Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
anstellen.«
    Brandon grinste breit. »Hat er das so gesagt?«
    »Nicht wörtlich, Sir. Ich habe kein Protokoll geführt.«
    »Ich kann verstehen, daß er aktiv werden will«, sagte Brandon bedächtig, »das ginge jedem so, der in seiner Haut steckt. Aber eine der eisernen Regeln für die Polizei ist, daß Ermittlungen nicht von einem Officer durchgeführt werden, der ein persönliches Interesse an der Aufklärung des Falles hat. Aus gutem Grund, weil das persönliche Engagement das Urteilsvermögen trüben kann. Meinen Sie nicht, daß es am besten wäre, die Zuständigen aus West Yorkshire ihren eigenen Weg gehen zu lassen?«
    »Nicht, wenn das dazu führt, daß ein Psychopath weiter frei herumläuft«, erwiderte Carol. »Und ich kann an dem Weg, den Tony einschlagen will, nichts Falsches erkennen.«
    »Bleibt noch die Frage offen: Was hat das mit uns zu tun?«
    »Er braucht Hilfe. Er arbeitet mit einigen seiner Task Force Officer zusammen, aber die sind derzeit alle suspendiert und können also offizielle Quellen nicht anzapfen. Und er braucht jemanden, der eventuelle Ergebnisse aus der Sicht eines erfahrenen Police Officer beurteilt. Die Leute von der West Yorkshire Division kann er dafür nicht einspannen. Die sind nur daran interessiert, einen Vorwand zu finden, damit sie einen aus seiner Gruppe einbuchten können.«
    Brandon nickte. »Die wollten diese Task Force von vornherein nicht unter ihrem Dach haben. Kein Wunder, daß sie auf eine Gelegenheit lauern, sie loszuwerden. Dennoch ist es ihr Fall, und sie haben uns nicht um Unterstützung gebeten.«
    »Nein. Aber Tony. Und ich denke, ich bin ihm das schuldig, Sir. Es geht lediglich darum, daß ich mich ein bißchen umhöre und sein Team mit Namen und Adressen versorge. Mir liegt daran, das zu tun, aber ich möchte es gern mit Ihrem Segen tun.«
    »Wenn Sie von Hilfe sprechen …«
    »Ich werde mich nicht in dienstliche Belange der West Yorkshire Division einmischen. Tony folgt einem völlig anderen Ansatz als sie. Und sie wissen nicht, daß ich mitmische. Ich werde Sie nicht in die Verlegenheit bringen, eine Diskussion über Kompetenzen führen zu müssen.«
    Brandon trank seinen Becher aus und schob ihn ein Stück beiseite. »Verdammt richtig, das werden Sie nicht tun. Und ansonsten, Carol, tun Sie, was Sie für richtig halten. Aber ohne offizielle Absegnung. Wenn es zum Schwur kommt, hat diese Unterredung nie stattgefunden.«
    Carol stand grinsend auf. »Danke, Sir.«
    »Sehen Sie zu, daß Sie sich nicht in Schwierigkeiten bringen, Chief Inspector«, sagte Brandon barsch. Als sie an der Tür war, fügte er hinzu: »Und falls Sie meine Hilfe brauchen – Sie haben meine Nummer.«
    Carol hoffte, daß sie nie darauf zurückkommen mußte.
     
    Sunderland war der am weitesten nördliche, Exmouth der südlichste Punkt, dazwischen lagen Swindon, Grantham, Tamworth, Wigan und Halifax. In jedem dieser Orte war eines der Mädchen aus Shaz Bowmans Siebenergruppe verschwunden. Und nun sollte Kay Hallam nach so vielen Jahren und ganz allein auf sich gestellt bei ihren Recherchen neue Erkenntnisse gewinnen, mit deren Hilfe Tony Jacko Vance überführen konnte. Keine leichte Aufgabe.
    Nicht, daß Kay das erwartet hätte. Schlendrian in irgendeinem Büro war nicht ihr Ding, und vom Polizeidienst hatte sie sich sowieso nicht mehr versprochen als berufliche Sicherheit, ein bescheidenes Gehalt und jede Menge Arbeit. Daß sie’s je zu einem Job bei der Kripo bringen würde, hätte sie sich nie träumen lassen. Und sie machte die Arbeit sogar gut, dank eines Blicks für Details, die vielen ihrer Kollegen unwichtig erschienen wären. Profiling schien das Feld zu sein, auf dem sie ihre Beobachtungsgabe voll nutzen konnte. Nur, sie hatte nicht damit gerechnet, daß ihr erster Fall einen so bedrückenden, persönlichen Aspekt haben könnte.
    Carols Anruf kam zur Lunchzeit – sie war mit ihrer Vorarbeit fertig, hatte mit allen in den sieben Fällen zuständigen Polizeidienststellen gesprochen, in drei Fällen sogar mit dem Officer, der seinerzeit mit den Ermittlungen betraut war, und hatte Adressen und Telefonnummern ausfindig gemacht.
    Kay hatte den Autoatlas gewälzt und Entfernungen und Zeitbedarf abgeschätzt. Bis zum Nachmittag konnte sie’s nach Halifax schaffen, bis zum Abend nach Wigan, dann über die Schnellstraße in die Midlands, ein paar Stunden Schlaf in einem Motel, Frühstück in Tamworth, bis zum späten Nachmittag nach Exmouth, wieder Richtung Norden nach

Weitere Kostenlose Bücher