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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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tröstet den unglücklichen Jacko‹.«
    »Schön und gut, aber was hätten Sie davon?«
    »Ruhe und Frieden«, sagte er. »Sie ahnen gar nicht, wie viele Frauen darauf aus sind, mein gebrochenes Herz zu heilen.«
    »Vielleicht wäre eine von ihnen die Frau fürs Leben.«
    Er lachte bitter. »Das Marxsche Trostpflaster für alle Unzufriedenen, wie? Bewirb dich nicht um die Mitgliedschaft bei einem Klub, der dich sowieso nicht aufnimmt. O nein, Micky, ich brauche kein Mitleid, ich brauche Tarnung. Wenn ich hier rauskomme, und das wird schon bald sein, möchte ich nicht, daß sich all die hirnlosen Teenager auf mich stürzen, bloß weil sie in mir die Chance ihres Lebens wittern. Ich möchte so etwas wie einen erogenen Bodyguard haben. Wäre das nicht ein Traumjob für Sie?«
     
    Als Carol die Wagentür öffnete, stieg ihr sofort der Gestank in die Nase. Nichts roch so ekelerregend wie verbranntes menschliches Fleisch, und wer den Geruch einmal kennengelernt hatte, vergaß ihn nie. Sie versuchte, sich das flaue Gefühl im Magen nicht anmerken zu lassen, und ging auf die Stelle zu, an der Jim Pendlebury im gleißenden Licht von Feuerwehrscheinwerfern offensichtlich eine Art improvisierte Pressekonferenz abhielt. Im Hintergrund richteten Feuerwehrleute, von einer Kette uniformierter Polizisten abgeschirmt, immer noch den Strahl ihrer Löschkanonen auf ein schwelendes Fabrikgebäude.
    Pendlebury speiste die Reporter der Lokalpresse und des örtlichen Rundfunksenders mit kurzen, nichtssagenden Antworten ab. Die überregionale Presse und das Fernsehen konnten noch nichts von diesem Brand wissen. Aber es würde nicht mehr lange dauern, bis sie Wind davon bekamen, daß hier offensichtlich ein Serienbrandstifter sein Unwesen getrieben und daß es einen Toten gegeben hatte.
    Pendlebury war fertig und kam mit grimmigem Grinsen auf sie zu. »Stinkt bestialisch, wie?«
    »Das läßt sich nicht leugnen.«
    »Danke, daß Sie sofort gekommen sind.«
    »Danke, daß Sie mich verständigt haben, sonst hätte ich erst morgen früh davon erfahren. Und es geht bekanntlich nichts über das Vergnügen, als erste am Tatort eines Verbrechens zu sein.«
    »Na ja, nach unserem kleinen Gespräch neulich wußte ich, daß das genau auf Ihrer Wellenlänge liegt.«
    »Glauben Sie, daß es wieder unser Serientäter war?«
    »Wenn ich nicht ziemlich sicher wäre, hätte ich Sie nicht nachts um drei aus dem Bett geholt«, erwiderte Pendlebury.
    »Was wissen wir bis jetzt?«
    »Wollen wir uns mal umsehen.«
    »Sofort. Solange ich mich noch nicht ausschließlich auf meinen rebellierenden Magen konzentrieren muß, möchte ich mir erst eine kurze Zusammenfassung von Ihnen anhören.«
    Pendlebury sah leicht erstaunt aus, als habe er nicht erwartet, daß sie so zartbesaitet war. »Wir wurden kurz nach zwei alarmiert. Von einem Ihrer Streifenwagen, sie hatten die Flammen gesehen. Innerhalb von sieben Minuten waren die beiden ersten Löschzüge am Brandort, aber da stand schon alles in hellen Flammen. Innerhalb einer halben Stunde sind drei weitere Löschzüge hier eingetroffen. Aber das Fabrikgebäude war nicht mehr zu retten.«
    »Und die Leiche?«
    »Als meine Leute das Feuer auf dieser Seite des Gebäudes unter Kontrolle hatten – das war ungefähr nach einer halben Stunde –, ist ihnen der Gestank aufgefallen. Sie haben umgehend bei mir angerufen, ich bin für solche Fälle in ständiger Rufbereitschaft. Ihre Jungs haben Ihre Dienststelle verständigt, und ich hab Sie angerufen.«
    »Und wo ist die Leiche?«
    Pendlebury deutete auf das Verladedock. »Soweit wir das bereits sagen können, muß sie irgendwo da vorn liegen. Den Aschespuren nach waren dort offenbar Kartons gestapelt. Wir konnten noch nicht näher rangehen. Es ist einfach zu heiß, und außerdem kann jeden Moment irgendeine Mauer einstürzen. Aber dem Augenschein und dem Geruch nach würde ich sagen, daß die Leiche unter der durchnäßten Asche liegen muß.«
    »Daß es eine Leiche geben muß, steht für Sie fest?«
    »Es gibt auf der ganzen Welt keinen Gestank, den man mit dem von verbranntem menschlichem Fleisch verwechseln kann«, antwortete Pendlebury mit der ganzen Abgebrühtheit des langgedienten Feuerwehrmanns. »Ich meine, man kann sogar die Umrisse der Leiche erkennen. Kommen Sie, ich zeig’s Ihnen.«
    An der Stelle, zu der er sie führte, kam es ihr nahezu unerträglich heiß vor, aber Pendlebury hatte gesagt, sie seien hier außerhalb der Gefahrenzone, und Carol hatte sich im

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