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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gelüftet.
    Wenige Tage nach der mutigen Rettung zweier Kleinkinder aus dem Inferno auf der M 1 – einer heldenhaften Tat, die Jacko Vance einen Arm und seine Olympiahoffnungen kostete – hat er die Beziehung zu seiner Jugendliebe Jillie Woodrow gelöst.
    Wir haben im Krankenhaus mit ihm gesprochen, wo er sich von der Amputation erholt. Mit gebrochenem Herzen hat er uns exklusiv anvertraut: »Ich habe sie freigegeben. Ich bin nicht mehr der, den sie heiraten wollte. Es wäre nicht fair gewesen, sie weiter an mich zu binden. Ich kann ihr nicht mehr das Leben bieten, von dem wir geträumt haben. Für mich ist das wichtigste, daß sie glücklich wird.
    Ich weiß, sie wird es jetzt noch nicht verstehen, aber eines Tages wird sie erkennen, daß ich die richtige Entscheidung getroffen habe.«
    Wenn Jillie es jetzt wagen sollte, seiner Version zu widersprechen, stand sie als Großbritanniens meistgehaßte Schlampe da.
    Der Rest war ein Spiel auf Zeit. Jacko tat, als gebe er sich damit zufrieden, in Micky eine gute Freundin zu haben. Aber als eine innere Ahnung ihm sagte, daß der richtige Moment gekommen sei, schlug er hinterhältig wie eine Natter zu. »Wann beabsichtigen Sie eigentlich, Ihre Dankesschuld abzutragen?«
    Micky sah ihn verblüfft an. »Dankesschuld?«
    »Ihre Story über mein gebrochenes Herz und meinen tragischen Opfergang …« Aus jedem Wort triefte Spott. »Schreien Ihre Leser da nicht schon nach einem Neun-Tage-Wunder?«
    »Lassen wir sie schreien«, versuchte Micky, sich gelassen zu geben, und zupfte geflissentlich an dem Blumenarrangement herum, das sie ihm mitgebracht hatte.
    »Nun, die Jacko-und-Jillie-Sensation ist nun schon zehn Tage alt, damit locken Sie keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Ich dachte, es würde allmählich Zeit, mein Honorar einzufordern.« Sein Ton war freundlich, aber die Kälte in seinen Augen hätte ein Sumpfloch im Hochmoor zufrieren lassen.
    Micky setzte sich kopfschüttelnd auf seine Bettkante. Äußerlich ließ sie sich nichts anmerken, aber er ahnte, daß sie verzweifelt überlegte, wie sie den Kopf doch noch aus der Schlinge ziehen könnte. »Ich weiß nicht recht, was Sie meinen«, versuchte sie, auf Zeit zu spielen.
    Er lächelte herablassend. »Kommen Sie, Micky, ich bin nicht von gestern. In Ihrem Metier lernt man schnell, daß alles seinen Preis hat. Nach jeder Gefälligkeit gibt es einen Zahltag.«
    Sie versuchte, den Spieß umzudrehen. »Mir reicht es zu wissen, daß ich etwas bei Ihnen guthabe.«
    »Umgekehrt wird ein Schuh daraus«, erwiderte er nonchalant. Doch dann schnellte plötzlich seine Hand vor und legte sich wie eine Zwinge um ihr Handgelenk. Der Griff tat ihr weh, aber sie wußte instinktiv, daß Jackos Hand sich nicht abschütteln ließ. »Andererseits ist mir klar, daß Sie und Ihre Freundin derzeit nach einem Rettungsanker Ausschau halten.«
    Ein Schaudern überlief sie, als sie seinen lauernden Blick sah. Was mochte hinter seiner Stirn vorgehen? »Was reden Sie da für komisches Zeug?«
    »Nicht nur Journalisten haben ihre Verbindungen«, sagte er mit verächtlichem Unterton. »Als Sie angefangen haben, Interesse an mir zu zeigen, bin ich natürlich auch neugierig geworden. Sie heißt Betsy Thorne, Sie leben seit über einem Jahr mit ihr zusammen. Offiziell ist sie Ihre Agentin, aber sie ist auch Ihre Geliebte. Zu Weihnachten haben Sie ihr bei einem Juwelier auf der Bond Street eine Bulova-Uhr gekauft. Vor vierzehn Tagen haben Sie für sie und sich ein Doppelzimmer in einem Landhotel bei Oxford gemietet. Jeweils am Dreiundzwanzigsten eines Monats schicken Sie ihr Blumen. Soll ich noch mehr aufzählen?«
    »Das hat sich umständehalber so ergeben.« Sie gab sich kühl, aber in dem Handgelenk, das Jacko weiter mit eisernem Griff umklammerte, pochte es verräterisch. »Und im übrigen geht Sie das nichts an.«
    »Die Klatschpresse auch nicht. Aber die bohrt weiter, Micky. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann es zum Skandal kommt, und das wissen Sie.«
    »Wo es nichts zu finden gibt, kann man nichts finden«, erwiderte sie schnippisch.
    »Die Pressepiranhas werden es rausfinden«, versprach er ihr. »Und für diesen Fall könnte ich mich als hilfreich erweisen.«
    »Und in welcher Weise?«
    Er gab ihr Handgelenk frei. »Sie als Journalistin müßten das wissen. Werfen Sie den Haien einen Leckerbissen hin, dann hören sie auf, Sie zu umkreisen.«
    »Und woran denken Sie?«
    »Wie wär’s mit: ›Romanze am Krankenbett: TV -Star Micky

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