Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
mit den Fingerspitzen die Stirn. »Womit denn sonst? Der einzige aktuelle Fall, mit dem wir uns beschäftigen, ist die Sache mit Ihrem Brandstifter. Und ich habe noch nie von einem Feuerteufel gehört, der jemanden umbringt, um anderen eine Warnung zukommen zu lassen.«
    »Aber Jacko Vance.« Carol schüttelte den Kopf. »Das glauben Sie doch selber nicht. Der Mann, den alle Großmütter von Land’s End bis John O’Groats lieben? Ich kenne Frauen, die ihn für genauso sexy wie Sean Connery halten.«
    »Und Sie?« fragte Tony. Und als er merkte, daß sich das mißverständlich anhörte, fügte er rasch hinzu: »Was glauben Sie?«
    Carol dachte einen Moment nach, sie wollte nichts sagen, was Tony falsch verstehen konnte. »Nun, ich würd ihm nicht über den Weg trauen, dafür ist er mir zu glatt. Man kann ihn nicht greifen. Er gibt sich charmant, herzlich und verständnisvoll, aber wenn ihn jemand auf irgend etwas festnageln will, was er früher mal gesagt hat …«
    »Jedenfalls hätten Sie bei ihm nie an einen Serienmörder gedacht«, fiel Tony ihr ins Wort. »Ich auch nicht. Es gibt Leute, die genauso im Licht der Öffentlichkeit stehen wie er, bei denen wir nicht allzu überrascht wären, wenn sich irgendwann herausstellen sollte, daß sie ein paar Morde auf dem Kerbholz haben. Aber zu denen gehört Jacko Vance nicht.«
    Sie sahen einander lange stumm an. Schließlich sagte Carol: »Er muß es ja nicht selber sein. Es könnte jemand aus seinem Team sein. Sein Fahrer, einer, der für ihn Recherchen für seine Sendung anstellt oder ein Bodyguard. Einer von denen, die dauernd um ihn herumturnen. Ein – wie nennen Sie die?«
    »Laufbursche.«
    »Genau. Einer seiner Laufburschen.«
    »Aber das beantwortet noch nicht Ihre Frage nach dem Warum.« Tony stemmte sich aus seinem Drehstuhl hoch und ging mit großen Schritten auf und ab. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß etwas, was Shaz hier in diesem Raum gesagt hat, bis in die engste Umgebung von Jacko Vance durchgesickert sein könnte. Woher soll also jemand aus Vance’ Team – unser theoretischer Mörder – gewußt haben, daß Shaz hinter ihm her war?«
    Carol schwang ihren Stuhl herum, so daß sie Tony, während er hinter ihr auf und ab ging, ansehen konnte. »Shaz war eine von den Mädchen, die nicht so schnell lockerlassen. Ich glaube, sie war entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen. Und dadurch hat sie ihren Mörder irgendwie auf sich aufmerksam gemacht.«
    Tony blieb stehen. »Wissen Sie eigentlich …« Weiter kam er nicht. Die Tür flog auf, Detective Chief Superintendent Dougal McCormicks breite Schultern schoben sich in den Türrahmen.
    Ein Mann, dem man den Aberdonian auf den ersten Blick ansah. Sein massiges Kreuz, die in die Stirn fallenden, schwarzen Kräusellocken, die wäßrigen dunklen Augen, die breiten Wangenknochen, die die fleischige Nase nach innen zu drücken schienen – sein Äußeres erinnerte unwillkürlich an die schwarzen Aberdeen-Angus-Rinder seiner Heimat. Das einzig Verblüffende war seine hohe Stimme. Statt eines mächtigen, tief aus der Brust aufsteigenden Grollens, auf das jeder wartete, fragte er in melodisch hellem Tenor: »Dr. Hill?« Er drückte, ohne sich umzudrehen, die Tür hinter sich zu, musterte Carol fragend und sah wieder Tony an.
    » DCS McCormick – DCI Carol Jordan von der Dienststelle East Yorkshire«, beantwortete Tony McCormicks unausgesprochene Frage. »Wir unterstützen DCI Jordan bei den Ermittlungen in einer Serie von Brandstiftungen.«
    Carol stand auf. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Sir.«
    McCormick nickte flüchtig. »Wenn Sie uns bitte entschuldigen wollen? Ich habe etwas mit Dr. Hill zu besprechen.«
    »Ich warte unten in der Kantine«, sagte Carol zu Tony.
    »Warten Sie lieber draußen auf dem Parkplatz«, riet ihr McCormick. »Dr. Hill wird das Dienstgebäude verlassen.«
    Carols Augen weiteten sich, aber sie sagte lediglich: »Ganz wie Sie meinen, Sir. Ich warte also draußen, Tony.«
    Sobald sich die Tür hinter Carol geschlossen hatte, fuhr Tony herum. »Wie habe ich das zu verstehen, Mr. McCormick?«
    »So wie ich’s gesagt habe. Ich bin der Dienststellenleiter, und ich lasse einen Mord untersuchen. Ein weiblicher Police Officer ist … ist verstümmelt worden. Es ist meine Aufgabe, den Täter zu finden. Es gibt keinerlei Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen in Sharon Bowmans Wohnung, und sie war nach allem, was ich gehört habe, kein leichtsinniges Dummchen. Und

Weitere Kostenlose Bücher