Schlussblende
Analyse und die Anlagen, er sah sich die Fotos und die Videos an, die sie mitgebracht hatte. Dann nickten sie sich zu.
»Gute Arbeit, Doktor«, sagte Carol.
»Ebenso, Detective Chief Inspector«, gab er zurück.
»Die Rache ist mein, spricht der Profiler.«
Diesmal nickte er zögernd. »Ich hätte von Anfang an auf Shaz hören sollen, dann wären wir vielleicht genauso weit und hätten keinen so hohen Preis dafür bezahlen müssen.«
Carol legte ihm spontan ihre Hand auf seine. »Seien Sie nicht albern, Tony. Niemand hätte eine Ermittlung eingeleitet auf der Basis dessen, was eine Lehrgangsteilnehmerin in einer Seminararbeit schreibt.«
»So hab ich das auch nicht gemeint. Aber ich bin Psychologe und hätte erkennen müssen, daß sie nicht lockerläßt.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich hätte mit ihr darüber sprechen müssen, ihr das Gefühl geben, daß ihre Arbeit ernst genommen wird, und mir irgendeinen Weg ausdenken, wie wir die Sache weiter verfolgen können, ohne daß sie sich so einem Risiko aussetzen muß.«
»Da können Sie ebensogut Chris Devine die Schuld geben«, erwiderte Carol. »Sie wußte, daß Shaz ihn zur Rede stellen will, und hat sie trotzdem allein dorthin gehen lassen.«
»Und was glauben Sie, warum Chris soviel Zeit opfert, um mit Leon und Simon kreuz und quer durch Northumberland zu kutschieren? Sicher nicht nur aus Pflichtgefühl. Wegen Schuldgefühlen, würde ich eher sagen.«
»Sie können nicht die Verantwortung für alle und alles übernehmen. Shaz war eine erfahrene Polizistin, sie hätte das Risiko richtig einschätzen müssen. Selbst wenn Sie versucht hätten, es ihr auszureden, sie hätte nicht auf Sie gehört. Hören Sie zu grübeln auf, Tony.«
Er sah hoch, las Mitgefühl in ihren Augen und nickte wehmütig. »Darum ist es um so wichtiger, daß wir jetzt den offiziellen Dienstweg gehen. Wir dürfen nicht noch mal denselben Fehler begehen und wie Shaz auf eigene Faust handeln.«
Sie zog ihre Hand weg. »Ich bin froh, daß Sie das sagen, Tony. Ich kriege nämlich allmählich ein mulmiges Gefühl. Vor allem, wenn ich daran denke, wie Jacko Vance’ Verteidiger mich im Zeugenstand durch die Mangel drehen werden. › DCI Jordan, wollen Sie den Geschworenen etwa allen Ernstes weismachen, daß Sie etwas erkannt haben, das der Polizei von West Yorkshire verborgen geblieben ist? Glauben Sie, das rechtfertigt Ihren Parforceritt als Einzelgängerin, bei dem Sie sich auf einen einzigen Indizienbeweis stützen mußten, der den Schatten eines Verdachts – und nicht mehr – auf unseren Mandanten fallen läßt? Und zwar im Zusammenhang mit dem Mord an DC Bowman, eine Frau, die er lediglich von einem nicht mal eine Stunde dauernden Gespräch kannte? Und was tut Ihr Bruder da wieder? Ein bißchen Computerhokuspokus, wenn ich so sagen darf. Kann man nicht digitale Aufnahmen so manipulieren, daß sie für alles, was man beweisen will, den sogenannten Bildbeweis liefern?‹ Nein, Tony, von jetzt an brauchen wir den Segen von West Yorkshire.«
»Ich weiß. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man mit Wildwestmethoden nicht mehr weiterkommt. Ich werde gleich heute morgen zu den Jungs von der Mordkommission gehen.« Er sah Carol an, und dann verriet seine Stimme auf einmal herzliche Zuneigung. »Vor allem, weil ich Ihnen das schuldig bin. Wenn Jacko Vance demnächst vor einer Jury steht, dann verdanken wir das dem Umstand, daß Sie uns geholfen haben.«
Ehe Carol etwas dazu sagen konnte, klingelte ihr Mobiltelefon. »Oh, Scheiße«, murmelte sie und fischte das Gerät aus ihrer Tasche. » DCI Jordan?«
Die Stimme von Jim Pendlebury. »Wir haben es offenbar wieder mit einem Fall von Brandstiftung zu tun, Carol. Eine Farbenfabrik. Ist hochgegangen wie eine Fackel.«
»Ich komme, so schnell ich kann, Jim. Sagen Sie mir, wo?« Tony schob ihr unaufgefordert Papier und Bleistift hin, sie notierte sich die Wegbeschreibung. »Danke.« Sie schloß eine Sekunde lang die Augen, dann drückte sie die Kurzwahltaste und war mit ihrem Sergeant vom Nachtdienst verbunden. » DCI Jordan. Liegen irgendwelche Meldungen von DS Taylor oder DC Earnshaw vor?«
»Nein, Ma’am. Sie sollten Funkstille halten, es sei denn, es hätte sich irgendwas bei ihrer Observation ergeben.«
»Versuchen Sie, sie zu erreichen. Sie sollen sich mit mir an der Brandstelle im Holtschen Industriegebiet treffen. Bei der Farbenfabrik. Danke. Und gute Nacht.« Sie klappte das Telefon zu und sah Tony nachdenklich
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