Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
Krankenhaus besucht?«
    Jimmys Gesicht erstarrte zu einer Maske. »Ich bin eine Woche lang tagtäglich dort gewesen. Er wollte mich nicht sehen. Wahrscheinlich hat er gar nicht begriffen, daß nicht nur sein, sondern auch mein Traum ausgeträumt war. Egal, wie, kurz danach bekam ich den Job hier in Schottland angeboten und hab hier noch mal von vorn angefangen.«
    »Waren Sie überrascht, als er plötzlich zum Fernsehstar aufgestiegen ist?«
    »Nein, im Grunde nicht. Er hat immer Leute gebraucht, die zu ihm aufschauen. Ich frage mich oft, ob ihm die Millionen Fernsehzuschauer wohl genügen. Er war sich nie selbst genug, er hat immer die Bestätigung durch andere gebraucht.« Er signalisierte der Bedienung, sie solle ihm noch einen Tee bringen. »Und jetzt wollen Sie vermutlich wissen, ob er Feinde hatte und was es für dunkle Geheimnisse in seinem Leben gab?«
    Eine Stunde später, als Leon wieder in seinem Wagen saß, war ihm zweierlei klar. Erstens, daß Jimmy Linden ihm das, worauf’s ihm ankam, erst ganz am Schluß erzählt hatte. Und zweitens, daß sein Mini-Recorder gestreikt und diesen zweiten Teil nicht aufgezeichnet hatte. Trotzdem war Leon sehr mit sich zufrieden, er war neugierig, ob die anderen auch soviel rausgefunden hatten. Gut, das hier war kein Wettbewerb, aber es konnte nicht schaden, wenn Tony Hill merkte, was er an ihm hatte.
     
    Es war nicht schwierig, das Sportstadion und Freizeitzentrum zu finden, die Lichtfinger, die sich vor den dunklen Malvern Hills in den Himmel tasteten, wiesen Tony schon auf der Schnellstraße den Weg. Und als er auf der Nebenstraße war, brauchte er lediglich den anderen Fahrzeugen zu folgen, die alle dasselbe Ziel hatten. Der Parkplatz war natürlich bereits voll, und er mußte seinen Wagen zwei-, dreihundert Meter abseits abstellen. Von dort mußte er nur den Schildern »Große Eröffnungsgala – mit Jacko Vance als Ehrengast und den Stars unserer Fußballmannschaft« folgen.
    Nun kam der schwierigste Teil. Tony studierte sorgfältig die Gesichter in den verglasten Kassenhäuschen neben den Einlaß-Gates und entschied sich für eine Frau mittleren Alters, weil sie verständnisvoll und kompetent aussah. Er zwängte sich an der Schlange der Wartenden vorbei, zeigte der Frau das Papier, das ihn als Mitarbeiter des Innenministeriums auswies, und sagte mit zerknirschter Miene: »Dr. Hill, Innenministerium, Referat für Sportfragen. Man wollte mir eine VIP -Karte zuschicken, aber die ist nicht angekommen. Ich hoffe, ich komme auch so zum Büro des Veranstaltungsleiters?«
    Die Frau musterte ihn einige Sekunden stirnrunzelnd, kam angesichts der immer länger werdenden Schlange zu dem Schluß, daß er vertrauenswürdig wirkte, drückte den Knopf, der das Sperrgitter aufschwingen ließ, und sagte: »Halten Sie sich rechts und dann hoch in den zweiten Stock.«
    Tony ließ sich vom Strom der Menge, der auf die riesige Halle zusteuerte, treiben, kaufte sich ein Programm und entnahm ihm unter anderem, daß gegen Ende der Veranstaltung denjenigen, die fünfzig Pfund lockergemacht oder beim lokalen Fernsehsender eine Freikarte gewonnen hatten, die Ehre zuteil wurde, an einer Audienz in kleinem Kreise bei Jacko Vance teilzunehmen. Und genau dabei wollte Tony nicht fehlen.
    Er steuerte gemächlich auf den für Mitarbeiter reservierten, durch dicke rote Samtkordeln als für das Publikum nicht zugänglicher Bereich markierten Lift zu, zeigte dem davor postierten Wachmann kurz sein Papier, sagte wieder sein Sprüchlein vom Innenministerium auf, betrat den Lift und fuhr nach oben, ehe der verdutzte Ordnungshüter protestieren konnte.
    Der Rest war einfach: raus aus dem Lift, den Flur hinunter, durch die offenen Doppeltüren, sich von der kurzberockten Hosteß ein Glas mit einem moussierenden, blaßgelben Getränk in die Hand drücken lassen, und schon gehörte er dazu. An einer Seite der Lounge erstreckte sich eine Glasfront, von der der Blick in das überdachte Stadion fiel, in dem sich gerade eine Majorettengruppe auf ihren Auftritt vorbereitete. In der Lounge standen hier und da kleine Gruppen plaudernd beieinander. Und dann entdeckte Tony am hinteren Ende der Glasfront Jacko Vance, eingekeilt von Männern und Frauen im reiferen Alter, der Charme versprühte. Daß er heute bereits zwei Wohltätigkeitsveranstaltungen hinter sich hatte, merkte man ihm nicht an, er wirkte herzlich, leutselig und entspannt, sein Lächeln betörte alle.
    Tony grinste verstohlen. Das war nun die dritte

Weitere Kostenlose Bücher