Schluss mit dem ewigen Aufschieben
einer konkreten Aufschiebesituation und ein zweites ABC über Ihre Reaktion auf Ihre angeregten Gefühle und
Verhaltensweisen zu machen, bringt Ihnen wichtige Informationen darüber, was Sie akzeptieren müssen, wenn Sie es ändern wollen.
Etwas nicht zu akzeptieren bedeutet, es nicht wahrhaben zu wollen, es also aus dem Bewusstsein auszuschließen. Auf diese Weise
können Sie es nie verändern, weil Sie nichts von ihm wissen. Sie werden feststellen, dass Sie meistens die Gedanken des zweites
ABC zunächst werden verändern müssen. Ihr erstes ABC zeigt Ihnen ein Röntgenbild Ihres Symptoms, aber Ihr zweites ABC zeigt
Ihnen den Stress, mit dem Sie auf das Symptom reagieren.
Ihre individuellen Gedanken und Schlussfolgerungen lassen sich zusammenfassen zu drei destruktiven übergeordneten »Glaubens sätzen «:
Katastrophisieren: Die Überbewertung negativer Folgen als mehr als 100 Prozent schlecht.
Selbstabwertung: Die Übergeneralisierung von Versagen oder Misserfolg in einem Bereich auf die ganze Person.
Geringe Frustrationstoleranz: Die Übersteigerung von Wünschen in Forderungen und das Bestehen auf einer sofortigen, einfachen
und risikolosen Erfüllung dieser Forderungen.
Diese irrationalen Einstellungen können Sie sich mithilfe des ABC-Schemas bewusst machen. Sobald Sie Ihre wenig hilfreichen
Gedanken identifiziert haben, können Sie daran gehen, sie zu überprüfen.
|189| Gedanken und Überzeugungen entdecken lernen
Die ABC-Methode gibt Ihnen auch ein kraftvolles Instrument an die Hand, um Gedanken und Überzeugungen, die Ihr Aufschieben
in Gang halten, zu verändern. Sie können nämlich Ihre Gedanken überprüfen (Punkt D: Debatte,
debate )
. Sie brauchen dazu lediglich Ihren Annahmen und Bewertungen mit folgenden Fragen zu Leibe zu rücken:
Ist das wahr, was Sie denken? Ist es im obigen Sinne rational? Stimmen Ihre Schlussfolgerungen und Bewertungen?
Und was wäre, wenn die Schlussfolgerungen und Bewertungen zutreffen würden?
Diese Fragen wechseln sich immer wieder gegenseitig ab. Sie kommen dabei Ihren heimlichen Annahmen und Unterstellungen ebenso
auf die Spur wie Ihrem
awfulizing
, das heißt Ihrer Tendenz, Dinge, die Ihnen nicht gefallen, als schrecklich und unerträglich abzustempeln und Ihrer
musturbation
, das heißt der zwanghaften Annahme, dass bestimmte Dinge einfach so sein
müssen
, wie Sie es sich vorstellen.
Schauen wir uns nun Helmuts Debatte an. Er setzt sich mit einem zentralen Glaubenssatz seines zweiten ABC auseinander:
B 1
Ich finde es eigentlich gut,
dass ich mich in dieser Tretmühle nicht unterkriegen lasse.
Ist das wahr?
Was heißt es, dass ich es gut finde? Gut, in einer Tretmühle gegen die Mühlräder zu kämpfen? Das ist ein ziemlich seltsames
Leben. Ich habe immer zu sehr auf das »nicht unterkriegen« geachtet. Wenn ich darüber nachdenke, erscheint mir aber jetzt
die »Tretmühle« wichtiger zu sein. Ich finde es richtig, in einer Tretmühle zu sein: Nein, das ist nicht wahr, das finde ich
nicht. Wenn ich schon in einer Tretmühle bin, wäre es besser, nach einem Ausweg zu suchen, statt hier rumzufighten.
Und was, wenn?
Wenn ich mich doch unterkriegen lasse? Dann verliere ich jede Selbstachtung. Ich habe sowieso nicht so viel davon, sonst wäre
ich ja nicht in dieser blöden Abteilung hängengeblieben. Das kommt wegen meiner Angst vor etwas Neuem. Weil ich |190| die habe, verliere ich auch so viel an Selbstachtung. Ich kämpfe also um meine Selbstachtung. Wenn ich die gänzlich verliere,
dann bin ich ein Nichts und habe mich von meinem Chef, diesem Menschenschinder, einmachen lassen.
Ist das wahr?
Nein, nicht wenn ich mich wirklich kritisch frage, ob das stimmt. Aber es fühlt sich irgendwie richtig an, wahrscheinlich
weil ich es schon mein Lebtag lang so denke. Ich bin dann natürlich kein Nichts und ich habe mich auch nicht einmachen lassen.
Irgendwie kommt mir das alles wie ein Nebenkriegsschauplatz vor. Tatsache ist doch, dass ich mich in der Abteilung einerseits
unterfordert fühle, aber vor was Neuem Angst habe, und andererseits überfordert, weil ich mit diesen vielen Anfragen nicht
klarkomme.
Und was, wenn?
Was wäre, wenn ich ein Nichts wäre? Ein unscheinbarer kleiner unbedeutender Angestellter? Das wäre schrecklich, denn dann
wäre genau das aus mir geworden, was mein Vater mir immer prophezeit hat: Du wirst als kleiner Mann enden! Und wenn ich so
ende? Dann muss ich mich selbst
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