Schlussblende
gehen. Feuerwehrmänner mit rußgeschwärzten Helmen drangen immer wieder in das zerstörte Gebäude ein, um zu versuchen, bis zum Brandherd vorzustoßen. Carol Jordan mußte es nicht mehr mit eigenen Augen sehen, ihr war inzwischen klargeworden, warum Di Earnshaw auf den Funkspruch der Zentrale, sich unverzüglich an die Brandstelle zu begeben, nicht reagiert hatte.
Di Earnshaw war bereits dort gewesen.
Hinter ihr hielt ein Auto, sie drehte sich nicht um. Das Absperrband raschelte, dann stand Lee Whitebread vor ihr, mit einem Burger und einem Becher Kaffee. »Ich dachte, so was könnten Sie jetzt brauchen.« Carol nickte dankbar.
»Gibt’s was Neues?« fragte Lee in seiner gewohnten dienstbeflissenen Art.
»Nein«, sagte Carol. Sie zog den Polyesterdeckel vom Becher und trank einen Schluck. Der Kaffee war heiß, stark und erstaunlich gut.
»Auf der Dienststelle leider auch nicht.« Lee zündete sich eine Zigarette an. »Ich bin auf dem Rückweg an ihrem Haus vorbeigefahren. Die Jalousien im Schlafzimmer sind immer noch runtergelassen. Vielleicht hat sie sich mit Wattepfropfen in den Ohren hingelegt.« Eine Hoffnung, an die er selbst nicht glaubte, aber er wollte die Alternative verdrängen.
»Haben Sie DS Taylor irgendwo gesehen?«
»Er sagt, sie hätte sich nie über Funk gemeldet. Er ist wieder in der Dienststelle, falls sich irgendwas Neues ergibt.«
Carol verzog grimmig das Gesicht. »Ich kann nur hoffen, daß ihm noch was Besseres einfällt, ehe er sich hier blicken läßt.«
Drei Gestalten tauchten aus der Fabrikruine auf. Sie zerrten sich die Atemschutzmasken herunter. Zwei bogen seitlich ab, nur Jim Pendlebury kam auf sie zu. Schließlich blieb er stehen und nahm den Helm ab. »Es tut mir furchtbar leid. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr, Carol.«
Carol starrte ihn an, dann nickte sie müde. »Kein Zweifel.«
Pendlebury zuckte die Achseln. »Zweifel gibt’s immer, solange die Pathologen ihre Arbeit nicht getan haben. Aber wir sind sicher, daß es eine weibliche Leiche ist. Und neben ihr lag ein geschmolzenes Funkgerät.«
Carol sah ihm an, daß sein Mitgefühl ehrlich war. Normalerweise war es einer von seinen Leuten, wenn eine Leiche in einer Brandruine gefunden wurde. Dann trug er die Verantwortung dafür. Sie hätte ihn gern gefragt, wie lange es seiner Erfahrung nach dauerte, bis man danach wieder in den Spiegel sehen konnte. »Kann ich sie sehen?«
Er schüttelte den Kopf. »Es ist noch zu heiß da drin.«
Carol atmete scharf aus, es hörte sich fast wie ein Schluchzen an. »Ich bin in meinem Büro, falls mich jemand sucht.« Sie warf den Becher mit dem Rest Kaffee weg, drehte sich um, duckte sich unter dem Absperrband durch und eilte zu ihrem Wagen.
Lee Whitebread schnippte den Stummel seiner Zigarette in die Kaffeepfütze, verfolgte, wie die Glut zischend verlosch, blickte hoch und nickte Jim Pendlebury zu. »Ich auch. Nun ist es ein verdammter Polizistenkiller, den wir schnappen müssen.«
Colin Wharton ordnete den Stapel Fotos, nahm das Videoband aus dem Recorder, vermied es, Tony in die Augen zu sehen, und sagte: »Das beweist nichts. Okay, irgend jemand ist mit Shaz Bowmans Auto aus London nach Leeds gefahren. Aber sein Gesicht ist kaum zu erkennen. Und die Computeraufbereitung … wenn ich der schon nicht traue, was wollen Sie dann von einer Jury erwarten? Wenn der verdammte Rumpole mit seinem Plädoyer fertig ist, sind die Geschworenen davon überzeugt, daß Computer sowieso nur manipulierte Bilder liefern.«
»Und was ist mit dem rechten Arm? Da kann man nichts manipulieren. Der Mann an der Tankstelle hat den Arm steif gehalten. Und Jacko Vance hat eine Prothese.«
Wharton zuckte die Achseln. »Das kann alle möglichen Gründe haben. Kann sein, daß er Linkshänder ist. Oder er hat sich bei dem Kampf mit Bowman am Arm verletzt. Möglicherweise hat er sogar gewußt, daß Bowman Verdacht gegen Vance geschöpft und sich mit ihm verabredet hatte. Dann hat er’s vielleicht darauf angelegt, vor der Kamera Jacko Vance zu spielen. Vance hat viel mit Kameras zu tun, er hätte sich bestimmt so hingestellt, daß das Objektiv ihn nicht erfassen kann, Dr. Hill.«
Tony fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Aber er war zur kritischen Zeit mit seinem eigenen Wagen nach Leeds unterwegs. Ist das nicht ein bißchen viel Zufall auf einmal?«
Wharton schüttelte den Kopf. »Finde ich nicht. Vance hat ein Cottage in Northumberland. Außerdem gibt’s da oben dieses Krankenhaus, in
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