Schlussblende
an. »Sieht ganz so aus, als hätten wir uns geirrt.«
»Bei dem Brandstifter?«
»Er hat wieder zugeschlagen, aber weder Taylor noch Earnshaw haben etwas über Funk gemeldet. Offenbar ist es doch keiner von unseren Verdächtigen.« Sie seufzte. »Zurück auf Feld eins, würde ich sagen. Ich fahr mal hin, hören, was es Neues gibt.«
»Viel Glück«, sagte er, als sie ihren Wettermantel anzog.
»Das werden Sie bei Ihrem Gespräch mit Wharton und McCormick auch brauchen.« Er brachte sie zur Tür. Carol drehte sich noch einmal um und legte ihm die Hand auf den Arm. »Und was Shaz angeht: Machen Sie sich nicht selbst zum Prügelknaben.« Sie beugte sich vor und gab ihm einen Kuß auf die Wange. »Unser Prügelknabe ist der gute alte Kumpel Jacko.«
Er sah ihr nach und atmete ihren Duft ein, den der Nachtwind zu ihm an die Haustür trug.
Über dem Schleier aus Natron und Neon war es eine klare, sternenbestückte Nacht. Jacko Vance blickte aus dem Dachfenster des Hauses in Holland Park auf das nächtliche London und malte sich aus, wie die Sterne über Northumberland aussahen. Dort oben gab es noch einen losen Faden, und wenn jemand daran zupfte und der Faden sich aufriffelte, stand er plötzlich ohne seine schützende Tarnkappe da. Es wurde Zeit, Donna Doyles Sterbeglöckchen zu läuten.
Er hatte schon lange keine mehr eigenhändig getötet. Das Töten war es nicht, was er genoß, es war der Prozeß des Sterbens. Die Auflösung der menschlichen Persönlichkeit und die Entwürdigung durch Schmerz und Siechtum. Eine hatte sich ihm widersetzen wollen. Sich geweigert, feste oder flüssige Nahrung zu sich zu nehmen und die chemische Toilette zu benutzen. Aber sie hatte es nicht lange durchgehalten. Denn wenn der Fußboden mit Kot und Urin besudelt ist, atmet man in so einem engen Verlies eine Menge Bakterien ein. Das hatte sie nicht bedacht. Ihre Gedanken waren ganz darauf fokussiert gewesen, sich möglichst widerwärtig erscheinen zu lassen, damit er sie in Ruhe ließ. Aber auch in diesem Punkt war ihre Rechnung nicht aufgegangen.
Aber nun ging es um eine kleine Jillie, die er sich vom Hals schaffen mußte. Ihre Existenz wurde zum Risiko für ihn. Solange die Polizei nach Shaz Bowmans Tod ein Auge auf ihn gehabt hatte, waren ihm die Hände gebunden gewesen. Unmotivierte Ausflüge nach Northumberland hätten ihn verdächtig gemacht. Ein einziges Mal war er dort gewesen, aber nicht lange genug, um mit dem Luder so abzurechnen, wie sich’s gehörte. Und dann war ihm dieser Tony Hill in die Quere gekommen. Und er wußte nicht mal, ob der Kerl wirklich etwas gegen ihn in der Hand hatte oder ihn lediglich aus der Deckung locken wollte.
Egal, wie, sie mußte weg. Die Möglichkeit, daß sie noch lebte, bedeutete eine tödliche Gefahr für ihn. Er hätte sie gleich in der Nacht, in der er die Bowman umgebracht hatte, beseitigen sollen. Aber er war zu erschöpft gewesen, um auch das noch ordentlich zu erledigen.
Er mußte sich einfach darauf verlassen, daß niemand die versteckte Krypta entdecken würde. Nur die beiden Maurer, die damals die steinerne Tür installiert hatten, wußten etwas von dem versteckten Gewölbe. Vor zwölf Jahren hatten die Leute noch an die atomare Bedrohung geglaubt, da oben in Northumberland sowieso. Ein Exzentriker, der sich’s leisten kann, hatten sie sicher gedacht und den angeblichen atombombensicheren Bunker inzwischen längst vergessen.
Wie auch immer, sie mußte weg. Nicht heute nacht. Für morgen früh waren Dreharbeiten angesetzt, da brauchte er vorher seinen Schlaf. Aber in ein, zwei Tagen würde er schnell rauffahren und dem Mädchen einen Besuch abstatten.
Er mußte es noch mal richtig auskosten. Es würde sicher eine Weile dauern, bis er sich wieder so einen hübschen kleinen Spaß gönnen konnte. Was ihn auf eine Idee brachte. Wenn er sich wieder absolut sicher fühlen konnte, war es vielleicht angebracht, Tony Hill eine Lektion zu erteilen. Und zwar etwas ausführlicher als der Bowman. Oder … Er fragte sich, ob es womöglich eine Frau in Tony Hills Leben gäbe.
Shaz Bowman umzubringen war kein allzu hartes Stück Arbeit gewesen. Das Spielchen mit Tony Hills Freundin zu wiederholen konnte nur einfacher werden.
Die Hände in den Manteltaschen vergraben, den Kragen gegen den auflandigen Wind hochgeschlagen, starrte Carol Jordan mit versteinerter Miene auf die rauchende Ruine der Farbenfabrik. Seit drei Stunden stand sie schon hier, aber sie war noch nicht bereit, zu
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