Schlussblende
Lover hätte. (Gegencheck anhand der Klatschspalten der Boulevardpresse oder durch Befragung der in der Wohngegend eingesetzten Polizeistreifen?)
Mutter-Sohn-Verhältnis:
Kühl, distanziert. In beiden zugrundegelegten Biographien bestätigt.
Egozentrische Weltsicht:
Alle Anzeichen – sogar MM .s betont positive biographische Darstellung – sprechen dafür.
Züchtigungen während der Kindheit:
MM berichtet, sein Vater habe ihn bei der Rückkehr von beruflich bedingter Abwesenheit regelmäßig wegen ungenügender schulischer Leistungen verprügelt. Sonst keine Erkenntnisse.
Belastende sexuelle Erlebnisse während der Kindheit (Zeuge ehelicher Vergewaltigungen, Prostitution der Mutter):
Keine Erkenntnisse.
Ehebeziehung der Eltern:
Scheidung der Eltern, als V. zwölf war. MM .s Biographie zufolge war ein entscheidender Antrieb für V.s sportliches Engagement das Verlangen, seinen Vater zu beeindrucken.
Autoerotische Erfahrungen während der Pubertät:
Keine Erkenntnisse.
Vergewaltigungsfantasien:
Keine Erkenntnisse.
Reges Interesse an Pornographie:
Keine Erkenntnisse.
Voyeuristische Neigungen:
Keine speziellen Erkenntnisse. Seine Sendung
Besuch von Vance
gilt jedoch als Zuschauerspektakel, das extrem auf die Befriedigung menschlicher Neugier abzielt.
Erkenntnisse über anormale sexuelle/emotionale Beziehungen und die eigene retrospektive Reaktion darauf:
Keine.
Zwanghafte Arbeitswut:
Wird sowohl von wohlgesonnenen wie von rivalisierenden Kollegen bestätigt.
Irrationale Phobien:
Nichts bekannt.
Wahrheitsliebe:
Ein Vergleich der beiden zugrundegelegten Biographien zeigt bei der Schilderung des Unfalls und der Zeit danach ein in mehreren Punkten abweichendes Erinnerungsvermögen.
Psychologische Streßfaktoren:
J. V.s erste feste Freundin war Jillie Woodrow (frühere Beziehungen zu Mädchen waren unglücklich verlaufen). Er war fast sechzehn, als sie sich kennenlernten, sie erst vierzehn und – abgesehen von seinen sportlichen Ambitionen – V.s ein und alles. Eine zwanghafte, alle anderen ausschließende Zweierbeziehung, bei der V. offenbar den dominierenden Part spielte. Verlobung, als J. W. sechzehn wurde, gegen den Willen ihrer Eltern und seiner Mutter (zum Vater hatte V. zu dieser Zeit den Kontakt bereits abgebrochen). Nach MM .s Darstellung löste V. nach dem Unfall und dem Verlust eines Arms das Verlöbnis, weil er J. unter den neuen Umständen nicht länger an sich binden wollte. Tosh Barnes’ Version zufolge suchte J. dagegen seit längerem einen Ausweg aus der als klaustrophobisch empfundenen Beziehung und nutzte die Gelegenheit, um sich von V. zu trennen, und zwar unter dem Vorwand, ein Mann mit einer Prothese wirke abstoßend auf sie. Kurz danach lernten sich MM . und V. kennen. Kurz vor deren Heirat offenbarte J. W. in einem Interview mit
News of the World
, V. habe sie zur Duldung masochistischer Rituale gezwungen, ihr Fesseln angelegt und trotz ihrer Gegenwehr Sex mit ihr gewollt. V. versuchte, die Veröffentlichung zu verhindern, und hat, als ihm das nicht gelang, J. W.s Darstellung vehement dementiert. Obwohl die Redaktion ihm eine Gegendarstellung verwehrte, verzichtete er auf eine Klage, weil er sich – was damals zutreffend gewesen sein könnte – »die Prozeßkosten nicht leisten« könne. Sowohl die Trennung von J. W. wie auch J. W.s anschließende Enthüllungen könnten durchaus Streßfaktoren gewesen sein, die als Auslöser für das erste von V.s Verbrechen in Frage kämen.
»O Scheiße«, sagte Carol, als sie die abschließende Analyse gelesen hatte, »da kommt man ins Grübeln, wie?«
»Glauben Sie, Jacko Vance könnte tatsächlich ein Serienmörder sein?« fragte Kay.
»Shaz hat es geglaubt«, erwiderte Tony grimmig. »Und ich denke, sie könnte recht gehabt haben.«
»Aber da gibt’s was, was mich stört«, meinte Simon. Und als Tony ihm aufmunternd zunickte, fuhr er fort: »Wenn Vance so ein Soziopath ist, wieso hat er dann auf der M 1 diese Kids gerettet und versucht, auch noch den Trucker aus der Fahrerkabine zu holen, statt sie einfach ihrem Schicksal zu überlassen?«
»Guter Punkt«, sagte Tony. »Ich will keine gewagten Theorien konstruieren, aber nach allem, was wir wissen, war er in seinen prägenden Jahren von der Sucht nach Aufmerksamkeit und Anerkennung beherrscht. Er hat also nach dem Unfall instinktiv das getan, was ihn in den Augen anderer zum Helden machte. Es ist eine
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