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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Aber bitte nur dort, ja.« Als er in die Küche ging, rutschte sie auf den freigewordenen Stuhl neben Tony nach.
    Tony klickte sich mit Shaz’ Code ins Programm der Task Force ein. Er deutete auf den blinkenden Cursor. »An der Stelle hänge ich schon den ganzen Nachmittag. Ich kann mich unter ihrem Namen im Programm anmelden, aber ohne ihr Paßwort komme ich einfach nicht weiter.«
    Er startete ein paar neue Versuche, unterstützt von Kay und Simon, die ihm ihre Vorschläge zuriefen, aber das Ergebnis war immer dasselbe: der Cursor blinkte unerbittlich weiter.
    Carol hatte eine Weile stumm danebengesessen, erst als Tony und seinen Leuten die Ideen ausgingen, sagte sie: »Ich vermute, wir haben das Naheliegendste übersehen. Wem wollte Shaz nacheifern? Wer war ihr Idol?«
    Tony sah sie verdutzt an. »Irgend jemand bei Scotland Yard?«
    Carol rückte den Laptop so zurecht, daß sie das Keyboardteil bedienen konnte. »Bekannte Profiler.« Sie tippte die Namen LEYTON , RESSLER und DOUGLAS ein. Der Cursor blinkte weiter. Und da hatte sie auf einmal eine Idee, und ihre Finger flogen über die Tastatur. Hinter dem blinkenden Cursor stand: TONYHILL . Für einige Sekundenbruchteile war der Bildschirm leer, dann tauchte ein Menu auf. »Verdammt«, murmelte Carol, »warum ist mir das nicht gleich eingefallen?«
    Kay und Simon applaudierten begeistert, Leon stieß eine Art Wolfsgeheul aus, und Tony fragte kopfschüttelnd: »Wie krieg ich Sie bloß dazu, doch noch in unsere Gruppe zu kommen. Mit normaler Kripoarbeit verschwenden Sie nur Ihr Talent. Mit Ihrem Einfühlungsvermögen sollten Sie lieber Psychopathen fangen.«
    Carol schob Tony den Laptop wieder hin. »Ach? Und wieso bin ich dann nicht dahintergekommen, daß mein Brandstifter ein ganz gewöhnlicher Verbrecher und kein Geistesgestörter ist?«
    »Weil Sie allein gearbeitet haben. Das zahlt sich bei Analysen nie aus. Der beste Weg ist, einen Detective und einen Psychologen zusammenarbeiten zu lassen. Man nennt das Bündeln der Erfahrungen.« Er verschob den Cursor auf den »Dateimanager« und drückte die Enter-Taste.
    Carol bedauerte nachträglich, daß sie den Brandstifter überhaupt erwähnt hatte, weil Tony das gleich wieder zum Anlaß genommen hatte, sie doch noch in seine Gruppe zu locken. Ein Thema, über das sie nicht reden wollte, schon gar nicht in Gegenwart seiner Lehrgangsteilnehmer. Aber nachdem das nun mal passiert war, hielt sie es für angebracht, Leon, Kay und Simon in Kurzfassung Tonys Theorie zu erklären, daß der Täter vermutlich ein freiwilliger Feuerwehrhelfer sei, der aus gewöhnlichen kriminellen Motiven handle.
    »Aber aus welchem Motiv?« fragte Kay. »Das ist doch der entscheidende Punkt, oder nicht?«
    »Bei kriminellen Motiven geht’s immer um die Frage: Wer hat Nutzen davon?« warf Leon ein. »Und da es sich bei den Geschädigten um verschiedene Eigentümer handelt und bei den Versicherungen auch jedesmal andere Gesellschaften betroffen sind, würde er auf jemanden ziemlich weit oben in der örtlichen Hierarchie tippen, der weiteren personellen und finanziellen Kürzungen einen Riegel vorschieben will.«
    Tony sah von der Liste der Dateinamen, durch die er sich arbeitete, hoch. »Interessante Idee, trotzdem abwegig. Ich orientiere mich gern an der naheliegendsten Möglichkeit: Schulden.«
    »Schulden?« fragte Carol skeptisch.
    »Richtig.« Tony, schon wieder mit den Dateien beschäftigt, sah kurz hoch. »Einer, den die monatlichen Abzahlungsraten auffressen, dem ein Zahlungsbefehl nach dem anderen ins Haus flattert und der jeden Tag damit rechnen muß, daß sein Häuschen unter den Hammer kommt.«
    »Aber was kann so ’n nächtlicher Feuerspuk groß bringen? Maximal einen Fünfziger oder ’n Hunderter bar auf die Kralle. Glauben Sie wirklich, daß jemand dafür so ’n hohes Risiko eingeht?«
    Tony zuckte die Achseln. »Wenn er mit dem Rücken zur Wand steht? Wenn’s darum geht, ob sie einem den Strom abdrehen oder das Auto zerkratzen? Und wenn er’s vielleicht mit Gläubigern zu tun hat, die nicht lange fackeln? Da kann’s von hundert pro Woche abhängen, ob man mit heiler Haut davonkommt oder auf Krücken durch die Gegend humpelt. Da blättert man lieber fünf hier und zwanzig dort hin, um guten Willen zu zeigen. Ich würde nach einem Ausschau halten, der am Rande des Ruins steht, Carol.« Und auf einmal hatte er nur noch Augen für den Bildschirm. »Da ist es ja – MISPER .001. Das müßte ihre Hausaufgabe sein.«
    »Ja«,

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