Schmeckt's noch?
der Tage zuvor, samt und sonders am Boden. Es tat mir weh, dieses Elend zu sehen. Und er, mein Freund, stand mitten drinnen in seinem Feld. Kaum ein Halm war geknickt. Goldgelb, erntereif stand das Getreide da. Es war wunderbar anzusehen — eine vollendete Harmonie!
Diesem Augenblick beim Schreiben gerecht zu werden, ist kaum möglich. Es war schon später Nachmittag, ein Gewimmel verschiedenster Insekten — Bienen, Hummeln, vom nahen Bach kleine, große, grüne, blaue Libellen, Schmetterlinge in den abenteuerlichsten Farben und Zeichnungen — am Rande der Felder singende Grasmücken, ein Schwarm aufgeregter Stieglitze, Schwalben auf der Jagd nach Futter — eine unglaubliche Vielfalt, eine Fülle von Leben umgab uns. Alles war in Bewegung und tanzte um uns.
In meiner Sprachlosigkeit fiel mir ein Zitat von Isadora Duncan ein, das ich bei Bateson las: „Könnte ich ihnen sagen, was es bedeutet, dann bestünde kein Anlass, es zu tanzen.“
Ich stand da und verstand nichts und erfreute mich am Tanz um uns — herum. Ein einziger kosmischer Jubel!
Hans Ackerl verrichtet seine Arbeit mit dem Herzen. Einem Künstler gleich, lebt er im Intuitiven. Mit einer inspirierten Imaginationsfähigkeit begegnet er den Herausforderungen der Pflanzenführung. Mit seinem Herzen wendet er sich dem Boden und den Pflanzen zu, schaut auf das, was Not tut, und greift unterstützend ein. Das Herz reicht an Gründe, von denen das rationale Tun keine Ahnung hat. Hans werden die Wechselwirkungen der Naturzusammenhänge immer vertrauter.
„Müsset im Naturbetrachten
Immer eins wie alles achten;
Nichts ist drinnen, nichts ist draußen:
Denn was innen, das ist außen.
So ergreifet ohne Säumnis Heilig öffentlich Geheimnis.
Freuet euch des wahren Scheins,
Euch des ernsten Spieles:
Kein Lebendiges ist ein Eins,
Immer ist’s ein Vieles.“
J.W. Goethe
Das Wesen der Pflanze bleibt den meisten Menschen verborgen. Eine Pflanze bildet für jeden einsichtig mehr aus, als für die bloße Notwendigkeit der Erhaltungsfunktion notwendig wäre. Denken wir nur an den Reichtum der Blätterausformungen, die unendliche Vielfalt der Blütenformen und an die fast grenzenlosen Fruchtgestaltungen.
„Pflanzen werden aus den Lichtkräften des Weltalls gebildet. Jede Pflanze ist ein Abbild des Himmels“ — frei nach Rudolf Steiner. Jeder, der einmal ein blühendes Leinfeld sah, versteht Rudolf Steiner fraglos. Das eigene Erleben macht uns sicher.
Pflanzen bilden mit den sie umgebenden Insekten von den Käfern bis hin zu den Schmetterlingen, Hummeln, aber auch den Vögeln, kurzum der Fauna, eine kosmische Einheit.
Unweit von dem Ort, an dem wir stehen, blüht die Ragwurz. Einige Dutzend Formen von dieser Orchideengattung gibt es. Eine Hummelragwurz, Fliegenragwurz und so fort. Gerade diese Pflanze hat der Wissenschaft unzählige Rätsel aufgegeben und demonstriert so eindrücklich den Zusammenhang von Pflanze und Fauna. Es wurde beobachtet, dass sie nur von männlichen Bienen oder Wespen besucht wird. Beim Bestäubungsvorgang sind diese männlichen Hautflügler in einen merkwürdigen Taumel verfallen.
Die Ophrysblüte (Ragwurz) bietet keinen Nektar. Warum werden die weiblichen Insekten nicht auch angelockt? Rätsel über Rätsel. Die Lösung war dann einfach. Die Ophrysblüte sendet einen bestimmten Duft aus, der dem der weiblichen Hautflügler in ihrer geschlechtlichen Aktivität entspricht. Der Duft ist das Mittel der Fernanziehung. Erst in der Nähe wirken dann die Farben und das Muster auf die Insekten. Die Ophrysblüte ist für die Männchen bestimmter Hautflügler ein übermannender Begattungspartner. Sie berauschen sich und versuchen in der Blüte die Begattung auszuführen. Es scheint, dass die Ophrysblüte mit den männlichen Wespen ein Narrenspiel trieb und für die Verzauberung die Bestäubung bekam.
Dass Pflanzen über Duftstoffe kommunizieren, ist allgemein bekannt. Eine von Milben befallene Pflanze z. B. sendet den Duftstoff Methylsalicy-lat aus, und die nächsten Pflanzen werden nicht befallen, da dieses Signal Raubmilben anlockt. Pflanzen haben ihre Vorlieben, sie fühlen sich nahe oder sind gestresst, und sie kommunizieren mit ihrer Umgebung. Nur die wenigsten von uns machen sich an das Abenteuer, sie zu verstehen.
Wenn die Einsicht in die komplexen Zusammenhänge zwischen Landbau und Natur verweigert wird und der Bauer die vielfältige Kulturführung aus Rationalisierungsgründen aufgibt, führt das zur
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