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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Beobachter wäre sie mit Sicherheit aufgefallen, insbesondere wegen ihrer eindringlichen, hellblauen Augen. Sie könnten sie allein oder zusammen mit ihrem Mörder gesehen haben, vielleicht an einer Tankstelle oder einer Autobahnraststätte zwischen London und Leeds. Sie fuhr einen schwarzen VW Golf. Möglicherweise haben Sie jemanden bemerkt, der DC Bowman in auffallender Weise beobachtet hat. Wir wären Ihnen in diesem Fall für eine Mitteilung sehr dankbar.«
    »Wir haben nun die Nummer der zuständigen Polizeidienststelle in Leeds eingeblendet«, warf Micky ein, als sie die Textzeile unter einem Foto der lächelnden Shaz Bowman auf dem Monitor sah. »Wenn Sie Shaz Bowman am fraglichen Samstag gesehen haben, und sei es auch nur flüchtig, zögern Sie bitte nicht, die Polizei in Leeds zu verständigen.«
    »Wir wollen den Mörder erwischen, bevor er noch einmal zuschlagen kann«, fügte Tony hinzu.
    »Also«, wandte Micky sich an ihr Fernsehpublikum, »haben Sie bitte keine Scheu, eine Dienststelle der West Yorkshire Police oder Ihre nächstgelegene Polizeistation anzurufen, wenn Sie bei der Aufklärung dieses Mordes helfen können. Tony, ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind und für das Gespräch.« Sie lächelte in die Kamera, bis der Regisseur aus dem Kontrollraum »Und nun dalli rüber zu den Mittagsnachrichten!« rief.
    Micky lehnte sich zurück. »Danke, Tony.« Sie nahm das Ansteckmikro ab.
    »Ich habe Ihnen zu danken«, sagte er hastig, weil Betsy bereits auf sie zueilte. Sie griff ihm über die Schulter, um ihm das Mikrofon abzunehmen, und sagte: »Ich bringe Sie noch nach draußen.«
    Micky stand auf. »Es war faszinierend. Schade, daß wir nicht länger Zeit hatten.«
    Tony witterte seine Chance. »Vielleicht könnten wir mal zusammen essen gehen.«
    »Ja, das wäre mir sehr recht«, sagte Micky, was sich anhörte, als wäre sie selbst erstaunt über diese Reaktion. »Sind Sie heute abend frei?«
    »Ja. Ja, bin ich.«
    »Dann lassen Sie’s uns doch gleich heute abend tun. Wäre Ihnen halb sieben recht? Ich muß früh essen, damit ich mich hinterher noch auf die morgige Sendung vorbereiten kann.«
    »Ich werde einen Tisch bestellen.«
    »Nicht nötig. Das macht Betsy. Bist du so nett, Bets?«
    Tony glaubte, ganz kurz ein nachsichtiges Lächeln in Betsys Augen aufflackern zu sehen, das aber Sekundenbruchteile später wieder hinter kühler Professionalität verborgen war. »Kein Problem. Aber jetzt muß ich Dr. Hill erst mal aus dem Studio bugsieren.«
    »Also dann«, rief Micky ihm nach, »bis heute abend, Tony.«
     
    Carol starrte aus dem Bürofenster auf den Hafen unter ihr. Alle hatten es heute wegen der frischen Brise etwas eiliger, sogar die, die den Hund ausführten. Hoffentlich meine Detectives auch, dachte sie, während sie die Nummer von Tonys Hotelzimmer eintippte. »Hallo?« meldete er sich.
    »
Morgan am Mittag
war große Klasse, Tony. Ist Ihnen im Studio Vance über den Weg gelaufen?«
    »Nein, ihn hab ich nicht gesehen. Er wird das Gespräch wahrscheinlich am Fernseher verfolgt haben. Micky hat nebenbei erwähnt, sie habe ihm von meinem heutigen Auftritt in der Sendung erzählt. Ich war übrigens sehr von ihr angetan. Eine exzellente Moderatorin. Lullt einen mit harmlosen Fragen ein, und auf einmal nagelt sie einen fest. Ich hab’s trotzdem geschafft, die Punkte zu machen, die ich machen wollte.«
    »Glauben Sie, sie ahnt was?«
    »Was soll sie ahnen?« fragte er verdutzt. »Daß wir ihn verdächtigen?«
    Er steht heute morgen auf der Leitung, dachte Carol. »Daß er ein Serienmörder ist.«
    »Ich glaube, sie hat nicht die leiseste Ahnung, sonst hätte sie sich bestimmt schon von ihm getrennt.«
    Eine erstaunliche Äußerung aus Tonys Mund. Gewöhnlich teilte er die Menschheit nicht in Gut und Böse ein. »Er ist eben aalglatt«, sagte Carol.
    »Wie eine Schlange. Bin gespannt, wie weit wir gehen müssen, bis er unruhig wird. Ich unternehme heute abend den nächsten Anlauf. Bin mit seiner Frau zum Essen verabredet.«
    Unwillkürlich wurde Carol ein bißchen eifersüchtig. Aber ihre Stimme klang so wie immer: »Ach, wirklich? Wie haben Sie denn das hingekriegt?«
    »Ich glaube, sie will einfach mehr über Profiling erfahren. Und ich hoffe, ihr bei der Gelegenheit irgendwelche nützlichen Informationen zu entlocken.«
    »Sie werden das schon hinkriegen, Tony.« Eine kleine Pause, dann sagte sie: »Wir haben ein Problem mit Simon«, und berichtete ihm in kurzen Worten von ihrem Telefonat

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