Schlussblende
nach Hause. Wie’s mit Kerrys Mutter abgesprochen war.«
»Und sie war so aufgedreht, unsere Stacey. Sie hatte ein signiertes Foto bekommen.«
»Persönlich signiert. Mit persönlicher Widmung.«
»Das hatte sie dabei. Als sie … als sie das Haus verlassen hat.« Beide wurden von ihren Erinnerungen überwältigt.
Kay nutzte das aus. »Was hat sie von dem Abend erzählt?«
»Ach, sie war so aufgeregt, nicht wahr, Kenny? Ein Traum war wahr geworden. Mit Jacko Vance zu sprechen!«
»Sie hat tatsächlich mit ihm gesprochen?« Kay mußte sich Mühe geben, die Frage beiläufig klingen zu lassen. Die ständig wiederkehrenden Begleiterscheinungen, die sie entdeckt hatte, zeichneten sich von Mal zu Mal deutlicher ab.
»Ist hinterher rumgerannt wie ein aufgeregtes Huhn«, erinnerte sich Staceys Vater.
»Sie hat immer davon geträumt, zum Fernsehen zu gehen.« Das Ping-Pong ging weiter.
»Ihre Leute haben vermutet, sie wäre uns nach London davongerannt, weil sie unbedingt ins Showgeschäft kommen wollte«, sagte Kenny empört. »Blanker Unsinn. Nicht Stacey. Sie war viel zu vernünftig. Sie hat das genauso gesehen wie wir. Die Schule zu Ende bringen, Einser-Noten einheimsen, dann sehen wir weiter.«
Denise warf versonnen ein: »Obwohl, Fernsehen, das wär schon was für sie gewesen.«
»Das Aussehen hatte sie.«
Bevor sie sich noch mehr in Erinnerungen verlieren konnten, fragte Kay rasch: »Hat sie erzählt, worüber Jacko Vance mit ihr gesprochen hat?«
»Nur, daß er sehr nett war«, sagte Denise. »Ich glaub nicht, daß er etwas Besonderes zu ihr gesagt hat. Oder was glaubst du, Kenny?«
»Dazu hätte er gar keine Zeit gehabt. Da wollen Hunderte ein Autogramm haben. Er sagt was Nettes und schaut mit in die Kamera, wenn jemand für ein Foto posieren will.«
Für ein Foto posieren … die Worte trafen Kay wie eine Erleuchtung. »Hat Stacey ein Foto mit ihm machen lassen?«
Beide nickten. »Kerrys Mum hat’s gemacht.«
»Dürfte ich das mal sehen?« Kays Herz schlug plötzlich bis zum Hals, ihre Hände fühlten sich schweißnaß an.
Kenny zog ein Fotoalbum unter dem Kaffeetischchen hervor und schlug die letzte Seite auf. Die Acht-mal-zehn-Vergrößerung von einem Schnappschuß, aus einem unglücklichen Winkel aufgenommen, ein bißchen verschwommen. Auf den ersten Blick sah man nur Menschen, die sich um Vance drängten. Aber das Mädchen, mit dem er sich – die Hand auf ihrer Schulter, den Kopf nach unten geneigt – so angeregt unterhielt … dieses Mädchen, das ihn mit großen Augen anhimmelte, war ohne jeden Zweifel Stacey Burton.
Gleich bei dem ersten Satz, den Detective Sergeant Chris Devine sagte, als sie ihm und Sergeant Sidekick die Tür öffnete, wurde Wharton warm ums Herz: »Ich hoffe zuversichtlich, daß Sie den elenden Bastard, der das getan hat, bald erwischen.« Die Künstlerfotos bildschöner junger Frauen an den Wänden irritierten ihn nicht. Er hatte bereits früher mit Lesben zu tun gehabt und festgestellt, daß sie sich auf den geordneten Dienstablauf weniger störend auswirkten als sogenannte normale Frauen. Sergeant Sidekick war zarter besaitet und wählte eine Sitzgelegenheit, von der aus er durch das breite Fenster auf die modernen Wohnblocks blicken konnte, die sich wie steinerne Symbole weltlicher Lebenslust um die alte Kirche gruppierten und sie aussehen ließen, als sei sie aus Versehen stehengeblieben.
»Das hoffe ich ebenfalls«, sagte er, während er sich auf dem weichen Futonsofa niederließ. Ein Nickerchen konnte man auf dem gräßlichen Ding bestimmt nicht machen.
»Sie haben mit Jacko Vance gesprochen?« fragte Chris, noch bevor sie in dem Ohrensessel ihm gegenüber Platz nahm.
»Ja, wir haben gestern ihn und seine Frau befragt. Er hat im wesentlichen das bestätigt, was Sie uns bereits über DC Bowmans Verabredung mit ihm gesagt hatten.«
Chris nickte. »Vance ist der Typ, der sich über so was Notizen macht.«
»Was sollte das überhaupt?« fragte Wharton. »Warum haben Sie DC Bowman bei diesem Täuschungsmanöver geholfen?«
Chris hob die Augenbrauen. »Wie bitte?«
»Vance hatte Ihre Durchwahlnummer als Kontaktadresse. Was ja wohl den Eindruck erwecken sollte, sie sei noch bei der Met.«
»Sie
war
weiterhin Officer der Met. Aber meine Telefonnummer hatte sie Vance aus einem völlig harmlosen Grund gegeben. Tagsüber kann sie als Lehrgangsteilnehmerin keine Anrufe entgegennehmen. Darum hat sie mich gebeten, das für sie zu tun.«
»Warum hat sie
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