Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
zwingen, uns einen Becher Tee zu machen. Ich bin mir nie im Leben so wenig willkommen vorgekommen.« Sie lächelte nachsichtig. »Ja, er legt Wert auf seine Privatsphäre, das kann man wohl sagen. Aber das ist mir egal. Besser, als wenn er den ganzen Tag um mich herumscharwenzeln würde.«
    »Da kann’s ihm nicht sehr angenehm gewesen sein, daß die Polizei die Nase in seine Angelegenheiten gesteckt hat. Nach Shaz Bowmans Besuch in Ihrem Haus, meine ich.«
    »Das können Sie laut sagen. Eigentlich war ich’s ja, die die Polizei angerufen hat. Betsy und Jacko haben sich deswegen aufgeregt, als hätte ich ihnen die Mordkommission auf den Hals gehetzt. Aber die arme Frau war nun mal in unserem Haus gewesen, kurz bevor sie ermordet wurde, das konnten wir doch nicht einfach ignorieren. Im übrigen gab’s sowieso jemanden, der das gewußt hat. Jacko hatte ja mit dieser Polizistin in London telefoniert. Wir hätten das gar nicht für uns behalten können.«
    »Ich habe so ein schlechtes Gewissen wegen Shaz«, sagte Tony bedrückt. »Ich wußte, daß sie irgendeinen Verdacht hegte, habe aber nicht gedacht, daß sie etwas unternimmt, ohne sich mit mir abzustimmen.«
    »Soll das heißen, Sie wußten auch nicht, woran sie gearbeitet hat? Die Cops, die zu uns gekommen sind, schienen keine Ahnung zu haben. Aber bei Ihnen hätte ich gedacht, daß Sie Bescheid wüßten.«
    Tony zuckte die Achseln. »Nicht genau. Ich weiß, daß sie die Vorstellung hatte, es müsse da einen Serienmörder geben, der es auf sehr junge Mädchen abgesehen hat. Aber mehr weiß ich nicht. Es war ja nur eine Übungsaufgabe, keine echte Ermittlung.«
    Micky schauderte und leerte ihr Glas. »Könnten wir das Thema wechseln? Gespräche über Mord sind schlecht für die Verdauung.«
    Tony wußte, daß man sich den Teller nie zu voll laden darf. Fürs erste hatte er genug erfahren. »Na schön. Ezählen Sie mir, wie Sie den Landwirtschaftsminister dazu gebracht haben, zuzugeben, daß er bei dieser biotechnischen Firma mitmischt.«
     
    Drei Gesichter starrten sie stumm an, Carol starrte unerschrocken zurück.
    »Ich weiß, daß Observationen ein unbeliebtes Spiel sind, aber so werden wir unseren Mann schnappen. Und da er bisher in kurzen Abständen zugeschlagen hat, gelingt uns das, wenn wir Glück haben, innerhalb weniger Tage. Jede Nacht um zehn legen sich ab heute zwei von uns auf die Lauer. Auf die Weise ist jeder von uns jede zweite Nacht dran. Ich weiß, daß das bei so wenigen Leuten hart wird, aber ich glaube, die paar Tage werden wir das durchstehen. Enttäuscht mich nicht. Noch Fragen?«
    »Sie haben gesagt, Sie wären telefonisch jederzeit erreichbar, Ma’am …« Tommy ließ den Rest in der Luft hängen.
    »Damit habe ich gemeint, daß ich bei der Festnahme auf jeden Fall dabeisein will.«
    »Aye. Hab ich mir schon gedacht.«
    Er wollte sie ärgern, darum zeigte er seine Enttäuschung so offensichtlich, das war Carol klar. Aber weil sie keinen Sinn darin sah, jetzt aufzutrumpfen, setzte sie ein zuckersüßes Lächeln auf. »Glauben Sie mir, Tommy, Sie sollten mir dafür dankbar sein. Gut, wenn das alles war, lassen Sie mich jetzt in Ruhe weiterarbeiten.« Ihre Hand lag schon auf dem Telefonhörer, als sie dem Trio »Und machen Sie die Tür hinter sich zu« nachrief. »Hallo? Zentrale Meldestelle? Hier ist DCI Jordan von der West Yorkshire. Ich möchte mit einem Bearbeiter von Vermißtenmeldungen sprechen … Ich habe eine Anfrage wegen verschwundener Mädchen an alle Dienststellen durchgefaxt …«
     
    Tony lenkte den Wagen auf den Zubringer und fragte sich, ob ihm Autofahren vielleicht mehr Spaß machen würde, wenn er statt des klapprigen alten Vauxhall eines der modernen, mit Elektronik gespickten Fortbewegungsmittel unterm Hintern hätte, die er gelegentlich in diversen Hochglanzprospekten bewunderte. Er bezweifelte es. Immerhin kämpften die Scheibenwischer so erfolgreich gegen den schrägfallenden Yorkshire-Regen an, daß er in einiger Entfernung die Konturen von Bradford erkennen konnte. Auf der Ringstraße halfen ihm die präzisen Instruktionen weiter, die er vorsorglich eingeholt hatte, so daß er die richtige Adresse ohne große Umwege fand. Was ihm an dem an den Hang gelehnten Haus als erstes auffiel, war der selbst nach militärischen Maßstäben mustergültige Ordnungssinn des Besitzers. Sogar die Gardinen an den Fenstern schienen strammzuhängen.
    Er klingelte, und an der Tür erschien der Mann, den Tony bei jeder von Vance’

Weitere Kostenlose Bücher