Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
dem er freiwillige karitative Arbeit leistet. Zugegeben, die A1 wäre die direkte Verbindung gewesen, aber die M1 ist die schnellere Strecke. Und daß er in Leeds abgebogen ist – vielleicht hatte er unterwegs Appetit auf Fish und Chips bekommen.« Er war offensichtlich bemüht, die Gesprächsatmosphäre etwas aufzulockern.
    Tony verschränkte die Arme, als wollte er eine Barriere zwischen Wharton und dem Zorn in seiner Brust errichten. »Weshalb wollen Sie das Ganze nicht ernst nehmen?«
    »Wenn Simon McNeill nicht davongerannt wäre, sähe das anders aus«, sagte Wharton verärgert. »Aber so vermuten wir natürlich bei allem, was Sie uns auftischen, daß es getürkt ist.«
    »Simon hat nichts damit zu tun. Er hat Shaz Bowman nicht ermordet. Jacko Vance war das. Er ist ein kaltblütiger Mörder. Das sagt mir nicht nur mein Instinkt, sondern auch meine Erfahrung als Psychologe. Sie haben doch mein psychologisches Täterprofil gelesen. Was müssen wir denn noch tun, damit Sie wenigstens anfangen, Vance unter die Lupe nehmen?«
    Die Tür hinter ihm ging auf, DCS Dougal McCormick schob seine massige Gestalt in das Zimmer. Er sah aus und roch, als hätte er sich gerade erst Mut angetrunken. Sein Zeigefinger schoß auf Tony zu. »Ich dachte, Sie hätten bei uns Hausverbot. Es sei denn, Sie sind vorgeladen worden.«
    »Ich habe Ihnen Beweise gebracht, aufgrund derer Sie Anklage gegen Shaz Bowmans Mörder erheben können.« Tonys Stimme klang müde. »Nur, Mr. Wharton scheint ihre Bedeutung nicht zu begreifen.«
    »Tatsächlich? Was haben Sie dazu zu sagen, Colin.«
    »Es handelt sich um interessantes Fotomaterial von einer Autobahntankstelle, das computerbearbeitet wurde, um zu beweisen, daß Bowmans Wagen am Nachmittag ihres Todestages von jemand anderem gefahren wurde.« Wharton breitete die Fotos stumm vor dem Chief Superintendent aus. McCormick studierte sie mit zusammengekniffenen Augen.
    »Es ist Jacko Vance«, sagte Tony eindringlich. »Er hat ihren Wagen nach Leeds gebracht, ist zurück nach London gefahren und dann abermals Richtung Norden, diesmal wahrscheinlich mit Shaz im Kofferraum.«
    »Vergessen Sie Jacko Vance. Wir haben einen Zeugen.«
    »Einen Zeugen? Wofür?«
    »Ein Nachbar hat Ihr blauäugiges Jüngelchen Simon McNeill an dem Abend, an dem Bowman ermordet wurde, an der Rückfront ihres Apartments gesehen. Während wir hier sitzen, nehmen meine Leute seine Wohnung auseinander. Ab sofort wird er zur Fahndung ausgeschrieben. Sie wissen nicht zufällig, wo wir ihn finden könnten, Dr. Hill, wie?«
    »Woher sollte ich das wissen? Sie haben meine Gruppe aufgelöst.« Sein kalter Ton ließ nicht ahnen, wie es in ihm kochte.
    »Na ja, macht nichts. Wir werden ihn früher oder später aufspüren. Und dann können wir dem Gericht etwas Besseres präsentieren als ein paar Videos, die der Bruder Ihrer Freundin manipuliert hat.« Als er Tonys bestürzten Blick bemerkte, nickte er grimmig. »O ja, wir wissen über Sie und DCI Jordan Bescheid.«
    »Und da wollen Sie mir erzählen, Sie seien an Beweisen statt an Vermutungen interessiert.« Tony konnte sich nur mit Mühe beherrschen. »In aller Form: DCI Jordan ist nicht meine Freundin und ist es nie gewesen. Und meine Überzeugung, daß Jacko Vance der Mörder ist, beruht nicht nur auf Fotobeweisen. Ich will Ihnen nicht vorschreiben, was Sie tun sollen, aber Sie könnten ja wenigstens mal einen Blick in mein Täterprofil werfen.«
    McCormick nahm die Akte, die auf Whartons Schreibtisch lag, und blätterte sie flüchtig durch. »Ein Täterprofil ist für mich kein Beweis. Hörensagen, Vermutungen, die Verdächtige zur eigenen Entlastung vorbringen, und bloße Schlußfolgerungen.«
    »Er hat sich wenige Tage vor ihrer Entführung und Ermordung mit Barbara Fenwick unterhalten«, wandte Tony ein. »Und wir haben Fotos, die ihn mit späteren Mordopfern zeigen, jeweils wenige Tage vor dem Verschwinden der Mädchen.«
    »Ein Mann wie er unterhält sich jede Woche mit Hunderten von Mädchen, und denen passiert gar nichts.« McCormick ließ sich in einen Sessel fallen. »Sehen Sie, Dr. Hill, ich verstehe, daß es Ihnen schwerfällt, zuzugeben, daß Sie, ein erfahrener Psychologe des Innenministeriums, danebengegriffen haben. Schauen Sie sich diesen McNeill an. Er war verliebt in das Mädchen, aber das beruhte offenbar nicht auf Gegenseitigkeit. Daß er mit ihr zu einem Drink verabredet war, können wir glauben oder nicht. Er ist gesehen worden, wie er ums Haus

Weitere Kostenlose Bücher