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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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nie loswerden.« Sie drehte sich um und löffelte Kaffeepulver in die Becher, als brauche sie irgendwas, um sich abzureagieren.
    Simon wußte nicht recht, wie es weitergehen sollte, und verschanzte sich hinter dem nichtssagenden Satz: »Tja, das ist sicher eine sehr sensible Sache.«
    Sie stellte den Kaffeebecher so heftig vor ihn hin, daß ein paar Tropfen auf den polierten Pinienholztisch spritzten. Ein Wunder, daß sie nicht gleich mit dem Putztuch angerannt kam. Statt dessen lehnte sie sich wieder an die Arbeitsplatte, hielt ihren Becher umklammert, als suche sie daran Halt, und sagte trotzig: »Über Jacko Vance hab ich Ihnen nichts zu sagen. Sie haben sich umsonst von Leeds hierher bemüht. Aber Sie kriegen bestimmt ein gutes Kilometergeld, bei Ihnen zahlt das ja nicht ein knickriger Chef, sondern der Steuerzahler.«
    In ihr sieht’s so bitter aus, wie der Kaffee schmeckt, dachte Simon, trank aber einen zweiten Schluck, um etwas Zeit zu gewinnen, damit er sich eine Erwiderung überlegen konnte. »Unsere Ermittlungen sind sehr wichtig. Und wir könnten ein wenig Hilfe brauchen.«
    Sie knallte ihren Becher auf die Arbeitsplatte. »Hören Sie, es ist mir schnuppe, was er jetzt wieder über mich erzählt. Es ist nicht so, daß ich ihn belästige, umgekehrt wird ein Schuh daraus. Das fing an, kurz nachdem Jeff und ich geheiratet hatten. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft die Cops hier waren. Ob ich ihm anonyme Briefe geschrieben hätte. Ob ich seine Frau am Telefon belästigt hätte. Ob ich ihm Päckchen mit Hundekot geschickt hätte. Zum Teufel, ich kann heute nur dasselbe sagen, was ich damals geantwortet habe: daß ich bestimmt nicht der einzige Mensch bin, der eine Stinkwut auf Jacko Vance hat, weil der Mann immer nur an sich und seinen Vorteil denkt.« Sie sah Simon trotzig an. »Aber das mit den anonymen Briefen ist trotzdem Unsinn. Ich hab ihm keine geschickt. Das können Sie überprüfen, wir führen bei uns Buch über jeden Penny. Ich hab’s bis obenhin satt, mir Jackos Anschuldigungen anzuhören. Nichts als ein Haufen dreckiger Lügen.« Sie schüttelte wütend den Kopf. »Nicht zu fassen, was dieser
Saukerl
sich alles einfallen läßt.«
    Simon hob beruhigend die Hand. »Moment mal, Sie sind, glaube ich, auf dem völlig falschen Dampfer. Ich bin nicht hier, weil Jacko sich über Sie beschwert hätte. Zugegeben, ich möchte gern mit Ihnen über ihn sprechen, aber da geht’s darum, was er getan hat, nicht, was Sie angeblich getan haben, ehrlich.«
    Jillie sah ihn scharf an. »Was sagen Sie da?«
    Simon befürchtete, daß er vielleicht zu weit gegangen wäre. »Also« – er versuchte, das Ganze herunterzuspielen – »wie ich bereits sagte, geht es um eine sensible Angelegenheit. Wir sind im Zusammenhang mit einer Untersuchung auf den Namen Jacko Vance gestoßen, und ich soll nun ein paar Hintergrundinformationen einholen. Ohne daß Mr. Vance dadurch aufgeschreckt wird – wenn Sie verstehen, was ich damit andeuten will.« Er konnte nur hoffen, daß sie ihm nicht ansah, wie nervös er war. Irgendwie lief dieses Gespräch ganz anders, als er’s erwartet hatte.
    »Ach? Sie ermitteln gegen Jacko?« Das Funkeln in Jillies Augen sah ein wenig ungläubig, aber doch hoffnungsfroh aus.
    Simon rutschte verlegen auf dem Stuhl herum. »Wie schon gesagt, sein Name tauchte im Zusammenhang mit Ermittlungen in einer sehr ernsten Angelegenheit auf …«
    Jillie schlug sich auf die Schenkel. »O ja, das kann ich mir gut vorstellen. Sagen Sie nichts, lassen Sie mich raten. Er hat irgendeinem dummen Mädchen sehr weh getan, aber versäumt, die Kleine genügend einzuschüchtern, und jetzt hat sie alles ausgeplaudert. Hab ich recht?«
    Simon spürte, daß ihm ein paar Schweißperlen auf die Stirn traten. Das Gespräch lief irgendwie aus dem Ruder. »Was veranlaßt Sie zu dieser Vermutung?« fragte er vorsichtig.
    »Das mußte ja eines Tages so kommen.« Man merkte ihr an, wie sehr sie die Gelegenheit zur Abrechnung genoß. »Also, was wollen Sie wissen?«
     
    Als er heimkam, hatte Tony bleischwere Augen. Bleibt nicht aus, wenn man nachts Meile um Meile auf Autobahnen und Schnellstraßen runterreißt, dachte er. Er hatte nicht vorgehabt, den Anrufbeantworter abzuhören, aber der Apparat blinkte so beharrlich, daß er schließlich doch den Wiedergabeknopf drückte. »Hi. Mein Name ist Chris Devine. Detective Sergeant Devine. Ich hab mal eine Zeitlang mit Shaz Bowman bei der Kripo der Met zusammengearbeitet. Ich hab für

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