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Schlussakt

Schlussakt

Titel: Schlussakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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unerwartet scharf.
    »Nein«, sagte Frau Stein und reichte mir mein Besteck.
    »Sogar mein Mann hat sie gehört.«
    Ohne auch nur mit einem Gesichtsmuskel zu zucken, schenkte
Frau Stein mir Kaffee ein.
    »Vielen Dank, ich glaube, unser Gast kommt alleine zurecht.
Und stellen Sie bitte die Musik etwas leiser.«
    Frau Stein tupfte einen Tropfen vom Ausguss der Kaffeekanne,
dann schritt sie wortlos hinaus. Gleich darauf verstummte die Hintergrundsmusik
bis fast zur Unhörbarkeit.
    Meine Gastgeberin seufzte
theatralisch auf, und es hätte mich nicht gewundert, wenn sie ein Lamento über
das heutige Küchenpersonal angestimmt hätte. Stattdessen erblühte das
zuvorkommende Begrüßungslächeln wieder auf ihren Lippen. Sie legte den Kopf ein
wenig zur Seite und bedeutete mir mit einer Handbewegung zuzugreifen – so, wie früher
die eigene Großtante einen aufforderte, wenn sie aufgetischt hatte. Lang zu,
mein Junge, und nichts übriglassen!
    Aber Elke von Wonnegut war keine hemdsärmelige Großtante,
sondern ein kleines, selbstbewusstes Persönchen, das für klassische Musik schwärmte
und durch Damen gleichen Alters ein Frühstück auftragen ließ, um einen
Privatflic zu bezirzen. Sie trug eine Bluse mit Spitzenkragen und einen
dunkelblauen Rock, um ihren schmalen, geröteten Hals wand sich eine rosa
Perlenkette. Unter blondierten, leicht gewellten Haaren lugte das Gesicht eines
klugen Nagetiers hervor, zu dem die makellose Reihe ebenmäßiger Zähne nicht
recht passen wollte. Mein Blick blieb an ihren Ohrperlen hängen, die von
gleicher Farbe wie die der Kette waren.
    »Tja, Herr Koller«, begann sie heiter. »Wie schön, dass Sie
gekommen sind.«
    Ich probierte den Kaffee. Er hätte etwas stärker sein dürfen,
aber er war in Ordnung. Wenn ich den Tisch komplett abräumte, brauchte ich vor
heute Abend nichts mehr zu essen.
    »Sie sind also Privatdetektiv. Man nennt es doch
Privatdetektiv, oder?«
    Ich nickte, zog meine Armbanduhr aus und legte sie neben
meinen Teller.
    »Und Sie haben um zehn Uhr einen wichtigen Termin, nicht
wahr?«
    »Genau«, sagte ich.
    »Aber nicht mit einem Klienten, nehme ich an. Sie sagten doch
am Telefon, dass Sie sich gestern gegen einen Auftrag entschieden hätten,
richtig? Ich frage das nicht aus Neugier, Herr Koller, sondern weil es von
entscheidender Bedeutung für unser Gespräch ist.«
    »Ich bin derzeit ohne Auftrag, das ist korrekt.«
    »Hervorragend«, rief sie aus und klatschte in die Hände.
»Dann möchte ich Sie hiermit engagieren.«
    »Sie?«, entfuhr es mir. »Mich engagieren?«
    »Im Auftrag unseres Fördervereins. Der Freunde des
Musiktheaters . Natürlich zu Ihren Bedingungen. In solchen Dingen pflegen
wir nicht zu feilschen.«
    Schweigend köpfte ich das Ei. Dass mich diese Frau engagieren
könnte, wäre mir im Traum nicht eingefallen. Was interessierte sie so sehr am
Tod einer Theaterangestellten, dass sie bereit war, sich dafür in Unkosten zu
stürzen? In vermeidbare Unkosten zudem, denn es wurde ja ermittelt, die Polizei
würde längst eine Sonderkommission zusammengestellt haben und den Mord, davon
konnte man ausgehen, innerhalb weniger Tage aufgeklärt haben.
    »Sie wollen mich engagieren«, sagte ich. »Gut. Wofür und
warum ausgerechnet mich? Trauen Sie mir mehr zu als der Kripo? Oder soll ich
etwas über die Ermordete herausfinden?«
    »Über diese Frau?« Sie winkte ab. »Um Gottes willen.
Verschonen Sie mich mit der. Mir geht es nur um eine Person, und das ist Herr
Nagel.«
    »Weil er mit ihr befreundet war?«
    »Richtig. Und weil er sie gefunden hat, wie man mir sagte.
Ist das Frühstück recht, Herr Koller? Fehlt noch etwas?«
    »Alles bestens, Frau von Wonnegut. Erzählen Sie, was Sie von
mir wollen, dann sage ich Ihnen, ob ich den Auftrag annehmen kann.«
    »Sehr gut«, nickte sie und strich die Decke über ihren Beinen
glatt. »Dazu muss ich ein wenig ausholen.«
    Und das tat sie. Während sie mir eine Nachhilfestunde in
Sachen klassische Musik gab, arbeitete ich mich durch die Köstlichkeiten, die
mir Frau Stein aufgetischt hatte. Zum Ei trank ich den Grapefruitsaft,
schmierte mir ein Marmeladebrötchen, spülte das Croissant mit viel Kaffee
hinunter, probierte die Ananas und eine Kiwi, legte drei Lagen Schinken
zwischen zwei Toastscheiben und schaffte sogar den Orangensaft. Als ich am Ende
mit einem Eckchen Bergkäse in der Hand dasaß und mir behaglich über den Bauch
strich, wusste ich mehr über die

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