Schmeckt's noch?
dazu brauchte es auch einen Gesinnungsumschwung bei uns, den Verbrauchern! Eine der wesentlichsten Voraussetzungen für eine Änderung in der Landwirtschaft ist ein radikaler Bruch der Verbraucherhaltung der Konsumenten.
Unsere Landwirtschaft ist in eine Sackgasse geraten, die Schuld liegt nicht nur bei den Bauern, auch wir haben unseren Teil dazu beigetragen.
Vor Jahren habe ich in Zusammenarbeit mit Herrn Prof. Dr. Konrad von der Universität für Bodenkultur in Wien als wissenschaftlichem Begleiter und Ratgeber und den „Vier Pfoten“ eine Initiative gestartet: Freilandschweinehaltung. Die Tiere waren 365 Tage im Jahr mit Unterstand und viel Stroh im Freien. Diese Initiative war nicht nur ein wissenschaftlicher Erfolg und ein Zeichen für gelebten Tierschutz, es war auch ein eminent emotionaler Erfolg. Experten der Schweinehaltung haben gewarnt, Auflagen sind erteilt worden nach der Meinung: Wildschweine sind im Freien, aber nicht Hausschweine.
Bauern, Tierärzte aus der Gegend, in der wir mit der Initiative begannen, standen stundenlang am Zaun und betrachteten mit ungläubigen Augen die Schweine. Nicht nur, dass Schweine besonders intelligent sind, sie sind voller Lebensfreude und Lebenslust, tollen herum, spielen miteinander, suhlen stundenlang. Ein suhlendes Schwein lässt dich so richtig spüren, wie wohl es sich fühlt. Den Tieren zuzuschauen, war ein Erlebnis fürs Herz. Schweine sind auch außerordentlich sozial begabte Tiere. Dies zu beobachten, hat die Besucher irritiert. Als der zuständige Verwalter in einer kalten Nacht vergessen hat, den Schweinen neues Stroh in den Unterstand auszubringen, ist er in der Früh schuldbewusst und mit großer Sorge zu den Schweinen gefahren — in der Erwartung, dass ein Unglück passiert ist. Die Schweine haben sich selbst zu helfen gewusst: Von einem Strohballen, der hundert Meter vom Unterstand weg lag, haben sie sich die Einstreu selbst geholt und sich eine wohlige Unterlage, ein Nest, gestaltet.
Selbstverständlich gab es bei diesen Schweinen keine Verhaltensstörungen, keine gesundheitlichen Probleme, keine Fruchtbarkeitseinbrüche. Nur Entwurmen musste man sie öfters.
Diese Initiative starteten wir auf dem Gutsbetrieb eines Klosters, der Abt besuchte die Schweine beinahe täglich. Schweine stellen schnell Kontakt zu vertrauten Menschen her. Als dann der LKW kam, um die Schweine abzuholen und er ihnen zufällig auf dem stehenden LKW begegnete, sagte er zu mir: „Sie haben mich angesehen, ihre Augen auf mich gerichtet. Mir ist das Herz gebrochen, und ich habe mich vor ihnen geschämt. Es kam mir wie ein Vertrauensbruch vor.“ Soweit der Abt.
Eine Schweizer Vergleichsstudie beschreibt eine andere Art der Haltung, die Weideganghaltung, folgendermaßen. Die Schweine mit Weidehaltung waren zutraulicher, für das Betreuungspersonal einfacher im Umgang. Sie waren fleischiger und fettärmer als Tiere aus Stallhaltung, und das Fleisch war signifikant zarter.
Ja, wie gesagt, Alternativen zur Massenhaltung auf Vollspaltenböden gäbe es genug. Wagen wir den Tieren und uns zuliebe den Aufbruch.
Geflügel
Längst vergangen die Zeit, in der Hühner ihre Eier legten und, ins Alter gekommen, im Suppentopf landeten. Heute teilen sich international einige wenige große Geflügelzuchtbetriebe den Markt auf und beliefern ihre Kunden — Legehühneranstalten oder Mastbetriebe — mit Hybridrassen. Die Reproduzierfähigkeit dieser Tiere ist sehr eingeschränkt. Die Hühner werden entweder auf Legeleistung oder Fleischansatz ausgerichtet.
„Sah neue Qual ich, neue Qualgebannte
Rings um mich, dort und dort, nach welchen Wegen
Den Blick ich schweifen ließ, den Fuß ich wandte.“
Dante, Inferno
Die Geflügelhaltung ist mit der Schweinehaltung vergleichbar. Sie unterliegt einem hohen Konzentrationsprozess, aus dem unendliches Tierleid resultiert.
Legehennen
Die Eier werden in einem Brutapparat bei optimaler Temperatur und Luftfeuchtigkeit bebrütet. Sobald die Küken geschlüpft sind, erfolgt die erste Selektion durch Geschlechtsbestimmung. Erwünscht sind weibliche Küken, denn nur sie werden einmal Eier legen. Hähne aus Legelinien sind auch nicht als Fleischhuhn verwendbar, denn Masthühner sind eigens auf Bemuskelung gezüchtete Rassen. Das bedeutet das Todesurteil für alle männlichen Küken. Sei es, dass sie den Gastod sterben oder in einem Häcksler ( Homogenisator ) landen. Jährlich werden in Europa etwa 280 Millionen männliche Küken nach dem
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