Schlussblende
verbessert, kriegen wir nun auch bei Nachtaufnahmen erstaunlich scharfe Bilder.«
Gina brachte Jarvis’ Geschwafel auf den Punkt. »Ich würde es mal so ausdrücken: Wenn Sie wissen, nach wem Sie Ausschau halten, erkennen Sie ihn. Wenn Sie’s aber im Fernsehen als Suchmeldung à la
Aktenzeichen XY
bringen wollen, haben Sie möglicherweise ein paar Probleme.«
»Eine Testphase, hat Mr. Jarvis gesagt. Wie hoch schätzen Sie den Wert der Aufnahmen als Beweismittel vor Gericht ein?«
»Hundert Prozent bei den Fahrzeugen, mehr als fünfundsiebzig Prozent bei den Fahrern«, erwiderte Gina.
»Ach, kommen Sie, Gina, was soll der Pessimismus? Das hängt wie bei allen Beweismitteln davon ab, wie sie der Jury präsentiert werden«, behauptete Jarvis. »Ich biete mich mit Vergnügen an, die Zuverlässigkeit des Systems vor Gericht nachzuweisen.«
»Und Sie können von sich sagen, daß Sie ein sachverständiger Zeuge sind, Sir?« hakte Carol nach. Sie wollte ihn nicht bloßstellen, aber sie mußte wissen, wie fest der Boden unter ihren Füßen war.
Jarvis machte vorsichtshalber einen halben Rückzieher. »Ich nicht, aber einige meiner Kollegen.«
»Wie zum Beispiel ich«, sagte Gina. »Hören Sie, Mrs. Jordan, warum sehen Sie sich nicht einfach an, was wir haben, und beurteilen selbst, ob es sich um beweiskräftiges Material handelt oder ob alles davon abhängt, was eine Jury von unserer Technologie hält?«
Als sie eine halbe Stunde später das Gebäude verließen, wußten Carol und Kay, daß die Videobänder und die Laserdrucke der Fotos, die Kay unter dem Arm trug, Jacko Vance ans Messer liefern würden. Wenn Donna Doyle noch lebte, gab es wieder einen Hoffnungsschimmer für sie. Carol konnte es kaum erwarten, Tony von ihrem Erfolg zu berichten.
Ehe sie ins Auto stieg, warf sie einen Blick auf die Uhr. Eine halbe Stunde nach Mitternacht – sie mußte schleunigst nach Seaford zurück. Und im Grunde konnte Kay Tony das Material genausogut übergeben. Sie blieb unschlüssig an der Wagentür stehen.
Ach, zum Teufel damit, dachte sie. Sie wollte unbedingt mit Tony über das Beweismaterial sprechen. Wenn er sich morgen früh in die Höhle des Löwen wagte, mußte er Beweise in der Hand haben, die auch bei Cops wie McCormick und Wharton die letzten Zweifel zerstreuten. Und sie hatte ja schließlich ihr Handy dabei, falls sie gebraucht wurde.
Detective Constable Di Earnshaw preßte die Schultern gegen die Rückenlehne und schob das Becken nach vorn, um eine einigermaßen bequeme Sitzposition in dem als Privatfahrzeug getarnten Dienstwagen zu finden. Weiß der Teufel, wer den Sitz konstruiert hatte. Das reinste Folterwerkzeug. Sie dachte sehnsüchtig an ihren kleinen Citroën, bei dem die Sitzschale perfekt zu ihren Konturen paßte.
Na ja, die Unbequemlichkeit hatte auch Vorteile, sie bewahrte sie davor, einzunicken. Sie hielt diese Observation zwar genau wie Tommy Taylor für reine Zeitverschwendung, aber es machte sie irgendwie stolz, daß sie für die Aufgabe ausgewählt worden war. Wo und wie Sergeant Tommy Taylor sich die Zeit vertrieb, konnte sie sich lebhaft vorstellen. Hoffentlich war ihm klar, daß Carol Jordan ihm nicht auf die Schliche kommen durfte, sonst schob er ganz schnell wieder Streifendienst als uniformierter Bobby.
Sie gähnte. Eine lausige Nacht, nichts tat sich. Alan Brinkley lag in seiner Etagenwohnung bestimmt schön weich und warm neben seiner Frau im Bett. Di fühlte sich in dem kleinen alten Fischerhäuschen unten an den Docks wohler, obwohl die Ecke inzwischen, Gott sei’s geklagt, zu einer überlaufenen Touristenfalle geworden war. Sie liebte den Salzgeruch in der Luft, die engen kopfsteingepflasterten Straßen und das Wissen, daß viele Generationen von Yorkshirefrauen auf Haustürschwellen wie ihrer gestanden und nach ihren Männern Ausschau gehalten hatten, die bald vom Fischfang heimkommen mußten. Eigentlich, dachte sie, hatte sie allen Grund, glücklich und zufrieden zu sein.
Sie verglich ihre Uhr mit der Zeit auf der Leuchtanzeige auf dem Armaturenbrett. Komisch, in den zehn Minuten seit dem letzten Uhrenvergleich hatten die beiden es irgendwie geschafft, um exakt fünf Sekunden zu differieren. Sie schaltete ihr Kofferradio ein. Hoffentlich war die blöde
Ruf-doch-mal-an-
Sendung vorbei, bei der ihrer Meinung nach sowieso nur Leute, die im Grunde nichts zu sagen hatten, unbedingt ihren Kommentar zu Dingen abgeben wollten, von denen sie nichts verstanden. Aha, die Anrufer
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