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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Besuchersessel und warf eine dünne Akte auf ihren Schreibtisch. »Wir wissen jetzt mehr darüber, wie’s um die Finanzen der Jungs bestellt ist, als deren Ehefrauen.«
    »Nach allem, was ich so über Ehen in Yorkshire höre, heißt das noch nicht viel«, meinte Carol. Tommy und Lee Whitebread grinsten, Di Earnshaw verzog keine Miene.
    »Ma’am, kann’s sein, daß das ’ne sexistische Bemerkung war?« frotzelte Lee.
    »Okay, beschweren Sie sich über mich. Also, was haben wir?«
    »Steht alles da drin.« Tommy deutete mit dem Daumen auf den Aktenordner.
    »Fassen Sie’s kurz zusammen.«
    Tommy drehte sich um. »Di? So was kannst du besser.«
    Di schob die Hände in die Taschen ihres olivgrünen Jacketts. Eine Farbe, von der einem schlecht werden konnte.
    »Mr. Pendlebury war nicht sehr entgegenkommend, hat uns aber immerhin Zugang zu den Daten verschafft, denen wir die Privatadressen und Geburtsdaten unserer Verdächtigen entnehmen konnten. Anhand dieser Daten konnten wir in den Akten des Amtsgerichts …«
    »Außerdem hat uns ein kleines Vögelchen was über Bank- und sonstige Darlehen gezwitschert«, flocht Lee ein.
    »Darüber reden wir aber nicht«, erinnerte ihn Tommy.
    »Vergeßt ihr den Kleinkrieg mal für ’ne Weile und kommt zur Sache?« schaltete sich Carol ein.
    »Unsere beiden Spitzenkandidaten sind Alan Brinkley und Raymond Watson«, fuhr Di fort. »Beide von hier, Watson ist Single, Brinkley seit einem Jahr verheiratet. Stehen beide kurz vor der Zwangsversteigerung ihrer Häuser. Beide haben Zivilklagen wegen nicht bezahlter Schulden am Hals. Halten sich über Wasser, indem sie neue Löcher aufreißen, um die alten zu stopfen. Und so wären die Brände für beide ein Segen.«
    »Denen bläst der Wind ganz schön ins Gesicht«, fügte Taylor hinzu.
    Carol schlug den Aktenordner auf und nahm die beiden Blätter heraus, auf denen es um Brinkley und Watson ging. »Gute Arbeit. Sie haben in kurzer Zeit eine Menge Details zusammengetragen.«
    Lee zuckte die Achseln. »Seaford ist ein großes Dorf. Da tut man mal einem einen Gefallen, und das zahlt sich dann aus. Was meinen Sie, sollen wir die beiden zur Vernehmung vorladen?«
    Carol zögerte. Sie wollte erst Tony zu Rate ziehen, aber das konnte sie dem Trio nicht gut sagen, weil es ausgesehen hätte, als könnte sie ihre Entscheidungen nicht selber treffen.
    »Ich werd mir erst mal die Akte genau durchlesen. Wir sprechen morgen noch mal darüber.«
    Als die drei gegangen waren und sie gerade zu einem Rundgang durch die Abteilung aufbrechen wollte, um zu sehen, was die anderen so trieben, läutete das Telefon. » DCI Jordan?«
    »Brandon hier.«
    »Sir?«
    »Ich habe gerade mit einem Kollegen drüben in West Yorkshire telefoniert. Dabei kamen wir auch auf den Mord an DC Bowman zu sprechen. Er erwähnte, daß ihr Hauptverdächtiger in diesem Fall sich anscheinend aus dem Staub gemacht hätte. Ein gewisser Simon McNeill. Sie werden ihn wahrscheinlich bis morgen zur Fahndung ausschreiben. Ich dachte, das würde Sie interessieren, zumal die Task Force ja unter einem Dach mit uns gearbeitet hat.«
    Carol schaffte es, in ruhigem Ton zu sagen: »Natürlich, Sir. Sobald ich das offizielle Fahndungsersuchen habe, werd ich’s in meiner Abteilung publik machen.«
    »Obwohl ich nicht glaube, daß er hier auftaucht.«
    »Mh. Ja, Sir. Danke, Sir.« Sie legte auf und murmelte inbrünstig »o Scheiße« vor sich hin.
     
    Tony fuhr sich mit dem angefeuchteten Zeigefinger über die widerspenstige linke Augenbraue und begutachtete das Ergebnis seiner Bemühungen im Spiegel, dem – abgesehen von zwei orangefarbenen Kunststoff-Sitzschalen – einzigen Möbelstück in der allenfalls für die Aufnahme eines wuchtigen Wohnzimmerschranks ausgelegten Garderobe. Er fand, daß er mit dem einzigen Anzug, den er besaß, angemessen seriös angezogen war, obwohl Carol meinte, er sähe in dem Ding aus wie ein alter Fußballer im Freizeitdreß. Immerhin, an dem taubengrauen Hemd und dem Schlips in dunklem Magentarot hatte nicht mal sie etwas herumzumäkeln gehabt.
    In der Tür erschien die Frau, die sich als Mickys persönliche Assistentin vorgestellt hatte, von der er aber dank Chris’ Informationen wußte, daß sie Mickys Lover war. »Alles in Ordnung?« erkundigte sie sich.
    »Ich fühle mich bestens.«
    »Gut.« Der professionell herzliche Ton, mit dem man Studiogästen Mut zuspricht, dachte er. Ihr Lächeln kam ihm allerdings mechanisch vor, sie war mit den Gedanken

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