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Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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schon.«
    Er zog mich an sich und umarmte mich.
    »Danke, dass du gekommen bist«, flüsterte er.
    Für einen Moment hätte ich fast die Kontrolle über mich verloren. Ich spürte, wie Tränen in mir aufstiegen. Jesse wusste nicht, was passiert war, und am liebsten hätte ich ihm jetzt alles erzählt. Doch wenn ich damit anfing, würde ich nicht so schnell wieder aufhören können. Ich richtete mich auf.
    »Dito«, sagte ich.
    Er manövrierte den Rollstuhl heran, schob sich hinein und wendete. Dann legte er das Montiereisen auf seinen Schoß. Die Eisenstange und das Pfefferspray waren die einzigen Waffen, die wir hatten, aber immer noch besser als nichts. Wir bewegten uns wachsam Richtung Fahrstuhl.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber es ist großartig, in diesem Rollstuhl zu sitzen.«
    Ich drückte auf den Rufknopf. Als ich ihm die Hand auf die Schulter legte, hoffte ich, dass er nicht merkte, wie sehr sie zitterte. Der Fahrstuhl kam, die Türen öffneten sich.
    Meine Hand krallte sich in Jesses Schulter. Mit der anderen hielt ich mir den Mund zu, um den Schrei zu ersticken, der sich in meiner Kehle bildete.
    Die Wände des Fahrstuhls waren über und über mit Blut bespritzt. Auf dem Boden lag Archie. Coyote hatte ihm die Kehle durchgeschnitten.

35. Kapitel
     
    Völlig außer Atem erreichte ich das obere Ende der Treppe. Die Tür führte in die Eingangshalle. Ich hielt die Luft an und öffnete sie einen Spaltbreit.
    Die Beleuchtung flackerte, als wäre sie defekt. Im Atrium schienen ein paar Lampen kaputtgegangen zu sein. Ich stahl mich in den Schatten. Wenn ich es am Fahrstuhl vorbei um die Ecke schaffte, hatte ich freien Blick auf den Empfang, die Fenster vorne und die Straße. Und, bitte, Gott, auch auf meine Mutter. Meine Absätze klackten auf dem Marmorboden. Rasch streifte ich meine Schuhe ab und tappte weiter, meine eigenen Atemzüge ein lautes Rauschen in meinen Ohren.
    Der Fahrstuhl klingelte, und die Tür ging auf. Wieder lag Archies ausgeblutete Leiche vor mir. Die Wunde an seinem Hals wirkte wie ein rotes Grinsen. Ich wandte mich ab. Vor mir flackerte die Beleuchtung. Keine Blaulichter, keine Sirenen.
    Als ich an die Ecke kam, lugte ich vorsichtig herum.
    Die Eingangshalle war leer.
    Die unruhige Beleuchtung und die aufblitzenden Scheinwerfer auf dem Wilshire Boulevard machten aus dem Gebäude das Set eines Science-Fiction-Films. Plötzlich entdeckte ich am Bordstein einen Streifenwagen. Ich stürmte durch die Eingangshalle auf die Fenster zu. Oh nein. Der Polizist stieg gerade wieder ein und schlug die Tür zu. Er würde mich nicht hören. Ich schaute mich um. Die Topfpflanzen waren alle größer als ich und zu schwer zum Hochheben.
    Der Empfang. Ich stürzte hinüber und packte Archies Stuhl.
    Dann erstarrte ich. Unter dem Schreibtisch lag Atkins, der dürre Sicherheitsbeamte. Seine Lippen waren blau, dazwischen hing die Zunge heraus. Sein Kopf stand in einem merkwürdigen Winkel ab, der an eine Marionette erinnerte. Und er war nicht nur tot, er war auch fast nackt. Hemd, Hose und Mütze seiner Uniform fehlten, er trug nur noch seine Unterhose. Während ich den Stuhl auf seinen Rollen hinter mir herzog, rannte ich wieder zur Fensterfront. Der Streifenwagen war noch da, hatte aber schon die Scheinwerfer eingeschaltet.
    Mit einem lauten Schrei schwang ich den Stuhl in die Luft und schleuderte ihn gegen das Fenster. Dann drehte ich mich weg und verbarg mein Gesicht in den Armen.
    Rums.
    Der Stuhl prallte von dem Glas ab und fiel laut polternd auf den Marmorboden. Ich stand mit offenem Mund da. Das Glas wies lediglich eine kleine, erbsengroße Bruchstelle auf. Dieses verdammte neue Sicherheitsglas. Wütend trat ich gegen das Glas, während der Polizist den Blinker setzte, sich in den Verkehr einfädelte und dann über den Wilshire Boulevard verschwand.
    »Nein. Nein!«
    Ich lehnte meinen Kopf an das Glas, doch dann richtete ich mich auf und drehte mich um. Diesem Gebäude den Rücken zuzukehren, war ausgesprochen dumm. Ich lief zum Empfang, beugte mich vor und griff nach dem Telefon.
    Als ich den Hörer in der Hand hielt, merkte ich, dass das Kabel durchgeschnitten war.
    Ich ließ den Hörer fallen. Dann nahm ich ihn wieder auf und packte ihn diesmal wie eine Keule, während mein Blick durch die Eingangshalle und nach oben zu den Zwischengeschossen wanderte, die um das Atrium herumführten.
    Ich musste meine Mutter finden. Ich musste sie und Jesse hier rausbringen. Und ich

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