Schlussblende
Feierabend.
Taylor grunzte mißmutig, stemmte sich auf dem Fahrersitz ein paar Zentimeter hoch, kratzte sich an den Eiern, gähnte gelangweilt, schaltete das Funkgerät ein, rief Di Earnshaw an und erkundigte sich: »Ist bei dir was los?«
»Negativ«, antwortete Di.
»Sollte die Zentrale einen Brand melden, gib mir auf unserer Frequenz Bescheid, okay?«
»Wieso? Steigst du aus und verfolgst ihn zu Fuß?« fragte Di. Sie hörte sich aufgeregt an. Vermutlich war’s ihr genauso langweilig wie ihm, darum hoffte sie, daß sich endlich was täte.
»Negativ«, sagte er. »Ich muß nur mal die Beine langmachen. Diese verdammten Sardinenbüchsen sind einfach zu eng für einen wie mich. Wie gesagt, wenn was ist, sag mir Bescheid. Ende.«
Er drehte den Zündschlüssel nach rechts. Himmel, hörte der Motor sich in der ruhigen Seitenstraße laut an! Zum Teufel mit Carol Jordan und ihren blöden Ideen. Aber Taylor kannte da einen Klub, der um die Zeit noch offen hatte, nicht mal ’ne Meile entfernt. Wetten, daß dort noch ein Pint auf ihn wartete? Nun, das ließ sich ja feststellen.
Carol und Kay folgten dem Mann vom Sicherheitsdienst durch die strahlend weißen Flure, bis er eine Tür öffnete, zurücktrat und sie in ein schwach ausgeleuchtetes Großraumbüro winkte. Auf den ersten Blick sahen sie auf jeder waagerechten Fläche nur Monitore. Vor einem Bildschirm saß eine junge, platinblond gefärbte Frau, die sich kurz zu ihnen umdrehte, um sich sofort wieder ihrem Computer zuzuwenden. Und dann nahm Carol aus den Augenwinkeln eine huschende Bewegung wahr. Ein hochaufgeschossener Mann im sündhaft teuren Designeranzug rutschte von der Schreibtischkante und kam mit betont jugendlichem Elan auf sie zu. »Detective Chief Inspector Jordan und Detective Constable Hallman?« Er wußte offenbar, wie wohltönend sein voller Baß klang. »Willkommen in der Zukunft.«
Ach du lieber Gott, dachte Carol und zwang sich zu einem Lächeln. »Sie müssen Philip Jarvis sein. Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie uns zu so später Stunde behilflich sein wollen.«
»Die Zeit wartet nie auf den Menschen«, dozierte Jarvis. »Es ist uns klar, wie wichtig Ihr Anliegen ist, und wir sind rund um die Uhr für unsere Kunden da. Schließlich haben wir uns derselben Aufgabe verschrieben wie Sie: Verbrechen zu verhüten, und wenn das mißlingt, den Täter ausfindig zu machen.«
»Hm«, machte Carol reserviert. Anscheinend hatte Jarvis die Begrüßungsrede auswendig gelernt.
Er lächelte gewinnend und entblößte dabei ein strahlend weißes Gebiß, das mehr nach den Bemühungen eines erstklassigen New Yorker Dentallabors als nach denen eines Zahnarztes in Yorkshire aussah. »Dies ist unser Überwachungsraum. Die Bilder werden entweder aus dem Datenspeicher oder live von einer der Kameras eingespeist, die wir an der Teststrecke installiert haben. Der Operator kann jederzeit hin und her schalten, je nachdem, welches Bild gewünscht wird.«
Er komplimentierte Carol und Kay zum Monitor der Platinblonden. »Das ist Gina. Sie hatten mir das Datum und das Zeitfenster der gewünschten Überprüfung sowie Wagentyp, Farbe und die beiden identifizierten Ziffern des amtlichen Kennzeichens genannt. Nun, unsere tüchtige Gina hat sich Ihres Anliegens angenommen.«
»Wie gesagt, ich weiß das sehr zu schätzen. Und? Hatten Sie Glück?«
»Mit Glück hat das nichts zu tun, Chief Inspector«, belehrte Jarvis sie mit herablassender Arroganz. »Nicht bei einem vollausgereiften System wie unserem. Gina?«
Gina griff nach einem Blatt Papier, stieß sich mit den Füßen ab, schwang ihren Drehstuhl herum und sagte knapp und sachlich: »Siebzehn Minuten nach zwei hat der schwarze Volkswagen die M1 Richtung Stadtzentrum verlassen. Und um elf Uhr zweiunddreißig abends hat ein silbernes Mercedes Kabriolett exakt dieselbe Fahrstrecke genommen. Wir können Ihnen von beiden Vorgängen Bänder mit eingeblendeter Datum-Zeit-Angabe sowie Fotos zur Verfügung stellen.«
»Ist es möglich, die Fahrer der beiden Wagen zu identifizieren?« fragte Kay. Sie versuchte sich zusammenzunehmen, aber die vibrierende Stimme verriet ihre Aufregung. Gina war das natürlich nicht entgangen, sie hob neugierig die Augenbrauen.
»Nun«, sprang Jarvis ein, »es versteht sich, daß Tageslichtaufnahmen diesem Anspruch in höherem Maße genügen. Aber wir arbeiten derzeit in einer Testphase mit hochauflösendem Filmmaterial, und da unsere Computertechnologie das Ergebnis zusätzlich
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