
B1
Ich finde es eigentlich gut
, dass ich mich in dieser Tretmühle nicht unterkriegen lasse.
|187| B2
Es wäre mir lieber
, wenn ich nicht immer so verärgert wäre.
B3 Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt noch ändern kann. Ich bin so schnell vergrätzt und dann handle ich einfach bescheuert.
B4 Ich sollte mir schon längst einen neuen Job gesucht haben, aber ich habe zu viel Angst vor etwas ganz Neuem.
Das finde
ich nicht gut. Ich sollte mutiger sein!
B5 Eigentlich bin ich ein ziemlicher Papiertiger,
und das finde ich
blöd.
Wenn Helmut so über seinen Ärger auf der Arbeit und über sich als den immer ärgerlichen Menschen nachdenkt, kommt er zu einer
widersprüchlichen Selbstbewertung seines konkreten Erlebens und Verhaltens: Einerseits findet er, dass er ein ganzer Kerl
ist, der sich nicht unterkriegen lässt, andererseits findet er sich feige. Seine daraus resultierenden Gefühle sind diese:
C Gefühle: Stolz (aus B 1), Angst (aus B 3), Ärger (aus B 3, B 4 und B 5).
Und was macht Helmut, wenn er so über sich nachdenkt? Sie ahnen es schon, er vermeidet es die meiste Zeit, aber wenn er es
doch tut, dann spürt er Ärger und könnte am liebsten auf irgendetwas einschlagen. Nein, so richtig kann er sich nicht akzeptieren.
C Verhalten: an etwas anderes denken, Fäuste ballen sich.
Helmuts Gedanke B 2 enthält ein Ziel. Die entscheidende Frage wird sein, ob Helmut es mit diesem Ziel ernst meint. Denn in
einer gegebenen Situation hat er eine sehr hohe Übereinstimmung von Gedanken, Gefühlen und Verhalten, mit anderen Worten,
eine sehr fest gefügte Überzeugung. Sein hauptsächliches Motiv, sich nicht unterkriegen zu lassen, wird mächtig angeregt,
alter Ärger steigt auf und Helmut ist gewohnt darin, aus dem Feld zu gehen. Will er das wirklich ändern?
Für Helmut ist es sehr wichtig, sein Ärgerproblem zu verstehen. Er ist nun einmal so, bis auf weiteres. Das kann er nicht
ganz akzeptieren, |188| er regt sich auch über sich selbst auf. Seine ABCs zeigen ihm, dass er besonders dann, wenn ihn etwas ängstigt, auf die Barrikaden
geht. Dann fühlt er sich mächtiger und nicht so hilflos. Er pumpt sich auf, ahnt aber, dass er nicht so stark ist, wie er
tut. Sein Ärger überdeckt seine Ängstlichkeit. Und die muss Helmut zunächst einmal akzeptieren, wenn er an ihr etwas verändern
will. Helmut glaubt, dass sein Ärger auf sich selbst ihn zu Veränderungen motivieren könnte, schließlich ist er ja unzufrieden
mit sich. Aber er lenkt sich mit seinem Ärger auf sich selbst nur von dem tiefer liegenden Problem, der Ängstlichkeit, ab.
Auf diese Weise schiebt er die Auseinandersetzung mit der wichtigeren Aufgabe vor sich her.
Ein erstes ABC
Weitere Kostenlose Bücher