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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Stimme, bei dem, wie er argwöhnte, Tausende junger Männer eine Erektion bekamen, »werde ich mich mit einem Mann unterhalten, der sein Leben sozusagen in den Hirnwindungen von Serientätern verbringt. Der Psychologe und Profiler Dr. Tony Hill wird uns Einblick in die Geheimnisse der neu aufgestellten, künftig landesweit operierenden Spezialgruppe geben. Und wir werden uns auch mit dem tragischen Tod einer jungen Polizistin beschäftigen, die in diesem Kampf gegen das Verbrechen bereits ihr Leben gelassen hat. Das alles – und natürlich, wie immer Punkt eins, die Nachrichten – nach unserer kurzen Pause.«
    Vance wartete mit wachsender Ungeduld auf das Ende der Werbespots, und als auf dem Bildschirm das Logo von
Morgan am Mittag
erschien, schwang er die Füße von der Couch und beugte sich interessiert vor. »Da sind wir wieder«, sagte Micky. »Mein Gast ist nun der durch jahrelange Erfahrungen als Psychologe in Kliniken prädestinierte Profiler Dr. Tony Hill. Schön, daß Sie zu uns gekommen sind, Tony.«
    Die Kamera schwenkte herum, und da bekam Vance zum ersten Mal Shaz Bowmans Chef zu Gesicht. Er wurde kreidebleich, und dann schoß ihm das Blut in die Wangen. Er hatte damit gerechnet, einen Fremden zu sehen, aber das Gesicht, das ihn jetzt vom Bildschirm anstarrte, kannte er. Zum ersten Mal war ihm der Kerl bei dem gesponserten Tanzwettbewerb aufgefallen, zu dem er als Ehrengast eingeladen war. Da hatte der Bursche sich an seine Fans rangemacht, und Vance hatte in aller Einfalt geglaubt, daß der Kerl der neue im Begleitteam wäre. Doch gestern abend, kurz vor seinem Auftritt in dem Sportzentrum, war er ihm wieder aufgefallen, weil er irgendwelche Zettel an seine Fans verteilte. Er hatte sich noch vorgenommen, sich über den Kerl schlau zu machen, aber das war ihm dann im Laufe des Abends entfallen. Und nun saß der Bursche vor Millionen von Zuschauern auf dem
Morgan-am-Mittag
-Sofa und plauderte mit seiner Frau.
    Der war nicht zufällig in die Sendung reingeplatzt, der hatte das eingefädelt. Shaz Bowmans Chef. Irgendwie beschlich Vance eine Ahnung, daß er es mit einem Widersacher zu tun hatte.
     
    »Wie hatte Ihre Gruppe den tragischen Tod einer Lehrgangsteilnehmerin aufgenommen?« fragte Micky mit dem antrainierten Glitzern in den Augen, das den Zuschauern tiefes Mitgefühl vermittelte.
    Ein Schatten huschte über Tonys Gesicht. »Es war ein schockierender Schlag. DC Bowman war eine der besten Polizistinnen, mit denen ich je zusammenarbeiten durfte. Sie hatte eine besondere Begabung für die Erarbeitung von Täterprofilen, das wird schwierig sein, sie zu ersetzen. Wir werden alles daransetzen, ihren Mörder zu überführen.«
    »Arbeiten Sie bei diesem Fall eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen?«
    Seine Reaktion auf diese, wie Micky geglaubt hatte, Routinefrage verblüffte sie. Er runzelte die Stirn, seine Augen weiteten sich einen Moment lang, dann sagte er: »In unserer Gruppe tut jeder sein möglichstes, um dort zu helfen, wo unsere Hilfe gefragt ist. Und es ist gut möglich, daß Ihre Zuschauer uns dabei ebenfalls helfen könnten.«
    Micky war beeindruckt davon, wie rasch er sich gefangen hatte. Wahrscheinlich war den meisten Zuschauern sein kurzes Zögern gar nicht aufgefallen. »Und wie stellen Sie sich das vor, Tony?«
    »Wie Sie sicher wissen, wurde Shaz Bowman in ihrem Apartment in Leeds ermordet. Wir haben Grund zu der Annahme, daß es sich nicht um ein Zufallsverbrechen handelt. Ihr Mörder muß kein Ortsansässiger gewesen sein. Shaz war am Samstag vormittag in London, etwa zwölf Stunden, bevor sie ermordet wurde. Es ist durchaus möglich, daß ihr Mörder irgendwann an diesem Tag Kontakt zu ihr aufgenommen hat. Es würde uns daher interessieren, wer sie am Samstag vormittag nach etwa halb elf Uhr gesehen hat.«
    »Heißt das, es könnte jemand gewesen sein, der ihr aufgelauert hat?«
    »Ich vermute, daß der Mörder ihr von London nach Leeds gefolgt ist.«
    Das war nicht dasselbe, aber Micky wußte, daß sie für solche Feinheiten in ihrer Sendung keine Zeit hatte. »Und jetzt hoffen Sie, daß jemand das beobachtet hat?«
    Tony nickte ernst und sah direkt in die Kamera mit dem roten Licht. Micky konnte seine Miene auf dem Monitor verfolgen, der vor ihr stand. Mein Gott, dachte sie, wie natürlich er ist. Alle anfängliche Nervosität schien verflogen.
    »Wir suchen jemanden, der sie zwischen Samstag nach halb elf Uhr vormittags und Sonntag morgen gesehen hat. Einem aufmerksamen

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