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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Entschuldigung, Dr. Hill.« Sie merkte selber, daß das übertrieben förmlich klang.
    Tony zwang sich zu einem Lächeln. »Ehrlich, Shaz, das müssen Sie nicht. Und das mit dem
Dr. Hill
 – könnten wir das ein bißchen runterschrauben? Ich wollte das schon gestern sagen, hab’s aber dann vergessen. Ich möchte nicht, daß Sie nur den Lehrer in mir sehen. In Kürze werden wir Seite an Seite zusammenarbeiten, da sollte es keine Barrieren zwischen uns geben. Also, von jetzt an Tony, ja?«
    »Ja, Tony.« Sie las in seinen Augen, daß er ihr nichts nachtrug. Beruhigt verschlang sie mit Heißhunger den Rest ihres Gebäcks und wandte sich dann wieder dem Bildschirm zu.
    Jetzt ging es nicht, weil Tony ein paar Meter neben ihr saß, aber wenn ich allein vor dem Computer sitze, nahm sie sich vor, klicke ich mich ins Internet ein, wähle die Zeitungsarchive an und lese alles nach, was ich über die Serienmorde in Bradfield finden kann. Wozu ist man schließlich Detective?
     
    Carol Jordan kämpfte mit den technischen Tücken der verchromten neuen Kaffeemaschine, ein Geschenk ihres Bruders Michael anläßlich des Umzugs nach Seaford. Dafür hatte er – das heißt, genaugenommen die Rechtsanwältin, mit der er neuerdings das Schlafzimmer teilte – ihr mit Freuden ihre Hälfte der auf ihren und Michaels Namen ins Grundbuch eingetragenen Wohnung abgekauft. Ein wahrer Glücksfall, so wie die Preise für Wohneigentum immer mehr in den Keller sackten.
    Nun bewohnte sie ein niedriges Steincottage, an einem Hügel oberhalb der Bucht gegenüber dem Stadtkern von Seaford gelegen. Ganz allein. Na gut, fast allein, korrigierte sie sich, als ein harter Kopf sie unsanft gegen das Schienbein stupste. Sie blieb stehen, beugte sich hinunter und kraulte dem Kater die schwarzen Ohren. »Okay, Nelson, schon verstanden.« Während der Kaffee durchlief, kippte sie den Inhalt einer Dose Katzenfutter in seinen Freßnapf, und dann hatte sie, abgesehen von Nelsons schmatzenden Frühstücksgeräuschen, ihre Ruhe. Sie schlenderte hinüber ins Wohnzimmer, um vom Fenster aus den Blick auf die Bucht und den schlanken Bogen der Hängebrücke zu genießen. Das für heute vereinbarte Gespräch mit dem Feuerwehrchef fiel ihr ein. Nelson kam herein, sprang auf die Fensterbank und reckte ihr, zum Zeichen, daß er seine Streicheleinheiten haben wollte, den krummen Rücken hin. Sie kraulte ihm das dichte Fell und murmelte: »Ich muß den Burschen davon überzeugen, daß ich Erfahrung mit Brandstiftungen habe. Bei Gott, ich brauche einen Verbündeten.«
    Nelson legte ihr die Pfote auf die Hand, als wolle er sagen: Ich bin auch noch da. Carol trank ihren Kaffee aus und kam mit derselben Geschmeidigkeit wie ihr Kater auf die Beine. Eine Dienststelle zu leiten und einen relativ geregelten Tagesablauf zu haben brachte den Vorteil mit sich, daß sie ihre Mitgliedskarte im Fitneßklub mehr als einmal im Monat nutzen konnte. Sie spürte bereits, wie gut ihr die Aerobic und die Arbeit am Trainer tat. Es wäre schön gewesen, das Programm gemeinsam mit einer Freundin zu absolvieren, aber es ging ja nicht um Geselligkeit, sondern um körperliches Wohlbefinden.
    Eine Stunde später hatte sie die Bewährungsprobe der Führung durch die Einsatzzentrale der Seaforder Feuerwehr überstanden. Nicht einfach, mit Chief Jim Pendleburys langen Beinen Schritt zu halten. »Sie sind anscheinend besser organisiert als wir bei der Kriminalpolizei«, sagte sie, als sie in seinem Büro saßen. »Verraten Sie mir das Geheimnis Ihrer Effizienz?«
    »Unser Etat wurde so zusammengekürzt, daß wir einfach stromlinienförmiger werden mußten. Früher hatten wir in allen Stationen Officer in einem Full-time-Job, aber das war nicht kosteneffektiv. Darum sind wir vor ein paar Jahren dazu übergegangen, die Gruppen neu zu organisieren – ein Mix aus Berufsfeuerwehr und freiwilligen Kräften zur Verstärkung. Eine Weile wurde gemeckert, aber dann hatten alle den Vorteil kapiert.«
    Carol verzog das Gesicht. »Das geht bei uns nicht.«
    Pendlebury zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Warum sollten Sie nicht auch eine Kerngruppe für die Routinearbeit und so etwas wie ein Einsatzkommando für besondere Fälle haben?«
    »Haben wir bereits«, erwiderte Carol trocken. »Die Kerngruppe heißt bei uns Nachtschicht, und unser Einsatzkommando arbeitet dann tagsüber das auf, was nachts angefallen ist. Bedauerlicherweise fällt so viel an, daß beide Gruppen ständig hinter ihrem Arbeitspensum

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