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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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anderen kleineren Brand kann Fahrlässigkeit oder ein technischer Defekt die Ursache gewesen sein, aber es könnte auch sein …« Sie wartete gespannt, wer zuerst darauf ansprang.
    »Denken Sie an einen Feuerteufel, Ma’am?« Di Earnshaw – höflich im Ton, aber ihre Miene war eine einzige Unverschämtheit.
    »Einen Serienbrandstifter, ja.«
    Allgemeines Schweigen. Carol ahnte, was in ihren Köpfen vorging. Die Kripodienststelle East Yorkshire war neu eingerichtet worden, aber für ihre Officer bedeutete das gleiche Arbeit unter einer anderen Adresse. Neu war nur sie.
    »Es gibt ein gewisses Muster«, sagte sie. »Alle Brände brechen in den frühen Morgenstunden aus, wenn hier gähnende Leere herrscht. Betroffen sind kleinere Objekte. Schulen, mittelständische Betriebe, Lagerhäuser. Nie Großbetriebe, wo das Wachpersonal dem Täter in die Quere kommen könnte. Aber es sind jedesmal größere Brände. Mit Schäden, die den Versicherungen ziemlich weh tun dürften.«
    »Ich hab noch nie was davon gehört, daß hier ein Feuerteufel wüten soll«, warf Tommy mit ruhiger Stimme ein. »Gewöhnlich geben die Feuerwehrleute uns einen Wink, wenn sie argwöhnen, daß irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht.«
    Lee, der gerade an seinem zweiten Schokokeks kaute, nuschelte mit vollem Mund: »Oder einer von den örtlichen Oberfuzzis macht uns die Hölle heiß.«
    »Ich denke, daß wir bestimmen, worum wir uns kümmern, nicht der Stadtrat oder die Feuerwehr«, sagte Carol kühl. »Brandstiftung ist kein Kavaliersdelikt. Sie kann ebenso verheerende Folgen haben wie Mord, und wie Mord die unterschiedlichsten Motive. Rache, Beweisvernichtung, Versicherungsbetrug, Ausschalten der Konkurrenz. Und bei abartig veranlagten Tätern sexuelle Befriedigung oder krankhafter Zerstörungswahn. Auch Brandstifter folgen, genau wie Mörder, einer Logik, die nur sie selbst nachvollziehen können und durch die sie ihre Tat gerechtfertigt sehen. Zum Glück sind Serienmörder seltener als Serienbrandstifter. Die Versicherer schätzen, daß etwa jeder vierte Brand in Großbritannien vorsätzlich gelegt wird. Gott sei Dank ist nicht jeder vierte Tote ein Mordopfer.«
    Tommy Taylor sah gelangweilt aus. Lee Whitebread starrte sie mit leerem Blick an. Di Earnshaw machte sich immerhin die Mühe, etwas zu dem Thema beizutragen. »Ich hab gehört, die Häufigkeit von Brandstiftungen ist ein Index für die wirtschaftliche Lage eines Landes. Je mieser es aussieht, desto mehr Brände werden gelegt. Na ja – und wir haben hier ’ne Menge Arbeitslose.«
    »Auch ein Punkt, den wir berücksichtigen sollten«, sagte Carol. »Also, wir machen folgendes: Sie sehen noch mal alle Meldungen über nächtliche Feststellungen während der letzten sechs Monate durch, befragen erneut die Opfer von Brandstiftungen sowie die Versicherungsgesellschaften und achten dabei besonders auf auffällige Übereinstimmungen. Wer was macht, überlasse ich Ihnen. Ich spreche mit dem Chef der Feuerwehr, und danach sehen wir uns – sagen wir: in drei Tagen? – wieder. Noch Fragen?« Sie stand auf. »Sehr schön. Danke.« Und weg war sie.
    Taylor kratzte sich das Kinn. »Die sagt uns, wo’s langgeht. Na, Lee, denkst du immer noch, daß du mit der ’ne Nummer schieben kannst.«
    Di Earnshaw grinste gehässig. »Nur wenn du darauf aus bist, hinterher im Falsett zu singen.«
    »Ich glaub nicht, daß mir hinterher überhaupt noch nach Singen zumute ist«, brummelte Lee. »Jemand scharf auf den letzten Schokokeks?«
     
    Shaz rieb sich die müden Augen und sah eine Weile nicht auf den Bildschirm. Sie war heute früh gekommen, um sich ein bißchen in der Anwendung der Software zu üben, die Tony Hill ihnen gestern erklärt hatte. Zu ihrer Überraschung saß er, als sie kurz nach sieben die Dienststelle betrat, bereits vor seinem Computer.
    »Hallo«, begrüßte er sie, »ich dachte, ich wäre der einzige schlafgestörte Workaholic.«
    Shaz grinste verlegen. »Ich brauche bei einer neuen Software immer doppelt so lang wie die anderen.«
    Tonys Augenbrauen schnellten hoch. Cops gaben vor Außenseitern nicht gern zu, daß sie Schwächen hatten. Entweder war Shaz Bowman die große Ausnahme, oder sie sah in ihm keinen Außenseiter mehr. »Und ich dachte, alle unter Dreißig sind mit dem Computer auf du und du.«
    »Ich war wohl bei der Verteilung der Trümpfe gerade mal für kleine Mädchen.« Shaz setzte sich vor den Bildschirm, schob die Ärmel des Pullovers hoch und hoffte, daß Tony

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