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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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abschreckte.
    Mrs Shepard zeigte ein mattes Lächeln, fest im Gesicht zementiert. Sie sah ihn durch die Windfangtür an und fragte: »Ja? Was kann ich für Sie tun? Worum geht es?«
    Es gab Regeln. Zu viele, aber er bemühte sich, sie zu seinem Vorteil auszulegen. Man musste offen sein. Man konnte niemanden zu etwas zwingen. Auf keinen Fall durfte man irgendwo reinschleichen und Fotos machen, egal, was es zu sehen gab. Man musste fragen, ob man sich umsehen durfte. Sie konnten es einem verwehren. Sie konnten einen wie einen Eindringling behandeln und nach ihrem Anwalt schreien. Man versuchte, sie nicht zu sehr aufzustacheln, aus Angst davor, sie könnten es an dem Kind auslassen. Das Wohl des Kindes stand immer an erster Stelle.
    Er nannte Mrs Shepard seinen Namen und zeigte ihr seinen Ausweis. Er erklärte, er käme vom CPS und dass ein anonymer Hinweis eingegangen sei. Sie nickte, als wüsste sie Bescheid, und bat ihn hinein. Er klärte sie über seine Aufgaben auf und bat darum, sich im Haus umsehen zu dürfen. Während er sprach, musterte er
unauffällig Kelly Shepard. Auf den ersten Blick waren keine blauen Flecken im Gesicht oder an den Armen zu erkennen. Sie sah aus wie ein ganz normales, fröhliches Kind.
    Flynn wartete auf Mrs Shepards Reaktion. Es kam keine. Sie lächelte nur und sagte kein Wort. Die Bulldogge saß da und guckte beschämt, wahrscheinlich weil sie immer noch die Stiefel anhatte. »Mrs Shepard?«, fragte Flynn.
    Endlich sagte sie: »Ja? Was genau wollen Sie? Was glauben Sie, was hier vor sich geht?«
    »Mrs Shepard, wie ich schon sagte …«
    »Ich heiße Christina.«
    »Mrs Shepard, ich …«
    »Ich sagte Ihnen doch gerade, ich heiße Christina.«
    In ihr brodelte es. Flynn spürte ihre inneren Spannungen, aber er hatte keine Ahnung, woher sie kamen und wie sie sich auf ihn auswirken würden. Ihr Lächeln war wie ins Gesicht geritzt. Ihre Zähne wurden trocken, der Glanz verblich. Ein schwacher Scotchgeruch ging von ihr aus. Sie war vielleicht dreißig, ziemlich attraktiv, das glänzende kupferrote Haar fiel ihr in zwei wehenden Schwüngen auf die Schultern. Ihr glasiger Blick hielt ihn jedoch davon ab, sich wirklich für sie zu begeistern.
    Jetzt kamen normalerweise die Fragen, die Verteidigungshaltung. Vielleicht würde sie nach Kelly greifen und sie vor sich halten wie eine Opfergabe. Manche taten das. Manche Eltern zogen ihre Kinder vor Flynn aus, um ihm zu beweisen, dass sie keine Verletzungen hatten. Manche fielen heulend zu Boden. Manche holten
ein Küchenmesser. Man wusste nie, was einen erwartete.
    Er hatte pflichtgemäß seine Rede gehalten. Er hatte sie leicht abgeändert, damit es klang, als besäße er etwas mehr Autorität, als es in Wirklichkeit der Fall war. Wenn er die Sätze schnell genug herausstieß, kam er rüber wie ein Bulle mit einer richterlichen Verfügung. Es war gut, die Karten auf den Tisch zu legen, und zwar so hart wie möglich. Damit steckte man den Rahmen ab, und meistens wusste er dann, wie sich die Dinge entwickeln würden. Ob sie alles gestehen oder aufs Klo gehen und das Gewehr holen würden.
    Er wartete und spürte, wie die Spannung seinen Rücken hochwanderte. Er wusste, dass es mit ihr anders sein würde, dass sie ein neues Kapitel aufschlagen würde. »Möchten Sie einen Tee?«, fragte sie.
    Da war es. Ein erstes Zeichen. Niemand hatte ihm je zuvor Tee angeboten. »Nein, danke«, sagte er.
    »Wie geht es jetzt weiter?«
    »Haben Sie noch andere Kinder?«
    »Nein, Kelly ist unser einziges.«
    »Ich würde mich gern mal im Haus umsehen.«
    »Und was würde das beweisen? Wenn ich mein Kind so sehr schlage, dass ein Nachbar – von denen der nächste mehrere hundert Meter weit entfernt wohnt – sie schreien hören kann, würde man ihr das nicht ansehen? Suchen Sie nach Blutlachen?« Aus dem Lächeln war ein fast liebenswertes Grinsen geworden, nur dass es einen Tick zu breit war.
    »Ich verschaffe mir nur einen Eindruck. Das ist ganz normale Routine.«

    »Für mich nicht.«
    »Das weiß ich. Es tut mir sehr leid, Christina, aber wenn uns so ein Hinweis erreicht, dann müssen wir ihm nachgehen.«
    »So spät? Es ist schon Schlafenszeit für Kelly.«
    »Das Unwetter hat mich aufgehalten. Ich kann mich nur noch einmal entschuldigen.«
    Christina Shepard neigte zu dramatischen Bewegungen. Sie schwang herum und gestikulierte mit den Händen, als kritzelte sie Unterschriften in die Luft. Kelly und der Hund folgten ihr instinktiv, immer ein kurzes Stück

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