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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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ihr leise gemurmeltes »Erst das Paßwort eingeben« nicht mitbekam.
    So ruhig und gelassen sie gewöhnlich wirkte, es gab zwei beherrschende Kräfte in ihrem Leben. Die eine war ihr mangelndes Selbstvertrauen, die Furcht zu versagen. Sooft sie in den Spiegel sah, entdeckte sie in ihrem Gesicht nur das, was nicht perfekt war, nie etwas Anziehendes. Und wenn sie ihre dienstlichen Leistungen Revue passieren ließ, fielen ihr nur Dinge ein, die sie schlechter konnte als andere. Dem wirkte die andere Kraft entgegen, ihr Ehrgeiz. Und das Resultat aus beidem war zwangsläufig ein ständiges inneres Spannungsfeld.
    Die Berufung in diese Spezialgruppe war die Erfüllung eines langgehegten Traums, manchmal glaubte sie, es sei so etwas wie eine schicksalhafte Fügung gewesen. Aber daß sie das Ganze deswegen lockerer angegangen wäre – nein, das kam für sie nicht in Frage. Ihre langfristige Karriereplanung verlangte von ihr, daß sie besser war als die anderen. Sie mußte sich Tony Hills Denkweise so perfekt aneignen, daß sie sie wie einen Generalschlüssel benutzen konnte. Und weil ihrer Überzeugung nach alle anderen in der Gruppe besser waren als sie, mußte sie sich noch mehr anstrengen.
    Stirnrunzelnd klickte sie sich durch das Übungsprogramm, bei dem es darum ging, einem fiktiven Tathergang diejenigen im Computer gespeicherten Tätermerkmale zuzuordnen, die für den angenommenen Fall relevant sein konnten. Aus dem Augenwinkel bekam sie mit, daß Tony von seinem Computerplatz aufstand und hinausging. Und kurz danach roch sie dicht hinter sich den maskulinen Duft seines After-shaves.
    »Kaffeepause«, ordnete er an und stellte zwei Becher Kaffee, beide mit einem Stück Blätterteig zugedeckt, auf den Tisch zwischen ihren Arbeitsplätzen. Sie rieb sich die müden Augen, murmelte »danke« und kam zu ihm herüber.
    »Keine Ursache. Irgendwas unklar? Ich helfe Ihnen gern, wenn Sie wollen.«
    Sie zögerte. »Es ist nicht so, daß ich’s nicht verstehe. Ich trau bloß dem Ergebnis nicht.«
    Tony schmunzelte. »Sie wissen, daß zwei und zwei vier gibt, wollen aber den empirischen Beweis dafür, ja?«
    »Ich hatte schon immer eine Schwäche für Beweise. Was meinen Sie, warum ich Cop geworden bin?«
    »Da müßte ich spekulieren. Aber hierher haben Sie sich vermutlich gemeldet, weil wir uns auf unerforschtem Neuland bewegen.«
    Shaz legte das Gebäck beiseite und nahm den Deckel vom Kaffeebecher. »Eher auf einem bereits umgepflügten Acker. Die Amerikaner machen das schon so lange, daß sie mittlerweile sogar Filme über die Arbeit von Profilern gedreht haben. Wir hinken, wie üblich, hinterher. Und die Pionierarbeit bei uns haben Sie ja schon geleistet, da bleibt nicht mehr viel Neuland übrig.« Ein herzhafter Biß in ihr Gebäck … hm, das Aprikosenaroma der Zuckerglasur war ganz nach ihrem Geschmack.
    Tony setzte sich wieder vor seinen Computer. »Oh, sagen Sie das nicht. Es hat lange gedauert, bis die Polizei unsere Arbeit als nützlich akzeptiert hat, und jetzt nehmen uns die Medien in die Mangel. Noch vor ein paar Jahren haben sie Profiling als so was wie das Ei des Kolumbus gefeiert, aber plötzlich mäkeln sie an der Erfolgsquote herum. Und wir müssen als Sündenböcke für ihre überzogenen Erwartungen herhalten.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Shaz, »der Durchschnittsbürger erinnert sich doch sowieso nur an die großen Erfolge. Zum Beispiel an den Fall, den Sie letztes Jahr in Bradfield bearbeitet haben. Wäre das nicht ein Thema für eines Ihrer Seminare? In großen Zügen kennen wir den Fall aus der Presse, aber da es nun mal um ein Musterbeispiel für erfolgreiches Profiling geht …«
    »Wir werden diesen Fall nicht behandeln«, fiel Tony ihr entschieden ins Wort.
    Shaz sah verdutzt hoch. Offenbar hatte sie in irgendein Wespennest gestochen. »’tschuldigung«, murmelte sie irritiert.
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen«, sagte er. »Sie haben recht, die Lösung dieses Falls war so etwas wie ein Durchbruch. Aber ich könnte das Thema nicht emotionslos behandeln. Möglich, daß es Ihnen eines Tages bei irgendeinem Fall ähnlich geht. Was ich Ihnen allerdings nicht wünschen möchte.« Er starrte angewidert auf seine Blätterteigtasche. Die Erinnerungen hatten ihm den Appetit verdorben.
    Shaz hätte das Band am liebsten bis zu dem Moment zurücklaufen lassen, als er mit dem Kaffee und dem Gebäck hereingekommen war. Zu spät, sie konnte sich nur noch entschuldigen. »Ich bitte Sie aufrichtig um

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