Schmerzlos: Thriller (German Edition)
unten. Das hintere Ende des Pick-ups ächzte unter dem Druck. Jetzt zersplitterten die Rücklichter. Die Verriegelung der Heckklappe gab nach, sie sprang auf, und das Gitter knallte darauf, immer noch auf dem Weg nach unten. Der vordere Teil des Pick-ups hob sich. Das Gitter ächzte und schepperte, dann blieb es nach einem letzten lauten Kreischen endlich stehen.
Das Heck des Wagens war völlig demoliert, samt Stoßdämpfern, Reifen und Felgen. Das Gitter hatte etwa einen halben Meter vom Boden entfernt angehalten.
»Meine Versicherung bringt mich um«, sagte Jesse.
Ich rannte zu ihm und umarmte ihn. »Jesse, das ist Grund Nummer neunundneunzig. Alles in Ordnung mit dir?«
Er hielt sich im Türrahmen fest, um nicht herauszufallen. »Mir geht’s gut.«
»Ich habe deine SMS bekommen. Was ist passiert? Wie schwer bist du verletzt?
»Ich bin nicht verletzt. Und ich hab dir auch keine SMS geschickt.«
Wir starrten uns an.
»Swayze hat mein Handy.«
»Mist.«
»Und die Glock.« Er packte meinen Arm. »Coyote ist hier. Ihr Pick-up parkt vor dem Wartungsraum unten auf Ebene vier.«
Wir warfen einen Blick hinter uns, in die Garage.
Jesse sprach leiser. »Ihr müsst hier weg. Swayze hat die SMS benutzt, um dich herzulocken. Und sie hat dich benutzt, um Coyote herzulocken.«
Meine Mutter war fassungslos. »Dieses Miststück. Dieses dreckige, verlogene Miststück. Sie hat Coyote den Auftrag zu dieser Mordserie gegeben, nicht wahr? Und jetzt will sie euch auch noch loswerden.«
»Und sich dann vielleicht Coyote vom Hals schaffen«, sagte Jesse. »Das Ganze soll hier über die Bühne gehen, in diesem leeren Hochhaus. Vielleicht hat sie ja schon einen Putztrupp in Bereitschaft, der hinterher aufräumt.«
Wir starrten das Gitter an. Es war noch genug Platz, um uns darunter durchzuzwängen, aber den Rahmen des Rollstuhls würden wir nicht nach draußen schieben können.
»Ich werd dich nicht alleinlassen.«
Er schüttelte den Kopf. »Du bringst dich und das Kind in Sicherheit.«
Meine Mutter starrte nach oben auf die Straße. »Wenn Coyote den Strom abgeschaltet hat, will sie damit vielleicht dafür sorgen, dass das Gebäude evakuiert wird. Sie könnte da draußen auf euch warten.«
»Das bezweifle ich«, sagte ich. »Ich glaube, sie ist oben bei Primacon.«
Aus der Ferne drangen Polizeisirenen zu uns.
»Gott sei Dank«, sagte ich.
Meine Mutter legte mir die Hand auf den Arm. »Ich laufe hoch in die Eingangshalle und bringe die Polizei dann hier runter.«
»Du gehst nicht allein«, wandte ich ein.
Sie kramte in ihrer Handtasche herum und drückte mir ein Pfefferspray in die Hand. »Wenn dir jemand zu nahe kommt, drückst du auf den Knopf da. Dann halten sie sich die Hände vors Gesicht und kreischen wie kleine Mädchen.«
»Und was ist mit dir?«
»Ich hab noch ein Spray. Und ein Feuerzeug.« Sie lugte in ihre Tasche. »Und einen Schraubenzieher.«
»Mom.«
»Und einen Müsliriegel, aber der dürfte uns nicht viel nützen.«
»Wie zum Teufel hast du die Sachen ins Flugzeug gekriegt?«
»Ich habe die Tasche auf der Rollbahn abgegeben, damit sie im Frachtraum transportiert wird. Du hast es nicht gemerkt, weil du ununterbrochen telefoniert hast.« Sie drückte meinen Arm. »Ich stelle mich an ein Fenster und winke ihnen. Das ist am sichersten.«
Sie warf einen schrägen Blick auf Jesse. Ich wusste, was sie dachte. Die Polizisten würden das Gebäude mit gezogener Waffe stürmen, und sie glaubten nicht nur, dass er einen Tatort verwüstet hatte, sondern hielten ihn auch noch für Coyotes Komplizen. Einer von uns musste mit ihnen reden und sie davon überzeugen, dass Jesse ungefährlich war. Das LAPD war nicht gerade dafür bekannt, dass es bei der Verhaftung von Verdächtigen besonders zartfühlend vorging.
»Wenn wir oben erscheinen, möchte ich Archie und Atkins wie die Meerschweinchen quieken hören.«
»Keine Sorge. Sie werden mir schon irgendeinen Vorwand liefern, um das Pfefferspray zu benutzen.«
Die Sirenen wurden lauter. »Beeil dich.«
Sie rannte zum Treppenhaus. Jesse steckte die Räder am Stuhlrahmen fest. Er wirkte ziemlich erschöpft.
»Was sollte denn dieser Blick eben?«
»Das LAPD hat einen Haftbefehl auf dich ausgestellt. Du solltest dir also besser überlegen, dich zu stellen.«
»Ich hatte schon so was befürchtet. Wie schlimm ist es?« Er strich die Haare aus dem Gesicht. »Mist«, sagte er, als er den Ausdruck auf meinem Gesicht sah.
»Mach dir keine Sorgen, das schaffen wir
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