Schluss mit dem ewigen Aufschieben
Sie die Fragen dann nochmals durch und schreiben Sie mit der nichtdominanten, also der linken Hand. Sie
werden merken, dass Ihnen dabei andere Antworten einfallen. Beides zusammen ergibt ein vollständigeres Bild Ihrer Konflikte
und Erfahrungen.
Sich akzeptieren lernen
Wenn Sie Ihr gegenwärtiges Problem mit einem aufgeschobenen Projekt erkannt haben und dazu auch Ihre dahinter stehenden Konflikte,
dann stellt sich Ihnen als Nächstes die Aufgabe, beides zu akzeptieren. Akzeptieren heißt zugestehen, dass etwas da ist, ob
es Ihnen passt oder nicht, und den überflüssigen Ärger auf sich selbst aufzugeben.
Schauen wir uns die Struktur von Konflikten, die durch das Aufschieben entstehen und vertagt werden, für einen Moment noch
etwas genauer an. Dazu setzen wir uns die Brille der Rational-Emotiven Therapie (RET) auf, die der amerikanische Psychotherapeut
Albert Ellis entwickelt hat.
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Rational-Emotive Therapie kurzgefasst
Die RET beruft sich auf den griechischen Philosphen Epiktet, von dem die Aussage stammt: »Menschen werden nicht durch die
Dinge an sich beunruhigt, sondern durch die Meinungen, die sie darüber haben.« Dieses Prinzip verweist darauf, dass unsere
Sichtweise von Dingen eine Funktion unserer Wahrnehmung und Bewertung ist, die ihrerseits unsere individuellen Wertsysteme
reflektieren. Rational-Emotive Therapie geht aus von den beiden Werten des Überlebens und Genießens. Solange Sie sich dafür
entscheiden, am Leben zu bleiben und es zu genießen, kann RET Ihnen helfen. Wenn Sie allerdings den Wunsch haben, zwar weiter
zu leben, sich dieses Leben aber zur Hölle machen, dann kann es nichts für Sie tun. RET nimmt an, dass Kognitionen, Emotionen
und Verhalten eine Ganzheit bilden und konzentriert sich auf den Zusammenhang zwischen diesen Komponenten. Gedanken, Annahmen,
Schlussfolgerungen und Bewertungen, in der Psychologie als Kognitionen bezeichnet, werden als notwendige und hinreichende
Bedingungen für das Entstehen von Gefühlen betrachtet: »You feel the way you think!« Bestimmte kognitive Prozesse, wie Übertreibung,
unzulässige Vereinfachung, Übergeneralisation, unlogische, ungültige Annahmen, unlogische Schlussfolgerungen und absolutistische
Annahmen führen entweder zu irrationalen Einstellungen (irrational beliefs) oder entsprechen ihnen. Irrationale Einstellungen
erzeugen unangemessene Gefühle und/oder Verhaltensweisen. Sie entstehen zum Teil auf der Grundlage angeborener Voraussetzungen,
noch mehr aber durch Umwelteinflüsse und werden durch beständige individuelle und gesellschaftliche Reindoktrination aufrechterhalten.
Ob Ihre Kognitionen, Emotionen und Verhaltensweisen rational oder irrational sind, ist daran erkennbar, wie sehr sie Ihnen
helfen, Ihre Ziele zu erreichen. Rationales Denken und Verhalten bringt die Werte des Überlebens und Genießens mit Ihren Zielen,
Ihrer Umwelt und Ihrer Persönlichkeit in Einklang. Rational bedeutet dabei in keinem Fall emotionslos. Ob Sie rational oder
irrational denken, zeigt sich darin,
wie häufig,
wie lange andauernd und
wie intensiv
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RET ist nicht nur eine der effektivsten psychotherapeutischen Methoden, sondern eignet sich auch als ausgezeichnete Selbsthilfestrategie.
Sie bietet dazu ein einfaches ABC-Schema an.
A (activating event)
Ein Ereignis geschieht.
B (beliefs)
Sie machen sich Gedanken über das Ereignis, schätzen es ein, bewerten es.
C (consequences)
Ihre Gedanken führen zu Konsequenzen, zu Gefühlen, zu konkreten Handlungen. Diese können Ihnen helfen, Ihre Ziele (effects,
E) zu erreichen (E+) oder ihnen entgegengerichtet sein (E–).
Mit der Annahme, dass die Art und Weise, wie Sie über A denken, Ihre Gefühle und Verhaltensweisen bestimmt, haben Sie einen
Schlüssel zu Veränderungen in der Hand.
Hier können Sie ein ABC nachlesen, das Helmut aufgeschrieben hat:
A Ich sitze an meinem Schreibtisch, vor mir Stapel von Briefen und Akten.
B1 Ich hätte diese Sachen schon längst bearbeiten müssen. Ich kriege bestimmt jede Menge Ärger, wenn mein Chef erfährt, dass
ich diese vielen Sachen nicht erledigt habe.
B2 Diese Kunden sind doch zu blöde, wegen jedem Mist zu schreiben.
B3 Andere haben nicht die Hälfte von dem zu tun, was ich hier vor mir habe. Es ist ungerecht, dass ich so viel Arbeit habe.
B4 Es ist einfach zu viel, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
B5 Ich
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